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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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dort anboten, trank Angermüller ihn jedes Mal mit gemischten Gefühlen.
    »Grüßt euch, ihr zwei! Ihr habt was Schönes für mich?«, begrüßte Sabine Zapf die beiden Männer. Der eine, schlaksige war höchstens 30, hatte eine schicke Hornbrille und dunkles Haar und einen sehr schmalen, exakt gestutzten Kinnbart. Er trug einen blütenweißen Kittel und unter seiner schwarzen Hose lugten elegante, braune Wildlederslipper hervor. Sein Kollege schien doppelt so alt zu sein, wirkte graugesichtig und übernächtigt, was durch sein zotteliges, graues Haar noch verstärkt wurde. In Jeans und Sweatshirt hing er müde auf einem Hocker in der Ecke.
    »Das ist ein Kollege aus Lübeck, der sich mal ein bisschen bei uns umschauen möchte. Kriminalhauptkommissar Angermüller«, erklärte die Kommissarin locker, als sie die fragenden Blicke der beiden sah. Der junge Kriminaltechniker ging schwungvoll auf Angermüller zu und begrüßte ihn, während der Graue in seiner Ecke blieb und nur matt die Hand hob.
    »Dann erzähl mal der Sabine was!«, forderte er lahm seinen Kollegen auf, der sogleich nach der Klarsichthülle griff, die neben ihm auf der Tischplatte lag.
    »Also, die Scheune in Niederengbach gestern, das war eindeutig Brandstiftung. Als Brandbeschleuniger wurde eine Flüssigkeit eingesetzt, Brennspiritus nehmen wir an. Spuren davon fanden sich im hinteren Eingangsbereich der Scheune. Wir haben auch die Überreste einer Glasflasche gefunden, in der das Zeug wahrscheinlich aufbewahrt wurde. Dort wo diese Strohpuppe verbrannt worden ist, gab’s davon keine Spuren, was ja nicht so viel heißen muss, aber …«
    Der junge Mann im weißen Kittel machte eine bedeutungsschwere Pause. Der andere auf dem Hocker wurde ungeduldig.
    »Komm Fritz, jetzt sag scho dei Sprüchle! Ich will nur noch nach Haus! Die drei Stunden Schlaf heut Nacht haben mir nämlich nicht gereicht. Es wird Zeit, dass ich auf Rente geh!«
    Mit einem Seitenblick auf seinen müden Kollegen zog Fritz tadelnd seine Brauen hoch, holte geräuschvoll Luft und fuhr in seinem unterbrochenen Satz fort: »Aber wir haben Spuren dieser Flüssigkeit an der Kleidung des Besitzers gefunden, der mit Brandverletzungen heut Nacht ins Klinikum gekommen ist. Auch seine Verletzungen, hauptsächlich an den Händen und am Haaransatz, deuten auf einen Grillunfall hin.«
    »Grillunfall?«, fragte Sabine Zapf irritiert.
    »Das haben die Ärzte gesagt. Weißt schon: Wenn der Grill nicht richtig in Fahrt kommt, gießt der Papa einfach ein bisschen Spiritus drauf und – paff – fliegt ihm die ganze Flasche um die Ohren!«, Fritz grinste. »So ähnlich ist es dem Mann mit der Scheune wohl auch gegangen.«
    »Ach so!«, lachte die Kommissarin.
    »Das Beste ist: Wir haben Glück gehabt und auf einer Scherbe der Spiritusflasche tatsächlich einen verwertbaren Fingerabdruck gefunden. Ich denke, damit könnt ihr arbeiten, oder? Und wir …«, Fritz warf einen Seitenblick auf seinen graugesichtigen Kollegen. »Wir machen jetzt erst mal Feierabend.«
    »Ja, das ist gar nicht schlecht fürs Erste. Vielen Dank, Kollegen und ein schönes Wochenende!«
    Während er mit der Kommissarin die Treppe hinunter in den zweiten Stock nahm, überlegte Georg Angermüller, wie er möglichst geschickt und nicht allzu auffällig nach dem Stand der Dinge im Fall Steinlein fragen könnte.
    »Ist der junge Mann von der Umweltgruppe eigentlich noch in Gewahrsam?«
    »Der ist vorhin gerade entlassen worden. Nachdem heute Morgen hier noch die anderen an der Puppenverbrennung Beteiligten aufgetaucht sind und ihre Aussagen gemacht haben, reichten nach meinem Ermessen die Haftgründe nicht mehr aus. Und jetzt noch der Bericht aus dem Labor.« Sie machte eine kleine Pause. »Ich hätt ihn ohnehin nicht in Gewahrsam genommen, aber ich bin hier nicht der Chef.«
    »Und was ist mit der Verbindung zum Fall Steinlein?«
    Sabine Zapf blieb stehen.
    »Puh, Sie machen’s einem nicht leicht. Nehmen Sie’s nicht persönlich, aber der Fall Steinlein …«
    Es war der Kommissarin deutlich anzumerken, dass sie zwischen Sympathie und dienstlicher Pflichterfüllung hin und her gerissen war.
    »Ich versteh’ das doch! Sie brauchen mir ja gar keine Details zu nennen«, bohrte Angermüller sanft nach. »Ich sage einfach mal, was mir so durch den Kopf geht: Wurde das Geländer erst zum Tatzeitpunkt zerstört und besprüht? Weiß man jetzt die genaue Todesursache? Gibt es außer den Gentechnikgegnern noch andere, denen das Opfer hätte

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