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Nebelgrab (German Edition)

Nebelgrab (German Edition)

Titel: Nebelgrab (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Klein
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Situation waren unmöglich. Adrian zog seinen Reißverschluss der Jacke ein wenig nach unten, um noch mehr von der Heizung im Taxi zu profitieren. Seine Augenlider drohten zuzufallen, und er hielt sich in seiner Fantasie am Bild von Elke aufrecht. Sanft ruckelnd fuhr ihn das Taxi durch die Nacht.
    Er mobilisierte alle Kräfte und blickte kurz vor dem Ziel mit zusammengekniffenen Augen in die Nacht hinaus, um nicht etwa Elke zu übersehen. Da er seine Brille nicht mehr zur Verfügung hatte, war doppelt schwer zu erkennen, was er erkennen musste.
    »Halten Sie bitte hier!«, bat er den Fahrer; das Taxi war noch ungefähr 100 Meter von der Kirche entfernt.
    »Ähm, ich habe kaum Bargeld bei mir – glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass ich den Betrag auf Heller und Cent nachträglich zahle?«
Der Fahrer, der Adrian die ganze Fahrt über verstohlen über den Rückspiegel beobachtet hatte, drehte sich um. »Was willst du?«, fragte er entrüstet. »Ich soll dir abgerissener Person glauben? Für wen hältst du mich?«
    Adrian hielt sich den Kopf; der Mann sprach eindeutig zu laut.
    »Hören Sie, ich versteh ja, dass Sie das merkwürdig finden, aber es ist wirklich wichtig; und wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen alles, was ich dabei habe, als Pfand.« Er löste die Uhr vom Handgelenk und kramte nach seinem Personalausweis. »Ich stehe quasi unter polizeilichem Schutz, müssen Sie wissen.«
    Er hatte durchaus Verständnis dafür, dass der Taxifahrer Bedenken hatte, seine Geschichte zu glauben. Aber er fühlte sich so mies, dass er inständig hoffte, er müsse nicht mehr viel reden und der Fahrer akzeptiere endlich seine Beteuerungen. Schließlich nahm der Mann Adrians Personalausweis, vier Euro sechzig als Anzahlung und Adrians ehrlichsten Blick als Versprechen und fuhr ohne weiteres Gezeter davon. Adrian sah den Rücklichtern nach und überlegte, ob die Herausgabe seines Passes oder doch eher die Angabe der Namen und Telefonnummern der Kommissare ausschlaggebend gewesen war.
    Er bewegte sich dicht an den Häusern entlang Richtung Kirchplatz. Die Remigiuskirche ragte wie ein Mitwisser seiner Torheit vorwurfsvoll in den Nachthimmel. Adrian drückte sich an den Geschäften vorbei und spähte zwischen den Bäumen auf den kahlen Eingang des Gotteshauses. Es war niemand zu sehen. Er wartete ein paar Minuten im Schatten eines Einganges. Das angestrengte Spähen ließ den Kopfschmerz dumpf zurückkommen.
    Autoscheinwerfer näherten sich von der Süchtelner Straße aus. Ein Auto hielt in Höhe der Stadtschänke, dann rollte es wieder an, um daraufhin an den Parkplätzen seitlich der Kirche erneut zum Stehen zu kommen. Die Lichter erloschen.
    Adrians Herz wummerte in merkwürdigem Takt zum Kopfschmerz. Sekunden später hörte er eine Autotür, dann Schritte, fast tapsig. Bemüht, nichts zu verpassen, kniff Adrian wieder die Augen zusammen. Er trat vorsichtig ein, zwei Schritte aus seiner Deckung heraus. Jemand rief. Es war ein leises Rufen, eins in der Art, die besagt, dass jemand nicht auf sich aufmerksam machen möchte, aber doch nicht anders kann, um ein bestimmtes Ergebnis zu erzielen.
    Adrian war das Ergebnis. Nach zweimaligem Rufen konnte Adrian eindeutig seinen Namen identifizieren. Er ging langsam in die Richtung und war sich jetzt sicher, dass es Elkes Stimme war. Wer auch sonst? Niemand wusste, dass er hier war – außer dem Taxifahrer. Es war natürlich möglich, dass Elke trotz seiner Bitte, es nicht zu tun, wieder die Polizei informiert hatte. Immerhin war dadurch schon einmal sein Leben gerettet worden. Ob er unbewusst wieder darauf baute? Wie wollte er eigentlich die Meester zur Rede stellen? Ach ja, er wollte sie im Schlaf überraschen und dann selber die Polizei rufen. Schließlich hatte er die Nummer schon eingespeichert und brauchte nur auf Wahlwiederholung zu drücken. Ein kleiner Plan, aber bestimmt ausreichend. War das töricht? Ja, eindeutig, aber gleichzeitig unglaublich mutig. Und mit Elkes Kamera konnte er alles festhalten, was er hinterher vortrefflich in seinem Bericht ausschlachten würde.
    Als er die Umrisse erkennen konnte, atmete er erleichtert auf und ging etwas schneller.
    »Komm mit«, flüsterte Elke ohne eine Begrüßung.
    Sie zog ihn zum Auto, öffnete die Tür und schubste ihn fast hinein. Im selben Moment stieg Adrian der Katzengeruch in die Nase. Er wollte aufbegehren, doch von hinten waren sie plötzlich zu zweit. Der brutale Kerl war wieder da und stieß ihn auf die Rückbank,

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