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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Es dauerte eine Weile, bis unten an der Eingangstür der
Summer ertönte, kurz darauf öffnete ein Mann mit einem ansehnlichen
Wohlstandsbauch die Wohnungstür. Er erschrak, als er unverhofft die Beamten
dort stehen sah. Die Hosenträger lagen direkt auf dem Feinrippunterhemd auf.
Auf ein Oberhemd hatte er verzichtet.
    »Zu uns?«, fragte er. Von ihm ging der dezente Geruch einer
Kombination aus Zigarettenqualm und Bier aus, auch wenn er nicht den Eindruck
erweckte, angetrunken zu sein.
    »Herr Hesselbarth?«, fragte Große Jäger.
    »Bin ich nicht. Mein Name ist Helmut Schmidt.«
    »Ich bin Bill Clinton«, knurrte der Oberkommissar.
    »Wollen Sie mich verarschen?«
    »Wir sind von der Polizei und möchten ein paar Auskünfte zu einem
ehemaligen Mitbewohner.«
    »Zu wem?«
    »Adolph Schierling.«
    »Kenn ich nicht.« Schmidt wollte die Tür schließen, aber Große Jäger
hielt sie auf. »Nix da. Seit wann wohnen Sie hier?«
    »Warum?«
    »Weil es die Polizei interessiert.« Er zog sein Handy aus der
Tasche. »Ich rufe jetzt die uniformierten Kollegen. Die bringen einen Computer
mit. Dann sehen wir uns die Meldedaten an. Online heißt das. Kapiert? So haben
Ihre Nachbarn auch ein wenig Unterhaltung. Die werden sich fragen, was die
Polizei beim Unterhemd-Schmidt wollte.«
    »So geht das nicht«, protestierte Schmidt.
    Große Jäger strecke ihm die Hand entgegen. »Um einen Fünfer. Wetten,
dass doch?«
    »Da kann ja jeder kommen.«
    »Sehe ich aus wie jeder?« Große Jäger streckte sich und bog das
Kreuz durch.
    Schmidt musterte ihn, ersparte sich aber die Antwort. »Ich bin hier
nur Gast.«
    »Dauergast?«
    »Öfter«, sagte er kleinlaut. »Muschi. Komm mal«, rief er in die
Wohnung.
    Aus dem Hintergrund tauchte eine Frau im Bademantel auf. Die
Lockenwickler im Haar wurden von einem durchsichtigen Haarnetz umhüllt.
    »Was’n los?«
    »Hier sind welche von der Polizei. Die wollen was übern Dingsbums
wissen.« Er wandte sich Große Jäger zu. »Wie hieß der Bursche?«
    »Adolph Schierling.«
    »Ach der«, sagte Frau Hesselbarth. »Wieso denn? Der ist doch tot.
Hab ich in der Zeitung gelesen. Der wohnte ja schon lange nicht mehr hier.«
    »Sie kannten ihn?« Christoph hatte es dem Oberkommissar überlassen,
die Fragen zu stellen.
    »Kennen ist zu viel. Wir haben im selben Haus gewohnt. Sonst war
nichts weiter.«
    »Wohnte Herr Schierling allein?«
    »Ja, klar doch. Ein eingefleischter Junggeselle. Ruhig. Anständig.«
Sie erhob ihre Stimme und drehte den Kopf in Richtung des Treppenabsatzes, der
ins Obergeschoss führte. »Der war nicht so ein Krawallbruder wie das Pack da
oben. Das hältst du doch nicht aus. Ständig diese Negermusik.« Dann sprach sie
wieder leiser. »Von Schierling hat man nichts gehört. Mucksmäuschenstill war
der. Manchmal habe ich mich gefragt, ob der überhaupt noch lebt. Den habe ich
tagelang nicht gesehen oder gehört. Ein feiner Mensch. Na, er war ja auch
Beamter. Das hat man gleich gemerkt. Immer höflich, immer nett. Und adrett. Der
ist nicht so rumgelaufen wie du Schlawiner.« Dabei zog sie an Schmidts
Hosenträger und ließ das Gummi zurückschnellen. »Schade, dass er ausgezogen
ist. Passte gut in dieses Haus. Hat sich aber irgendwo nach Nordstrand
zurückgezogen.«
    »Hatte Herr Schierling Besuch? Oft? Manchmal?«
    »Davon hab ich nichts mitgekriegt. Nee. Ich glaube nicht. Der kam
gut mit sich allein zurecht.« Sie fasste sich prüfend an die Haare. »Ich muss
mich mal wieder um meine Schönheit kümmern. War’s das?«
    Große Jäger wünschte ihr viel Erfolg und zeigte mit ausgestrecktem
Zeigefinger auf Helmut Schmidt. »Und Sie sollten ins Bürgerbüro gehen und sich
anmelden.«
    Eilfertig nickte der Mann, bevor er die Wohnungstür ins Schloss
fallen ließ.
    Christoph war unzufrieden. »Überall hören wir das Gleiche.
Ruhige, unauffällige Männer ohne wahrnehmbaren Kontakt zur Außenwelt. Mit wem
haben wir es hier zu tun?«
    »Das ist eine spannende Frage«, stimmte Große Jäger zu. Er sah auf
die Uhr. »Irgendjemand muss uns sagen können, was die Leute früher gemacht
haben. Wo war Hohenhausen vor 1970? Was hat Adolph Schierling gemacht? Wie hat
Dr. Pferdekamps Leben ausgesehen, bevor er die Praxis in Garding eröffnet
hat? Auffällig ist, dass sich alles um das Jahr 1970 konzentriert. Ab da können
wir rekonstruieren, wie die Lebenswege verlaufen sind. Dafür gibt es Zeitzeugen
oder zumindest Auskünfte vom ›Hörensagen‹. Aber was war davor?«
    »Auch bei Holger

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