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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Überschwang öfter mal mehr Gas, als er sollte. Johannes versetzte ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, Linus grinste und rannte davon.
    »Machst du heute mein persönliches Begrüßungskomitee, mein Schatz? Das find ich ja nett.«
    Johannes umarmte seine Frau und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Auch er war mindestens einen Kopf größer als sie.
    »Du weißt’s noch nicht?«, fragte Rosi, als er sie wieder losgelassen hatte. Sie sah Johannes ernst an, der fragend mit den Schultern zuckte.
    »Was denn?«
    »Der Papa ist tot!«
    »Woher soll ich’s wissen? Ich war den ganzen Vormittag auf dem Feld!«
    Rosi schloss die Augen, doch es nutzte nichts, die Tränen liefen einfach so unter ihren Lidern hervor.
    »Du Arme! Das ist bestimmt nicht leicht für dich. Komm her!«
    Johannes schloss sie wieder in seine Arme, legte sein Kinn auf ihren Kopf und sah in die Ferne. So standen sie eine ganze Weile.
    »Aber du erwartest jetzt nicht, dass ich trauere, oder?«, murmelte Johannes in ihr Haar, und als Rosi nicht antwortete: »Jetzt kann der alte Mistkerl wenigstens kein Unheil mehr anrichten.«
    Sie schob ihn von sich weg und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    »Du brauchst mir nicht zu sagen, was du von ihm hältst. Keinem musst du das sagen. Jeder im Dorf weiß, dass ihr nie Freunde wart.«
    »Aber Rosi! Ich wollte dir doch nicht wehtun! Es ist nur – soll ich lügen, weil der Alte jetzt gestorben ist?«
    »Er ist nicht gestorben! Er ist ermordet worden!«
    »Ach.«
    »Ja! Er ist ermordet worden und die Kripo war hier und die kommen auch noch mal wieder!«
    Rosi schrie fast diesen letzten Satz. Johannes sah sie aufmerksam an. Er erkannte seine sonst so ruhige, gelassene Frau nicht wieder und suchte nach einer Erklärung für ihre plötzliche Hysterie. Dann begriff er langsam.
    »Das ist ja hoffentlich nicht dein Ernst, Rosi!«
    Aber sie antwortete darauf nicht mehr und lief ins Haus.

     
    »Ooh! War das gut!«, Georg Angermüller strich sich über den gewölbten Bauch. »Jetzt brauch ich aber mal ein bissle frische Luft.«
    Er zwängte sich aus der Eckbank und fing seine Mutter ab, die sich schon wieder emsig zwischen Spüle und Tisch hin und her bewegte.
    »Vielen Dank, Mamma! Das waren die besten Detsch, die ich seit Jahren gegessen hab!«
    »Des warn halt ganz normale Kartoffeldetsch, wie immer«, sagte seine Mutter ungerührt und wehrte sich gegen seine Versuche, ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken. »Da sind ja noch zwei übrig, die schmecken ach kalt.«
    Sie ließ die letzten beiden Kellen des dünnflüssigen Teiges in das heiße Schmalz fließen, dass es knisterte, und wendete sie, als sie eine goldbraune Farbe angenommen hatten und am Rand knusprig aussahen.
    Angermüller nahm sich die Zeitung, die er immer noch nicht zu Ende gelesen hatte, und ging hinters Haus zur Gartenbank. Die helle Sonne tat gut nach der dunklen Küche seiner Mutter und die Luft war auch besser hier draußen. In seinen Kleidern hing der Rauch vom Schweineschmalz. Georg rollte die Ärmel seines Hemdes hoch und beschloss, erst einmal bei Astrid in Lübeck anzurufen.
    »Ach, hallo Georg! Du bist also gut angekommen. Das hattest du ja gestern schon auf den AB gesprochen – gibt’s sonst noch was? Ich bin etwas in Eile.«
    »Ach so. Na ja, es ist wunderschön hier, tolles Wetter, gerade gab’s Detsch, die mögen die Kinder ja auch so gern – schade, dass ihr nicht hier seid! Wie geht’s Judith?«
    »Die ist schon wieder obenauf, du kennst sie ja! Wir wollen gerade zu ihr ins Krankenhaus. Entschuldige, aber Martin wartet draußen mit dem Wagen, wir müssen los!«
    »Wieso? Ist was mit dem Volvo?«
    »Nein, alles in Ordnung! Martins Urlaub ist geplatzt, und er kam vorhin hierher, weil er was mit mir besprechen will. Aber jetzt will er erst einmal mitkommen ins Krankenhaus und wir fahren mit seinem Wagen.«
    »Weißt du schon, ob ihr noch nach Niederengbach nachkommen könnt?«
    »Nein, das kann ich noch nicht sagen. Lass uns später noch mal drüber sprechen, ja?«
    »Na gut. Gruß und Kuss an die Kinder und gute Besserung für Judith!«
    »Danke! Grüß auch schön! Tschüss!«
    »Ach ja, grüß auch den Martin!«
    »Mach ich! Danke! Tschüss!«
    Nachdenklich legte Georg Angermüller sein Handy zur Seite. Martin. Er hatte ihn schon ewig nicht mehr gesehen, höchstens mal gesprochen, wenn er auf Astrids Arbeitsstelle anrief. Sein Urlaub war geplatzt. Was das wohl bedeuten mochte? Eigentlich sollte das doch so eine Art

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