Nebelschleier
Schultern.
»Keine Ahnung. Eigentlich hat das eine mit dem anderen ja nichts zu tun.«
»Du weißt ja, wie die Leut in Niederengbach manchmal sind, e bissle komisch halt. Da wird dann wieder e blöds Gelaber gemacht«, sagte Johannes mit einem Anflug von Spott. »Aber man muss ja net hinhören.«
Als sie kurz darauf die Werkzeuge im Schuppen verstaut hatten, fiel Angermüller noch die Frage ein, die er Johannes schon gestern hatte stellen wollen.
»Sag mal, du hast dich gestern vor dem Abendessen doch mit diesem Tom getroffen. Zufällig am Schwanensee?«
»Warum willst du das wissen?«
»Bevor ich am Abend zu euch kam, habe ich noch einen kleinen Gang durch den Park gemacht, und da hab ich auf der anderen Seite vom Schwanensee zwei Leute gesehen, die dort miteinander diskutiert haben – so sah es jedenfalls aus. Und ich dachte, ich hätte dich erkannt.«
»Nein, das war ich nicht. Wir haben uns witzigerweise beim Spritzenhaus getroffen. Aber ist das denn so wichtig, wer das war?«
Angermüller lächelte matt.
»Ach, weißt du, ich bin halt berufsgeschädigt. Ich bin zwar im Urlaub, aber ich hab deiner Frau und ihrer Schwester was versprochen, und wenn man dann in so einem Fall drinsteckt, dann erscheint einem alles irgendwie wichtig.«
»Der Bea wird’s ja ziemlich egal sein, wer den Alten erwischt hat, kann ich mir vorstellen.« Johannes schaute seinen Freund prüfend an. »Dann kannst du ja nur der Paola noch versprochen haben, den Täter zu finden, und sie hat dir auch gesagt, dass ich bei dem Alten gewesen bin, oder?«
Die Frage war Angermüller unangenehm. Er nickte.
»Gestern Nachmittag war ich bei ihr. Ich bin bei dem, was alles passiert ist, gar nicht mehr dazu gekommen, dir davon zu erzählen.«
Johannes lachte, als er die Verlegenheit seines Freundes bemerkte.
»Du bist mir doch keine Rechenschaft schuldig, Schorsch! Warum, glaubst du, will die Paola so genau wissen, wer den Alten auf dem Gewissen hat?«
»Das ist eigentlich immer so, wenn jemand auf die Weise aus dem Leben scheidet, der einem nahestand, und sie hatte eine besonders enge Bindung an ihren Vater. Sie war ja die Einzige, die er nicht vor die Tür gesetzt hatte, und schließlich haben sie zusammen unter einem Dach gelebt.«
»Aber glaub nicht, dass unter diesem Dach Friede, Freude, Eierkuchen war! Im Gegenteil!«
»Sie hat gesagt, dass das manchmal nicht einfach war mit ihrem Vater. Klar.«
»Sehr hübsch ausgedrückt«, Johannes konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Sag, und wie war das so mit der Paola nach all den Jahren? Es ist doch schon ewig her, dass ihr mal miteinander gesprochen habt.«
Angermüller hob die Schultern.
»Nett«, sagte er möglichst gleichgültig und sah Johannes’ aufmerksamen Blick. Inzwischen waren sie beim Haus angekommen und Angermüller hatte es eilig.
»Jetzt muss ich aber zu Rosi! Die wartet bestimmt schon auf mich. Ich hab ihr doch versprochen, meinen roten Krautsalat für heute Abend zu machen.«
»Ja, ja! Geh du nur!«, sagte Johannes, zog eine vieldeutige Grimasse und verschwand in Richtung Hofcafé.
In der Küche hatte Rosi schon das Rotkraut, den Speck und die Rosinen bereitgelegt und Angermüller machte sich sofort eifrig ans Werk. Er schnitt von dem Rotkohl die äußeren Blätter ab, wusch ihn und hobelte ihn anschließend in ganz feine Streifen. In einem Topf ließ er den gewürfelten Speck aus, gab das Gemüse, eine Handvoll Rosinen und noch einen klein geschnittenen Apfel dazu und dünstete das Ganze kurz an. Dann mischte er Essig, Rotwein und Öl, gab Salz und Zucker hinzu, vermischte alles gut miteinander und gab es zum Gemüse. Zum Schluss würzte er noch mit gemahlener Nelke und schwarzem Pfeffer aus der Mühle, nahm eine Kostprobe und war zufrieden.
»Man kann den Salat kalt oder warm essen. Was meinst du? Magst du mal probieren, Rosi?«
Auch Rosi mochte den kräftigen Geschmack nach den Gewürzen mit seiner feinen süßsäuerlichen Note.
»Ich denke, wir sollten ihn kalt essen, dann schmeckt er so richtig erfrischend.«
Sie waren inzwischen allein in der Küche. Die meisten Vorbereitungen für das Buffet am Abend waren abgeschlossen und die jungen Leute waren ins Hofcafé verschwunden, um dort noch alles herzurichten. Georg legte einen Arm um die Freundin.
»Na, wie geht’s dir heute, Rosi?«
»Nicht gut, aber schon besser als gestern.«
»Ich war ja heute Vormittag in der Stadt, auch bei der Polizei.«
»Ja und?«
Rosi sah ihn gespannt an.
»Klar ist
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