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Nebelriss

Nebelriss

Titel: Nebelriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markolf Hoffmann
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und Euch zum Gesandten bestimmen. Doch denkt daran, dass Ihr die Verhandlungen in unserem Namen führt. Wenn Ihr versucht, uns zu täuschen …«
    »Ich wäre schlecht beraten, Euch zu täuschen«, entgegnete Baniter.
    »Ja, das wäret Ihr«, erwiderte Arkon. »Vergesst nicht, was Eurem Großvater einst das Genick gebrochen hat.« Mühsam unterdrückte Baniter den Zorn, der in ihm aufstieg.
    »Es hat ihn sein Leben und das halbe Fürstentum gekostet«, fuhr Arkon fort, »und Eurer Familie brachte es Schande bis zum heutigen Tag.«
    »Schweigt über meine Familie!«, stieß Baniter hervor. »Falls Euch mein Wort nicht ausreicht …« »Beweist es uns mit Taten, nicht mit Worten«, unterbrach ihn Arkon. »Wenn Ihr Euch loyal verhaltet, soll das Euer Schaden nicht sein.« Er machte eine gewichtige Pause. »Wir alle wissen, dass man Eurer Familie übel mitgespielt hat, als man Varona von Ganata abspaltete und somit ein neues Fürstentum schuf. Die Übertragung Varonas an Hamalov Lomis war nicht rechtmäßig. Man hätte Varona nach zehn Jahren an die Familie Geneder zurückgeben sollen, so wie es in der Prozessschrift gegen Euren Großvater vorgesehen war. Scorutar und Binhipar haben diese Bestimmung willkürlich außer Kraft gesetzt.«
    Unter anderem mit deiner Stimme,
dachte Baniter voller Verachtung.
Glaubst du wirklich, du könntest mit dieser Heuchelei meine Gunst gewinnen?
    »Ich habe mit Fürst Perjan über die Angelegenheit gesprochen«, fuhr Arkon fort. »Wir sind beide der Meinung, dass es an der Zeit ist, diese Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen. Varona und Ganata sollten wiedervereinigt werden … unter Eurer Herrschaft, Baniter.«
    Baniter gab sich Mühe, keine Gefühlsregung erkennen zu lassen. Doch innerlich kochte er.
Denkt ihr, ihr könnt mich kaufen? Denkt ihr, ein Baniter Geneder ist auf eure Hilfe angewiesen, um sich zurückzuholen, was ihm gestohlen wurde?
»Wieso sollte die Familie Lomis auf Varona verzichten?«, fragte er vorsichtig.
    Perjan Lomis lächelte. »Wir alle wissen, dass mein Bruder Hamalov als Herrscher Varonas versagt hat. Er hat den einst reichsten Landstrich Sithars ruiniert. Als Varona unserer Familie zugesprochen wurde, haben sich die Suant und die Nihirdi die wertvollsten Handelskontore unter den Nagel gerissen. Die Lomis mussten sich mit den kläglichen Resten zufrieden geben. Das werden wir ändern! Wenn meine Familie eine angemessene Entschädigung erhält, werde ich dafür sorgen, dass mein Bruder das Fürstentum an Euch zurückgibt. Ein wiedervereinigtes Ganata, geführt von einem starken Fürsten, ist auch im Interesse der Lomis.«
Ich verstehe,
dachte Baniter grimmig.
Ihr wollt mich mit der Fürstenkette abspeisen und den Gewinn in die eigene Tasche stecken. Du musst mich für unglaublich dämlich halten, Perjan … Doch gut, spielen wir das Spiel mit.
    »Ein verlockender Gedanke«, sagte er. »Würde der Thronrat dem zustimmen?«
    Arkon Fhonsa lächelte. »Zur Zeit wohl kaum. Doch der Silberne Kreis könnte seine Meinung in nächster Zeit durchaus ändern.«
    …
weil du glaubst, ihn bis dahin unter deine Kontrolle gebracht zu haben! Varona soll der Lohn dafür sein, das Geschirr der Macht einem neuen ›Gespann‹ anzulegen.
    Arkon streckte die Hand aus. »Nun, Baniter, sind wir uns einig?«
    Mit einem Nicken ergriff Baniter die Hand des Fürsten. In seinem Gesicht war keine Regung zu erkennen.
Ich bezweifle, dass du an diesem Handschlag große Freude haben wirst! Bald wird sich zeigen, wer nach wessen Melodie tanzt.
    Fackeln! Die schmale Gasse glomm in ihrem flackernden Licht, Schatten zuckten über die Mauern der gedrungenen Hauswände, unförmige Schemen. Und leise Stimmen waren zu hören, Rufe, gedämpft durch Wind und Regen. Bars Balicor hielt sein Pferd an. Mit einer kurzen Geste bedeutete er seinen Begleitern, es ihm gleichzutun. Vorsichtig schlug er die Kapuze seines Umhangs zurück. Er horchte.
    Ashnada ritt an seine Seite. Ihr schmales Gesicht verriet Ungeduld. »Was ist, Prior?«, fragte sie mit nur mäßig gedämpfter Stimme. »Wollt Ihr nicht weiter reiten, so kurz vor dem …«
    »Schweig!«, zischte Bars Balicor. »Hörst du nicht die Stimmen vor dem Tempel?«
    Ashnada zuckte mit den Schultern; ihr langes blondes Haar flatterte im Wind. »Es werden Bettler sein. Vielleicht beten sie oder warten auf eine Armenspeisung. Prior, ich denke wirklich, wir sollten …«
    »Bettler? Nein, das kannst du mir nicht erzählen.«, schalt Bars Balicor sie. Seine

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