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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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schaden können? Wer hatte mit ihm noch eine Rechnung offen?«
    Sie waren im zweiten Stock angekommen und blieben am Fuß der Treppe stehen.
    »So, jetzt sind wir in meinem Revier. Hier residiert das K1«, erklärte die Kommissarin. »Ja, Herr Kollege, diese Fragen haben wir natürlich auch gestellt und klar ist bisher nur: Das Opfer wurde bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt, gestorben aber ist der alte Mann am Bruch des Genicks bei dem Sturz. Das Geländer war schon in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch beschädigt worden und die jungen Gentechnikaktivisten haben mit dem Mord nichts zu tun. Die haben alle hieb- und stichfeste Alibis. An den anderen Geschichten sind wir dran.«
    »Was ist mit der jungen Pflegerin und ihrem Freund?«
    »Auch die überprüfen wir selbstverständlich, genauso wie alle anderen Bezugspersonen des Opfers, die Mitarbeiter des Hotels, Nachbarn, Familie. Mehr kann ich Ihnen wirklich nicht dazu sagen. Ich hoffe, Sie verstehen meine Situation«, Sabine Zapf sah ihn an und fragte dann in leicht provokantem Ton: »Was denken Sie denn zum Beispiel über die Töchter, den Schwiegersohn? Eine alte Kriminalerweisheit sagt uns doch, dass wir erst einmal die Häupter aller Lieben eines Mordopfers unter die Lupe nehmen sollten, bevor wir in die Ferne schweifen!«
    »Natürlich, das ist doch klar!«, bestätigte Angermüller und wollte eigentlich hinzufügen, dass er diese Möglichkeiten nie ausgeschlossen habe, doch die Kommissarin war noch nicht fertig.
    »Ihr Freund, der Johannes Sturm, hat zumindest niemanden, der sein Alibi bestätigen kann.«
    Diese Mitteilung überraschte Angermüller und beunruhigte ihn. Natürlich wollte er gern noch mehr Einzelheiten erfahren, doch dazu kam es nicht mehr. Sie waren langsam den Flur entlanggegangen und vor einer geöffneten Bürotür angelangt, die den Blick freigab auf einen geräumigen, hellen Raum, durch dessen große Fenster man eine herrliche Sicht auf die Veste hatte.
    »Ich glaub, mich laust der Affe! Angermüller, was machst denn du hier?«
    Hinter dem Schreibtisch sprang Rolf Bohnsack wie elektrisiert mit einem Satz aus seinem Sessel und stürzte auf Angermüller zu.
    »Ja grüß dich, Rolf! Wieso bist du denn da? Ich dachte, du wolltest dich erst einmal ausschlafen?«, fragte Sabine Zapf gelassen und schaffte es noch, einen Unterton der persönlichen Besorgnis durchklingen zu lassen.
    »Du weißt doch, dass ich hier die Vertretung habe, und ich nehm meinen Job eben ernst! Was macht der hier, Sabine?«
    Bohnsack sprach um einiges lauter als notwendig. Er war stinksauer. Die Kommissarin blieb weiterhin völlig ungerührt.
    »Du hattest den Kollegen Angermüller doch eingeladen und gesagt, er soll bei uns mal vorbeischauen, und das hat er heute gemacht. Also dieser Raum hier ist das Büro von unserem Chef, den der Rolf zurzeit vertritt.«
    »Ja Rolf«, pflichtete Angermüller bei. »Sieht wirklich sehr gut aus, eure Dienstsstelle! Ihr seid ja mit allen Schikanen ausgestattet! Man merkt eben, dass die Bayern ein Herz für ihre Polizei haben und – mehr Geld!«
    Bohnsack ging zurück zu seinem Schreibtischsessel und ließ sich hineinfallen. Es war ihm anzumerken, dass er sich bemühte, wieder ruhig zu werden.
    »Die Besichtigung ist beendet. Wir haben zu arbeiten. Bringst du den Kollegen zum Ausgang, Sabine? Und dann komm bitte wieder hierher – ich hab mit dir was zu bereden!«

     
    Angermüller parkte Margas Wagen an der Post und stieg dann über die Brunnengasse hinauf in den Steinweg, um in Richtung Marktplatz zu gehen. Es ging auf zwölf, und er fand, das war genau die richtige Zeit, um mit Coburger Bratwürsten anzufangen. Bevor er sich verabschiedete, hatte er sich bei Sabine Zapf mehrfach für die Schwierigkeiten entschuldigt, in die sie seinetwegen geraten war. Doch sie hatte lachend abgewehrt und gemeint, das sei alles kein Problem, sie hätte Rolf Bohnsack im Griff, und wenn er wieder mal vorbeischauen wolle, gern.
    Je näher er dem Spitaltor kam, desto voller war es auf der Straße, die hier Fußgängerzone war. Vor dem Tor gab es einen netten, kleinen Bauernmarkt, ausschließlich mit Erzeugern aus der Region, manche davon Biobauern, mit Wurstspezialitäten, Brot, Käse, Eiern, Honig, Gemüse und anderem. Auch der Sturms-Hof hatte hier einen Stand. Ein junges Mädchen bot neben Äpfeln, Kürbissen, Küchenkräutern und Eiern den hofeigenen Käse an. Natürlich fiel Angermüller sofort Johannes’ nicht bestätigtes Alibi ein. Er musste

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