Nebelgrab (German Edition)
war!«
»Mein lieber Herr Gesangsverein!« Hubert wischte sich über die Augen und sah Konrad dann mitfühlend an. »Du wärst jetzt tot, du wärst tot,
Konrad, und nicht dieser Verbrecher!«
»Ja, ich wäre jetzt tot.« Konrad fiel in einen
Sessel, der seitlich vor der Garderobe stand.
Hubert setzte die Tasche langsam ab. Er ließ sich ebenso langsam auf dem Boden nieder. Minutenlang sagte keiner etwas.
Hubert starrte unentwegt die Tasche an. Ihretwegen waren schon zwei Menschen gestorben. Sein Freund fühlte sich schuldig an einem der Todesfälle, obwohl er ihm, Hubert, nur einen Gefallen tun wollte.
»Wie bist du dem Mörder entwischt?«, fragte Hubert schließlich und sah Konrad beim Wort »Mörder« zusammenzucken.
»Ich bin gerannt, einfach nur gerannt.« Es schellte. Beide Männer zuckten zusammen.
»Erwartest du jemanden?«, flüsterte Hubert. Konrad schüttelte den Kopf. Sie sahen mehrere Silhouetten durch das Milchglasfenster der Tür und hörten Gemurmel.
»Ein Mörder murmelt nicht vor der Tür«, sagte Hubert, stand auf und humpelte zur Tür.
Lene, Sophie und Martha traten ein; sie blickten ernst, fast böse. Doch als sie Konrad sahen, waren sie nur noch bestürzt.
»Was ist geschehen?«, fragte Lene.
Zwei Stunden später packten sich in Konrads Garten fünf junge Leute bei den Händen, frierend, mit Erde beschmutzt, und taten einen feierlichen Schwur: Die Tasche solle auf immer und ewig in der Erde verborgen bleiben. Ein Baum solle gesetzt werden, der mit seinen Wurzeln den Schatz hütet. Alle Anwesenden schworen Stillschweigen über das Geheimnis, damit niemand mehr zu Schaden kommen würde.
»Ich wollte schon immer einen Kastanienbaum haben«, sagte Konrad, als die Fünf nach getaner Arbeit wieder ins Haus gingen, und versuchte schon wieder ein Lächeln.
Lene sagte nachdenklich, wie zu sich selber: »Ob dieser Adler seinen Namen auch als Symbol benutzt?« Martha horchte auf und sah ihre neu gewonnene alte Freundin aufmerksam an.
Überfall im Auto
Adrian atmete hörbar aus. Das war es also! Der
Schatz war noch immer in Wiedeners Garten! Er faltete nachdenklich die Blätter zusammen, um dann zum Haus der Heckers zu gehen. Plötzlich nahm er einen Schatten wahr, doch bevor er reagieren konnte, wurde seine Autotür auch schon aufgerissen und ein vermummter Mann packte ihn am Kragen!
Er wurde auf den Bordstein gezerrt, die Papiere flogen durcheinander, ein Fausthieb traf ihn hart und bestimmt an der Schläfe. Dass seine Brille wegflog, merkte er noch, dann wurde es dunkel …
»Guten Morgen, Herr Seemann«, sagte eine sympathische Stimme und Adrian wusste, dass sie einem Menschen gehörte, den er bereits kannte. Richtig. Als er die Augen öffnete, sah er, dass Kommissar Freund ihn anlächelte. Mühsam erhob sich Adrian in eine sitzende Position und fand sich auf einem Sofa in einem fremden Wohnzimmer wieder.
»Wie geht es?«, fragte der Kommissar.
»Au!«, entfuhr es Adrian und er fasste sich an die Schläfe.
»Das wird Sie noch ein paar Tage beschäftigen«, meinte der zweite Kommissar und beugte sich etwas vor.
»Was für ein Aufwand«, sagte Adrian verwundert. »Sie sind doch wohl nicht gekommen, weil ich eine abgekriegt hab?«
»Wir sind genau deswegen hier, Herr Seemann, und dass sie nur eine abgekriegt haben, haben Sie uns beziehungsweise Ihrer Freundin zu verdanken.«
»Ich verstehe nicht«, sagte Adrian und blinzelte. Herr Freund reichte ihm seine Brille. Sie war unversehrt.
»Sie könnten tot sein.«
»Und warum bin ich’s nicht?«
»Weil wir Sie beobachtet haben. Ihre Freundin,
Frau Fabian, meinte, Sie zu beobachten würde sich sicher lohnen. Nun, wie ich sehe, haben wir zumindest Ihr Leben retten können. Und jetzt sind Sie dran!« Er betonte das »Sie« mit einem eindeutigen Fingerzeig auf Adrian.
»Womit?«
»Uns zu sagen, was Sie wissen. Warum Sie zum Beispiel unter den Gaffern waren, nachdem Professor Wiedener gefunden worden war. Was haben Sie dort gemacht? Hatten Sie wirklich keine Gelegenheit, mit dem Mann zu sprechen?«
Adrian empörte sich – innerlich und äußerlich: Er war ertappt! Die wussten mehr, als sie zugaben; sie hatten ihn beim Lügen erwischt! Was sollte er tun?
»Sie verdächtigen mich doch nicht etwa?«, entfuhr es ihm dramatischer, als er gewollt hatte.
»Wir verdächtigen jeden, der sich verdächtig macht«, lautete die lapidare Antwort des Kommissars.
»Aber ich habe nicht mit Wiedener sprechen können, ich schwöre! Ich
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