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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Paola lief zwischen den Tischen umher, dirigierte unauffällig ihr Personal und wechselte freundlich lächelnd mit allen Gästen ein paar Worte. Den ganzen Nachmittag wollte er hier nicht mit Warten verbringen, eigentlich hatte er vor, auch noch bei Bea in Coburg vorbeizuschauen. Er mochte sie und ihre Geschichte interessierte ihn. Außerdem schadete es nichts, auch mit ihr einmal zu reden, schließlich gehörte auch sie zum Kreis der Verdächtigen. Und heute war die letzte Gelegenheit zu einem Besuch. Der folgende Tag war mit den Geburtstagsfeierlichkeiten für die Mutter ausgefüllt. Sie sprach sich vorher zwar immer dagegen aus, groß feiern zu wollen, doch nun gab es doch ab spätem Vormittag zu Hause einen Empfang für Nachbarn und Freunde. Am Nachmittag wechselte man dann in Steinleins Landgasthof, wo die Verwandtschaft zur Kaffeetafel geladen war und man anschließend auch das Abendessen einnehmen würde. Bei dem Gedanken an den morgigen Tag fragte sich Angermüller, wie er dessen kulinarische Herausforderungen wohl überstehen würde.
    Am Montagmittag jedenfalls nahm er den Zug zurück nach Lübeck. Er freute sich darauf. Auch wenn er am nächsten Morgen schon wieder zum Dienst musste, er freute sich sogar auf Jansen, Ameise und all die anderen Kollegen, er freute sich auf seinen Job. Er war immer noch mit Leib und Seele dabei, und die Arbeit im Team, mit fähigen Spezialisten, war nicht vergleichbar mit den laienhaften Versuchen, die er hier unternehmen konnte, um einen Fall aufzuklären. Und natürlich freute er sich auf Astrid und die Kinder.
    Spontan nahm er sein Handy heraus und drückte Astrids Nummer.
    »Hallo?«
    »Hallo Schatz! Ich bin’s! Wie geht’s dir?«
    »Georg! Mir geht’s prima! Wir hatten richtig guten Wind und sind gerade in Kühlungsborn angekommen. Die Sonne scheint und wir wollen jetzt erst mal Kaffeetrinken gehen. Und du? Ich hab dich gestern ja leider nicht erreichen können …«
    »Mir geht’s auch sehr gut. Hab heute schon in Coburg auf dem Markt Bratwürscht gegessen«, Angermüller hörte seine Frau lachen. »Und wegen gestern, das tut mir leid. Da war doch dieser Brand und …«
    »Hab ich mir doch gleich gedacht, dass der Herr Kommissar sich wieder nicht zusammenreißen kann und eigene Ermittlungen aufnehmen muss.«
    Er versuchte, ihr zu widersprechen, doch sie ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
    »Du bist eben unverbesserlich! Du wolltest dich doch erholen!«
    »Mach ich ja auch! Heute Abend ist ein Hoffest bei Rosi und Johannes, schade dass ihr nicht hier seid. Ich freu mich auf zu Hause!«
    Paola war zurückgekommen. Erst als sie ihm gegenüber wieder an ihrem Schreibtisch Platz nahm, bemerkte Georg ihre Anwesenheit.
    »Ich freu mich auch, wenn du Montag wiederkommst. Schöne Grüße von Martin übrigens, der macht hier gerade klar Schiff und schießt die Schoten auf. Dann mach’s gut, mein Bär!«
    »Ich lass auch grüßen! Tschüss Schatz!«
    Umständlich schob Angermüller sein Handy zurück in die Hosentasche. Dass Astrid ihn ›Mein Bär‹ genannt hatte, wie schon lange nicht mehr, hatte Paola bestimmt nicht gehört. Aber er wusste nicht, was sie sonst von seinem kurzen Telefonat mitbekommen hatte. In ihrem Gesicht stand ein undurchsichtiges Lächeln. War es spöttisch, war es mitleidig? Was dachte sie wohl über einen Mann, der gestern Nacht mit ihr im Bett war und heute in ihrem Büro saß und seiner Ehefrau erzählte, dass er sie vermisst?
    »Als ich heute in Coburg war, weißt du, wer mir da über den Weg gelaufen ist?«, fragte er Paola etwas zusammenhanglos, die ihn mit dem interessierten Blick eines Insektenforschers beobachtete.
    »Du wirst es mir sagen«, stellte Paola fest, ohne dass sich an ihrem Gesichtsausdruck etwas änderte.
    »Den Finks Ottmar hab ich vorm Café am Tor getroffen.«
    Nun war Paola doch überrascht.
    »Ach. Und was hat er gesagt? Wie geht’s ihm?«
    »Ein richtiges Gespräch ist nicht zustande gekommen. Er war wie früher. Eigentlich interessiert ihn niemand so richtig. Es scheint ihm finanziell ganz gut zu gehen, ansonsten ist er geschieden und hat einen Sohn. Das war’s. Aber er hat nach dir gefragt und ich soll dich grüßen.«
    »Er lässt mich grüßen?«, Paola ließ ein abfälliges Lachen hören. »Ausgerechnet der Spinner!«
    »Aber was viel interessanter ist: Der Ottmar ist vor ein paar Wochen hier im Ort mit deinem Vater gesehen worden, obwohl er mir gesagt hat, er sei ewig nicht mehr in der Ecke gewesen. Was meinst du,

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