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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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skurrile Figur. Nachdem der Vater jene merkwürdige Antwort gegeben hatte, war Adrians Misstrauen nicht gerade kleiner geworden. Frau Lorenz spielte auch eine undurchsichtige Rolle. Was hatte sie am Morgen – während ihrer Arbeitszeit und nach dem Gespräch mit Adrian – in Kaiserswerth zu suchen gehabt? Immerhin wusste Adrian dadurch, dass die Lorenz und Hecker junior sich kannten. Das passte zu den Andeutungen von der Meester. Und was war mit Arie? Hatte er die Wahrheit gesagt? Existierte wirklich ein Tagebuch von Tante Martha? Dann wäre nicht nur das Manuskript brisant, sondern auch das Tagebuch.
    Er merkte plötzlich, dass ihm vor Hunger fast schlecht war. Kurz entschlossen hielt er auch noch an einer Imbissbude, aß sich satt und setzte dann seinen Weg fort.

Der Antiquitätenhändler
    In der Düsseldorfer Innenstadt, nahe der Kö, residierte der Antiquitätenhändler namens Adler in guter Geschäftslage mit exquisiten Waren im Schaufenster und goldgerahmtem Namenszug, der den Zusatz »seit 1927« trug. Über der Eingangstür prangte ein Adler, ebenfalls in Gold. Adrian sah durch das Schaufenster in den Laden und bemerkte im hinteren Teil des großen Lokals einen schwergewichtigen Mann im Anzug, der mit einem schmaleren Mann redete. Die Köpfe konnte er nicht sehen, da zu viele Möbelstücke, Prunk und Pomp den Blick versperrten.
    Von den Kriminalbeamten war nichts zu sehen. Vermutlich waren sie schon wieder weg. Der Spur hatten sie sofort folgen müssen; alles andere wäre fahrlässig gewesen. Adrian überlegte zum wiederholten Male, wie er an Informationen kommen und sich selbst dabei außer Gefahr halten könnte, und wunderte sich, ob sein Besuch außer einem erhöhten Pulsschlag überhaupt etwas bringen würde. Aber wer A sagt, muss auch B sagen, dachte er wieder einmal und betrat den Laden. Sein Kommen wurde von einem trägen »Dingdong« in elektrischer Ausführung im gesamten Geschäft angekündigt. Der schwergewichtige Mann kam langsam und mit hörbarem Schnaufen nach vorne. Dabei erzeugten seine Arme, die sich kaum vom Oberkörper zu lösen schienen, ein reibendes Geräusch. Der andere Mann war verschwunden.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Sind Sie Herr Adler?«

    »Zu Diensten.«
Adrian lag eine flapsige Erwiderung auf diese altmodische Antwort auf der Zunge, aber er fand, dass die geschwollene Redeweise irgendwie in den Laden mit all den alten Sachen passte.
    »Tja, es ist so, ich bin auf der Suche nach einem besonderen Geschenk für meine … für meine Großmutter«, er wählte extra den Begriff ›Großmutter‹ und nicht etwa ›Oma‹, um sich der Umgebung anzupassen, »und meine Großmutter hat früher schon immer von Ihrem Geschäft geschwärmt – nur waren ihr die Dinge immer eine Spur zu teuer. Sie wissen vielleicht, wie das ist, wenn man von einer bescheidenen Rente leben muss. Trotzdem hat meine Großmutter sich immer ihren exquisiten Geschmack bewahrt und Wert auf Qualität und Echtheit gelegt. Sie hat lieber weniger, aber dafür sehr gute Möbel und Schmuck gekauft.«
    Adrian schwieg einen Moment lang, um die Wirkung seiner Worte auf den Herrn, den er auf Anfang 70 schätzte, zu kontrollieren. Herr Adler starrte Adrian ausdruckslos an. Die Hände hatte er hinter seinem Rücken verschränkt. Adrian wunderte sich insgeheim, wie er die kurzen Arme nach hinten bekam. Der Mann wippte auf und ab, wobei seine Lederschuhe ein gleichmäßiges knarrendes Geräusch produzierten. Adrian hatte das Gefühl, er wäre wieder Kind und stünde seinem ersten Klassenlehrer gegenüber. Kurzfristig fühlte er sich unsicher, verbat sich diese Regung aber sogleich wieder. Er räusperte sich.
    »Ja, also, wissen Sie, meine Großmutter lebt in einem Seniorenstift …« Keine Änderung in Herrn Adlers Gesicht.
    »In einem Seniorenstift in Viersen-Süchteln …«
    Nun änderte sich etwas: Herr Adler hörte auf zu wippen und seine Augen fixierten ihn regelrecht. Adrians Mund wurde trocken. Der Bluterguss an seiner Schläfe pulsierte plötzlich eindringlich, als signalisiere er Gefahr.
    »In diesem Stift hat sie eine Freundin …«, Adrian überlegte, ob es nicht schlauer wäre wegzurennen, »und diese Dame hat ihr von einer Kette erzählt. An dieser Kette …« Doch besser die Beine in die Hand nehmen? Herr Adler hatte plötzlich Schweißperlen auf der Stirn stehen. »… ist so eine Art Amulett und dieses Schmuckstück soll etwas mit der heiligen Irmgard zu tun haben.«
Die Schweißperlen auf Herrn

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