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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Mittagessen.«
    »Wir müssten Ihnen auch noch ein paar Fragen stellen, aber wir kommen lieber später noch einmal wieder, ja?«, fragte die Kollegin des Dicken.
    »Das wäre wahrscheinlich besser. Sagen Sie, weiß meine Schwester schon Bescheid?«
    »Die Paola Steinlein meinen Sie?«, Bohnsack verneinte. »Im Gasthof waren wir zuerst, haben sie aber nicht angetroffen, und von dort hat man uns zu Ihnen geschickt. Gut, wir verabschieden uns dann mal. Frau Zapf, gibst du der Frau Sturm mal unsere Nummern, falls sie uns erreichen will.«
    Sabine Zapf zog eine Karte aus ihrer Jackentasche und legte sie auf den Tisch.
    »Dann wollen wir mal. Wiedersehen, Frau Sturm!«
    Rosi brachte die Beamten zur Tür. Eine Frage brannte ihr noch auf den Nägeln:
    »Haben Sie schon einen Verdacht, wer …?«
    »Wir ermitteln, Frau Sturm, und wir sind ganz am Anfang. Wir informieren Sie, sobald wir Genaueres wissen. Und wir melden uns dann später noch einmal bei Ihnen.«

     
    Langsam ging Rosi zurück in die Küche. Hell strahlte die Sonne durch die Fenster. Über dem Tisch summten ein paar Fliegen, die trotz des bunten Vorhangs aus Glasperlenschnüren vor der Tür zum Blumengarten ihren Weg herein gefunden hatten. Wirre Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Seit sie gehört hatte, dass ihr Vater wahrscheinlich umgebracht worden war, hatte sich ihrer eine unglaubliche Angst bemächtigt. Wo Johannes nur so lange blieb?
    »Mahlzeit!«, Florian stürmte herein. »Hab ich einen Hunger! Gibt’s noch nix?«
    Rosi fuhr aus ihren Grübeleien hoch.
    »Doch, doch Florian, gleich! Holst du bitte die Hanna und den Tobias herein, die haben Küchendienst. Sie sind hinterm Haus. Ich muss die Kräuter noch fertig machen …«
    Sie ging zur Spüle, wusch die Mischung aus Schnittlauch, Dill, Boretsch und Ysop und wiegte sie auf dem großen Holzbrett zu einem aromatisch duftenden, grünen Gemisch. Mit ihren Gedanken war sie nicht dabei.
    »Mamma! Warum sagst du denn nichts? Was wollte die Kripo vorhin hier?«
    Florian stand wieder im Raum. Wahrscheinlich hatten ihm Hanna und Tobias vom Besuch der Beamten erzählt. Florian war ihr Ältester, sie hatten gerade seinen 21. Geburtstag gefeiert. Er hatte fast seine ganzen Semesterferien hier verbracht und musste nun am Wochenende wieder zum Studium nach München. Florian wollte Tierarzt werden, und für ihn war klar, dass ein echter Tierarzt nur auf dem Lande praktizieren konnte – er hatte keine Lust auf Wellensittiche, Meerschweinchen und hysterische Großstadtkatzen. Auf dem Hof seiner Eltern fühlte er sich so richtig wohl, und außerdem waren hier immer eine Menge junger Leute, Praktikanten, die einen sozialen Dienst leisteten oder später Agrarwissenschaften studieren wollten und für Unterkunft, Verpflegung und ein Taschengeld auf dem Hof arbeiteten, und so war hier immer was los und die Arbeit machte umso mehr Spaß.
    »Ach, Flori! Der Opa ist gestorben.«
    »Echt? Das tut mir leid für dich, Mamma!«
    Er ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Er überragte seine Mutter um mehr als Haupteslänge.
    »Aber der Opa war doch sowieso ziemlich krank, oder?«
    Es wunderte Rosi nicht, dass der Junge nicht besonders betroffen war – er hatte seinen Großvater so gut wie nicht gekannt. Nie hatte er mit ihm gesprochen, ihn höchstens hin und wieder aus der Ferne gesehen, wenn er mit seinem Rollstuhl durchs Dorf rollte.
    »Und wieso kommt deswegen eigentlich gleich die Polizei hierher?«
    »Er ist mit dem Rollstuhl in die Felsengrotte gestürzt«, Rosi zögerte. »Es scheint Hinweise zu geben, dass es kein Unfall war.«
    »Boah! Mord?«
    Florian ließ sie los und riss die großen, braunen Augen noch weiter auf, und Hanna und Tobias, die nach ihm hereingekommen waren, machten große Ohren.
    »So, ihr macht jetzt schnell das Mittagessen fertig! Hanna, du rührst die Kräuter, den Knoblauch, die Zwiebeln, die anderen Gewürze und die Sahne in den Quark, und ihr Jungs deckt den Tisch fertig und schält die Kartoffeln. Ich bin gleich wieder da!«
    Rosi lief hinaus, um zu sehen, ob Johannes zurück war. Schon seit dem frühen Morgen war er draußen, um das Grünfutter für das Milchvieh einzubringen. Nach einem verregneten September herrschten jetzt endlich die richtigen Erntebedingungen. Der Geländewagen schoss auf den Hof, dass es staubte. Johannes, in einem ausgeblichenen grünen Overall, sprang aus der Beifahrertür. Er hatte Linus, einem der Praktikanten, das Steuer überlassen, und der gab in seinem jugendlichen

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