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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ließ Angermüller eintreten und verschwand.
    »Hallo Kollege! Das ist ja eine Überraschung am heiligen Samstag!«
    Sabine Zapf, in Jeans und eine weiße Bluse gekleidet, kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu und schien ehrlich erfreut, ihn zu sehen.
    »Guten Morgen, Frau Zapf! Da hab ich ja direkt Glück, dass Sie hier sind!«
    »Das glaub ich allerdings auch«, antwortete sie und grinste verschmitzt. »Ich bin der KvD heute. Der Rolf kann sich erst mal ausschlafen, der hat bis in den frühen Morgen hier noch Vernehmungen gehabt, und wo doch unser Chef nicht da ist, trägt er eh die ganze Verantwortung, da muss er sich auch mal erholen. Aber es sind noch ein paar Kollegen aus der SoKo Felsengrotte im Haus, und das Labor macht auch Sonderschicht wegen des Brandes in Niederengbach, da müssen wir dranbleiben. Aber das können Sie sich ja denken …«
    Angermüller nickte. Jeder Anfänger bei der Kripo wusste, dass die ersten Stunden nach einer Tat die entscheidenden bei der Aufklärung waren. Sabine Zapf trat näher an ihn heran und begutachtete sein blaues Auge.
    »Was ist Ihnen denn passiert? Wirtshausschlägerei?«
    Offensichtlich war das hier der übliche Grund für ein blaues Auge.
    »Eigentlich war ich völlig unbeteiligt, nur zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »Das sagen sie alle!«, lachte die Kommissarin. »Und was führt Sie her, Herr Kollege? Wollen Sie eine Anzeige machen?«
    Er schüttelte den Kopf. Was wollte er hier? Natürlich wollte er etwas über den Stand der Ermittlungen im Fall Steinlein erfahren. Genauso interessierte ihn, was die Kollegen über den Scheunenbrand herausgefunden hatten. Schließlich waren seine Freundinnen und Freunde bei beiden Fällen in irgendeiner Form betroffen. Gleichzeitig war sich der Lübecker Kommissar seiner heiklen Situation wohl bewusst. Er galt hier als Privatmann und hatte keinerlei Befugnis zu ermitteln, außerdem sprachen seine Verbindungen zu Johannes und den Steinleinschwestern auch nicht für ihn. Andererseits war auch er ein Fachmann und konnte sich selbst mit den geringen Möglichkeiten, die er hatte, ein Bild von der Sachlage eines Falles machen und vielleicht Wichtiges zur Lösung beisteuern. Aber selbstverständlich konnte man auch sagen, er sei parteiisch. Die Situation war nicht einfach.
    »Ich wollt mir übrigens grad einen Cappuccino machen, möchten Sie auch einen?«
    »Gerne!«, nickte Angermüller. Sie befanden sich in einer Art Pausenraum, der ziemlich kahl war und trotz der schrägen Wände nichts richtig Behagliches hatte. Aber es gab eine echte italienische Kaffeemaschine – zu so einem Luxus hatten sie es in der Bezirkskriminalinspektion Lübeck noch nicht gebracht. Er entschloss sich, erst einmal offen zu schildern, welches seine Überlegungen zu dem Scheunenbrand bei Motschmann waren. Er erzählte von Johannes, wie er die jungen Umweltaktivisten getroffen hatte und wie seine Einschätzung lautete.
    »Ich glaube den Jungs, dass sie wirklich nur eine Strohpuppe verbrennen wollten. Wie gesagt, der Motschmann hat ein ureigenes Interesse, die Gentechnikgegner zu Unpersonen zu machen, und dann würde ich auch überprüfen, ob seine Scheune nicht viel zu hoch versichert war«, schloss er seine Ausführungen. »Der Cappuccino ist übrigens ganz wunderbar!«
    Er lächelte die Coburger Kollegin an.
    Sabine Zapf nickte, kraulte sich das kurze dunkle Haar und musterte ihn dabei eindringlich. Sie schien intensiv nachzudenken.
    »Kommen Sie! Ich zeige Ihnen mal die Räumlichkeiten hier«, sagte sie dann und erhob sich. Sie durchquerten einen Sicherheitsbereich, dessen Türen sich nur nach Eingabe eines Codes öffnen ließen, – »Unsere Funkzentrale«, erklärte die Kommissarin über die Schulter –, und kamen dann über das Treppenhaus zu den Labors.
    »Hier sind wir beim K3. Kriminaltechnik, Spurensicherung und so weiter. Die Kollegen wollten mir ohnehin was erzählen. Hier entlang bitte!«
    Immer wenn Angermüller ein Labor betrat, musste er angesichts der Einrichtung an eine Küche denken und wunderte sich dann, wozu dieser Raum missbraucht wurde. Hier kreierte man keine üppigen Menüs, obwohl auch hier manchmal gekocht wurde. Man mischte Flüssigkeiten, entzündete Materialien, betupfte, begaste, streute Pülverchen auf Fundstücke vom Tatort, bepinselte, machte unsichtbare Spuren sichtbar, wartete auf Reaktionen und war am Ende der Wahrheit vielleicht etwas näher gekommen. Wenn ihm die Kollegen im Labor dann tatsächlich mal einen Kaffee

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