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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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mächtigsten Zauberer der Solcata, dahingerafft von der Magie der Goldei! Ich erblickte das Antlitz der Roten Echse, und mein Arm verfaulte mir am Leib. Die Totenglocke von Bilmephal läutete Tag und Nacht, so entsetzlich wüteten die Echsen unter den Wehrlosen.«
    Ein angstvolles Raunen schwoll auf dem Platz an, unterbrochen von Schreckensrufen. Vereinzelt wurden auch Schmähungen gegen den Einarmigen ausgestoßen. Und dort bahnten sich einige Männer der Gilde mit entschlossenem Blick ihren Weg durch die Massen, um zu dem Wagen zu gelangen.
    »So ertrank Candacar im Blut, und die Mönche der Solcata wurden in alle Winde zerstreut«, hallte die Stimme des Mannes über den Platz. »Auch mir gelang die Flucht. Ich konnte ein Schiff der Goldei in meine Gewalt bringen und floh damit auf die Weiten des Nordmeeres. Oh, ich wünschte, ich hätte gemeinsam mit meinen Brüdern den Tod auf Bilmephal gefunden. Denn was ich an Bord des goldenen Schiffes sah, raubte mir schier den Verstand.«
    Die Gildenmänner hatten die Kutsche erreicht. Mit zornigen Rufen forderten sie den Einarmigen auf, vom Wagen herunterzusteigen. Doch dieser fuhr unbeirrt fort. »Bürger von Thax, ich kam, um euch zu warnen! Denkt an Candacars Schicksal und rüstet euch für die Schlacht. Nicht euer falscher Gott wird euch retten, nicht eure Priester, nicht eure Fürsten und euer Kaiser! Erhebt euch und kämpft, denn sonst endet ihr wie die Menschen von Bilmephal!«
    Einer der Gießer war auf den Wagen geklettert und versuchte, den Einarmigen von der Kutsche herunterzuzerren. Mit einer unglaublichen Wendigkeit entzog der Redner sich seinem Griff und versetzte dem Angreifer einen brutalen Schlag mit der geballten Faust. Der Gießer taumelte und stürzte von der Kutsche. Ein Aufschrei ging durch die Menge. Zwei weitere Gießer erklommen den Wagen. Doch darauf schien der Einarmige nur gewartet zu haben. Blitzschnell sprang er ihnen entgegen und ließ seinen Ellbogen auf den Kopf des ersten Gildenmannes niederkrachen. Mit einem Schrei ging der Angreifer zu Boden. Der zweite Gildenmann, nun vorsichtig geworden, wich zurück. Doch der Einarmige setzte ihm nach, und mit einem gezielten Tritt brachte er auch ihn zu Fall.
    Die Menge war in Bewegung geraten. Zahlreiche Menschen, von den drohenden Worten des Mannes eingeschüchtert, wollten den Platz verlassen; andere drängten neugierig näher zur Kutsche heran, um das Spektakel aus nächster Nähe verfolgen zu können. Nhordukael spürte ein Schubsen und Zerren. Er wurde von der Menge in Richtung der Heiligenstatuen abgedrängt, deren groteske Augen zu dem frevelhaften Redner herüberzuglotzen schienen. Nun waren auch Hornrufe zu hören; vom südlichen Ende des Platzes nahten die Stadtgardisten auf ihren Pferden. Vergeblich versuchten sie sich einen Weg durch die aufgebrachte Menge zu bahnen.
    Aufrecht stand der Einarmige auf der Kutsche, ein Verkünder des Unheils. Die Augen funkelten im Wahn, der nackte Körper war von Schneeflocken umwirbelt, seine Hand zur Faust geballt. »Hört meine Worte! Die Goldei sind nur der Anfang des Schreckens, der über unsere Welt hereinbricht!« Er bückte sich und ergriff das Tuch, mit der die neben ihm ruhende Kiste abgedeckt war. Mit einem Ruck zog er es fort. Die Menge hielt den Atem an. Unter dem Tuch war eine goldene Kiste zum Vorschein gekommen, mit seltsamen Einschnitten und Löchern versehen. Sie glänzte und funkelte im Licht des Mondes. »Dies fand ich an Bord des goldenen Schiffes, und es war nur eine Kiste von vielen. Ich bringe sie euch, Bürger von Thax; ich schenke sie euch! Sie soll euch eine Warnung sein!« Unzählige Augenpaare waren auf ihn gerichtet, als er sich herabbeugte und den Deckel der Kiste aufstemmte.
    Aus dem Inneren der Kiste strömte weißer Nebel, tanzte in der Luft, mischte sich mit den herabsinkenden Schneeflocken. Dann war ein Geräusch zu hören, ein schriller, hoher Schrei, und ein Rascheln, ein rastloses Peitschen aus dem Inneren der Kiste. Die Menschen nahe der Kutsche wichen entsetzt zurück. Zunächst war in den Schwaden des aufsteigenden Nebels nur ein Schemen zu erkennen. Nhordukael spürte, wie sein Herzschlag aussetzte, als sich das Wesen ganz aus dem Nebel erhob. »Seht her«, hörte er die verzerrte Stimme des Einarmigen schreien, »seht Drafurs Brut! Spürt Drafurs Zorn!« Schreckensrufe gellten über den Platz; panisch versuchte ein jeder sich in Sicherheit zu bringen. Heftiges Schubsen und Drängen setzte ein. Nhordukael bekam

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