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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Hauch von Kreuzkümmel.
    »Hast du die Heimat vermisst?«
    »Und wie! Nur alle paar Monate habe ich mal Post von Rosi oder meiner Tante bekommen. Internet und so was gab’s damals ja nicht und Anrufen war umständlich und teuer. Ich hab schon gelitten, aber zurück wollte ich auch nicht. Das hätte ja wie ein Aufgeben gewirkt. Nach der Trennung von Lani bin ich dann nach Indien, nach Goa. Ich hatte schon auf Kauai angefangen, mich für traditionelle Körperarbeit zu interessieren, Kahuna heißt das dort. Und wenn du erst mal in diese spirituellen Techniken eingestiegen bist …Yoga, Meditation – du weißt schon …«
    So genau wusste Angermüller nicht, was Bea meinte, aber er nickte verständig.
    »Hast also einige schöne Ecken der Welt gesehen?«
    Das Aroma frischer Zwiebeln verbreitete sich in der Küche. Bea hackte ein ganzes Bund Lauchzwiebeln schnell und geschickt in feine Ringchen.
    »Das kann man sagen, aber die haben auch ihre Kehrseiten, glaub mir! Jedenfalls habe ich mich berufsmäßig dann weiter in diese Richtung entwickelt, habe Kurse und Ausbildungen gemacht. Von Goa bin ich mit Mahi nach Sri Lanka gegangen für einige Zeit. Dort habe ich irgendwann einen Job in einem Hotel bekommen, das für seine Ayurveda-Kuren weltbekannt ist.«
    »Und auf Mauritius warst du auch?«
    »Ja, das war unsere letzte Station. Ich konnte mich beruflich verbessern und dort in einem Resort, das zur gleichen Kette wie das in Sri Lanka gehört, die leitende Position für den Wellness- und Ayurveda-Bereich übernehmen«, versonnen blickte Bea durchs Fenster nach draußen, wo die Sonne jetzt lange Schatten warf. »Und dann bin ich in Coburg gelandet.«
    »Bereust du es, zurückgekommen zu sein?«
    »Überhaupt nicht! Außerdem könnte ich ja jederzeit wieder weg, wenn ich das will. Mahi fängt jetzt sowieso an, seine eigenen Wege zu gehen – ich bin völlig frei. Aber ich fühle mich hier sehr wohl – jetzt sowieso.«
    Bea ließ ihr lautes Lachen hören, an das Angermüller sich noch gut von früher erinnerte, und er versuchte, es zu deuten. Hin und wieder hatten sie damals mit der großen Schwester seiner Freundin zusammen etwas unternommen und er war ihr mit Sympathie, aber auch einem gewissen Respekt begegnet. Dass er sie wirklich kannte, konnte man nicht sagen, und heute wusste er erst recht nicht, wie er sie einzuschätzen hatte.
    »Aber jetzt sag du, Schorsch: Was machst du so?«
    Studium, Lübeck, Bezirkskriminalinspektion, Astrid, die Zwillinge – Angermüllers Stationen waren schnell erzählt.
    »Und, fühlst du dich wohl im Norden?«
    »Wenn ich in Lübeck bin, denk ich manchmal an Niederengbach, an zu Hause, und dann wäre ich gern da. Aber jetzt, wo ich hier bin, vor allem ohne meine Familie, merke ich, dass ich da oben viel mehr verwurzelt bin, als ich dachte, und irgendwie fehlt mir was. Ich hätt das nie gedacht, aber schon nach zwei Tagen freu ich mich wieder auf Lübeck, sogar auf meine Kollegen …«
    »Ich kenne das, obwohl ich ja immer nur ein paar Jahre an den verschiedenen Orten gelebt habe. Immer gab es Momente, in denen ich Kauai vermisste, als ich in Goa war, und Goa, als ich in Sri Lanka war, und natürlich immer mal wieder diese Sehnsucht nach zu Hause. Aber jetzt, wo ich hier bin, denke ich manchmal wehmütig an das, was ich auf Mauritius aufgegeben habe. Selten, aber es kommt vor.«
    Sie schwiegen beide einen Moment, und Angermüller überlegte, wie er noch mal auf Beas Mutter und den alten Steinlein zu sprechen kommen könnte.
    »Kann ich dir noch irgendwas helfen bei deinen Vorbereitungen?«
    Bea sah sich um.
    »Meinen Poke habe ich fast fertig und dann muss ich nur noch das Curry kochen – das geht schnell. Nein, kannst mir nix mehr helfen.«
    »Das hört sich ja alles ziemlich exotisch an, was du da zauberst! Poke? Was ist das denn?«
    »Ein typisches Rezept aus Hawaii. Die Basis ist roher Thunfisch mit viel Zwiebel, Sesamöl, Kukuinuss und Algen mariniert. Sehr erfrischend! Mach ich ganz selten, du weißt schon, denn Thunfisch sollte man ja möglichst nicht mehr essen, aber heute ausnahmsweise für Mahi. Es ist eine seiner Lieblingsspeisen aus seiner Heimat. Da man die Nüsse und Algen hier nicht bekommt, variiere ich mit Sojasoße und Ingwer. Magst mal kosten?«
    Erst gab Bea die in feine Ringe geschnittenen Lauchzwiebeln in die Schale zu dem gewürfelten Fisch, schmeckte noch mit einer Prise braunem Zucker ab und vermischte alles miteinander. Dann durfte Georg einen Löffel davon

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