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Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Nebelfront - Hinterm Deich Krimi

Titel: Nebelfront - Hinterm Deich Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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eintraten. Kruschnicke war die
Überraschung anzumerken, als er Lenny sah.
    »Du? Wie kommst du hierher?«
    Große Jäger registrierte eine Mischung aus Erstaunen und verhaltener
Freude.
    Bevor er Lenny bremsen konnte, sprudelte es aus dem heraus, was er
alles erlebt hatte. Der Bericht war allerdings so sprunghaft und hastig, dass
Kruschnicke die Zusammenhänge nicht verstand. Große Jäger erklärte es ihm in
zwei Sätzen.
    »Lenny ist ein Kollege von mir«, sagte er und legte seinen Arm um
Lennys Schulter. »Wir haben ein paar Fragen an Sie«, wandte er sich an
Kruschnicke. »Sie waren als Kind in Tönning?«
    Der Mann presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Seine
Augen begannen zu flackern, die Hände zitterten. Aber er schwieg.
    Stattdessen mischte sich Buschinski ein.
    »Muss das sein?«, schimpfte er. »Das können Sie nicht mit Holger
machen. Was meinen Sie, weshalb wir hier sind?«
    »Wir haben einen Mord aufzuklären, ein verschwundenes Kind und ein
paar andere Straftaten. Da kann ich keine Rücksicht auf Befindlichkeiten
nehmen.«
    Buschinski sprang auf. »Befindlichkeiten nennen Sie das? Ist es eine
Befindlichkeit, wenn ein Menschenleben zerstört wird?«
    Große Jäger wollte dem Mann antworten, sie wurden aber von Lenny
unterbrochen, dem noch etwas zu seiner Fahrt im Streifenwagen eingefallen war,
was er unbedingt loswerden musste.
    »Wenn wir Licht in die Vorgänge bringen können, die zum Teil über
vierzig Jahre her sind, hilft das vielleicht auch Ihnen«, versuchte Große Jäger
sein Vorhaben in sanfter Tonlage zu erklären, nachdem er sich um Lenny bemüht
hatte.
    »Jetzt kümmert sich jemand auf einmal um uns? Pahh! Das sind doch
alles Lügen.«
    Große Jäger rückte näher an den Mann heran. »Wir wissen, dass Herr
Kruschnicke als Kind im St.-Josef-Heim in Tönning war. Kennen Sie sich daher?«
    Buschinski wandte sich demonstrativ ab und verschränkte die Arme vor
der Brust.
    »Es wäre hilfreich, wenn Sie mit uns sprechen würden«, sagte Große
Jäger bittend.
    »Ich rede mit niemandem. Soll ich den Arzt holen?«
    Daran war Große Jäger nicht gelegen.
    »Warum willst du nicht reden?«, mischte sich Lenny ein und stupste
Buschinski freundschaftlich an. »Bist du ein Freund von Holger?«
    »Lass mich«, sagte Buschinski deutlich ungehalten.
    Noch einmal stupste Lenny ihn an. »Bist du böse?« Dabei verdrehte er
kunstvoll seine Augen.
    Große Jäger sah, wie sich Buschinskis finstere Miene unmerklich
aufhellte.
    »Nein, ich bin nicht böse.«
    »Bist du Holgers Freund?« Lenny zeigte sich beharrlich.
    Buschinski nickte unmerklich.
    »Ich kenn dich aber nicht. Ich bin auch Holgers Freund.«
    »Holger und ich sind schon lange Freunde. Seit unserer Kindheit.«
    »Du bist doch kein Kind mehr«, stellte Lenny fest.
    »Wir sind nie Kinder gewesen«, grummelte Buschinski.
    »Wart ihr immer groß?« Lenny schüttelte sich. »Ich war ein Kind. Das
war schön. Mama hat auf mich aufgepasst. Und ich durfte spielen.«
    Mit Erstaunen verfolgte Große Jäger den Dialog zwischen den beiden.
Auch Kruschnicke hörte aufmerksam zu.
    »Wie heißt du eigentlich?«
    »Ich bin Lenny. Und Armin«, schob er hinterher.
    »Was denn nun?«
    »Eigentlich heißt mein Freund Armin«, erklärte Große Jäger. »Aber
alle nennen ihn Lenny.«
    »Das bin ich.« Lenny zeigte auf sich selbst. »Wieso warst du kein
Kind?«
    »Ach, Lenny, das ist eine lange Geschichte. Sei froh, dass du eine
Kindheit hattest. Unsere hat man uns geraubt.«
    Lenny wurde hellhörig. »Wer hat das Kind geklaut?«
    Jetzt musste Buschinski lachen.
    »Das Kind hieß Günter Steppujat«, warf Große Jäger beiläufig ein.
    Schlagartig veränderte sich der Ausdruck in Buschinskis Gesicht.
    »Was soll das?«, fragte er den Oberkommissar.
    »Günter Steppujats Kindheit war noch trostloser als Ihre. Er durfte
sie nicht einmal zu Ende leben.«
    Buschinski sprang auf und riss Kruschnicke mit sich. »Komm, Holger,
diese Scheiße müssen wir uns nicht anhören.«
    Kruschnicke löste sich von seinem Griff. »Peter! Wir sollten endlich
einmal darüber reden.«
    »Reden. Reden. Immerzu reden. Damit reißt du doch nur die alten
Wunden auf. Wie oft haben wir mit Dr. Jamali gesprochen. Du. Ich. Wir
zusammen. Und? Damit ist der ganze Mist immer noch hier drin.« Er schlug sich
mit der geballten Faust gegen die Brust. »Du weißt selbst, wie es im Kopf
brummt. Nachts wirst du wach. Schweißgebadet. Plötzlich tauchen die alten
Bilder wieder auf. Ich liege

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