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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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inzwischen, dass die Gentechnikaktivisten nichts mit dem Mord an deinem Vater zu tun haben. Das ist doch gut, oder?«
    Die Freundin nickte. Er nahm seinen Arm wieder herunter und sah sie ernst an.
    »Und natürlich hat auch der Johannes mit dem Tod deines Vaters hundertprozentig nichts zu tun.«
    Fast schien es Angermüller, als ob Rosi errötete. Sie fragte schnell: »Hat das die Polizei gesagt?«
    »Nicht so direkt«, schwindelte er. »Aber ich weiß es, Rosi, und ich bin schließlich auch Polizei.«
    »Du bist aber auch sein bester Freund!«
    »Bitte, Rosi, denk doch mal drüber nach! Du würdest dem Johannes das doch genauso wenig zutrauen wie ich, dass der einen Menschen umbringt. Er hat halt nur das Pech, keine Zeugen für seinen Morgenritt zu haben.«
    Sie zögerte einen Moment.
    »Natürlich traue ich ihm das eigentlich auch nicht zu. Aber er nimmt immer alles so leicht, hat vor nichts Angst, reißt seine Klappe auf, und im Dorf wissen alle, dass er und mein Vater völlig über Kreuz waren! Und ich hab mitgekriegt, dass er gestern in aller Frühe unterwegs war. Aber er erzählt mir ja nie was. Ich wusste doch, dass da irgendwas läuft mit Aktionen gegen die Genfelder. Ich hab mir Sorgen gemacht, das habe ich dir ja schon gestern gesagt. Ständig hat er sich heimlich mit irgendwelchen Leuten getroffen. Ist doch verständlich, wenn man dann misstrauisch wird und sich alles Mögliche zusammenreimt«, Rosi machte eine kleine Pause. »Was sagt denn die Polizei?«
    »Auch wenn es niemanden gibt, der ihn bei seinem Morgenritt gesehen hat: Ich denke, die haben ihn nicht ernsthaft in Verdacht. Die müssen halt in alle Richtungen ermitteln, und jeder, der eine Beziehung zu euerm Vater hatte, wird durchleuchtet.«
    »Vielleicht sollte ich mal in aller Ruhe mit ihm über die Geschichte reden«, meinte Rosi zögernd.
    »Das solltest du. Schau, da kommt er gerade!«
    Johannes betrat die Küche und sah erstaunt von einem zum anderen.
    »Was ist los?«
    »Deine Frau wollte was mit dir bereden. Ich geh dann mal. Wir sehen uns heute Abend – ich freu mich drauf!«

8
    Träge Samstagnachmittagsruhe lag über Niederengbach. Vor einem hübsch restaurierten Bauernhaus stand verwaist ein Dreirad neben einer Buddelkiste mit allerlei bunten Förmchen und Schippen im Sand. Nebenan döste ein Schäferhund in der Sonne vor seiner Hütte und gab entgegen seiner Gewohnheit keinen Laut, als Georg Angermüller das Grundstück passierte. Zwischen späten Astern und Sonnenhut in den Gärten summten in der warmen Oktobersonne immer noch zahlreiche Insekten, und außer einer alten Frau, die ihre Hofeinfahrt kehrte, begegnete Angermüller keinem Menschen.
    Auch im Biergarten von Steinleins Landgasthof war nur ein einziger Tisch besetzt, als er über den Hof den Weg zum Hoteleingang nahm. Angermüller wollte Paola um die Adresse von Steinleins junger Pflegerin bitten und sie nach Ottmar Fink fragen. Er war ein wenig nervös, denn wie würde Paola ihm begegnen? Was, wenn sie meinte, die letzte Nacht sei der Auftakt für eine Wiederauflage ihrer einstigen Beziehung gewesen? Das wäre natürlich ein absolut unglückliches Missverständnis! Was geschehen war, war einzig und allein der Situation geschuldet, einer Ausnahmesituation, und eine Ausnahme sollte es auch bleiben. Verdammt, ich wollte doch Astrid anrufen, fiel ihm wieder ein. Die Begegnung mit Paola hätte er gern aufgeschoben, doch er fand es wichtig, wenigstens diese beiden Punkte möglichst bald abzuarbeiten. Es gab eh so wenig, was er zur Klärung des Falles aktiv unternehmen konnte. Er hatte schließlich ein Versprechen gegeben, und wer weiß, vielleicht führte ein Besuch bei dieser Irina ja zu neuen Erkenntnissen oder Paola wusste etwas über die Beziehung von Ottmar zu ihrem Vater.
    Die Mitarbeiterin vom Vortag stand wieder hinter dem Rezeptionstresen, begrüßte ihn freundlich und schickte ihn gleich zu Paolas Büro. Als Angermüller Paola in ihrem mit Arbeit angefüllten Zimmerchen hinter dem Schreibtisch sitzen sah, verspürte er einen winzigen Stich in der Magengegend. Sie wirkte viel kleiner und schutzbedürftiger, als er sie in Erinnerung hatte.
    »Hallo!«, sagte er, und seine Stimme klang ein wenig belegt.
    »Ach Georg! Wie schön!«
    Paola erhob sich und begrüßte ihn mit einer kurzen Umarmung. Sie schien sich zu freuen, ihn zu sehen, setzte sich aber gleich wieder hinter ihren Schreibtisch. Wie am Vortag musste er auf dem kleinen Hocker Platz nehmen.
    »Was führt dich

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