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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Paola, könnte es sein, dass dein Vater den Ottmar als juristischen Berater oder so was engagiert hat, um zum Beispiel sein Testament zugunsten von dieser Irina zu ändern?«
    »Wer hat meinen Vater denn mit Ottmar gesehen?«
    »Wäre ich jetzt im Dienst, würde ich sagen, das tut nichts zur Sache«, Georg lächelte. »Meine Schwester Marga kriegt manchmal mehr mit, als man denkt. So vor drei Wochen haben sich die beiden oben am Spielplatz beim Park getroffen. Ich nehme an, dein Vater hat dich darüber nicht informiert?«
    »Natürlich nicht! Na, das muss ich erst mal verdauen. Ausgerechnet! Mein Vater und dieser Gangster!«
    Die Vorstellung schien Paola ziemlich zuzusetzen.
    »Wieso sagst du Gangster?«
    »Der Ottmar hat einen furchtbar schlechten Ruf. Es werden ihm alle möglichen finsteren Geschäfte nachgesagt. Verbindungen soll der haben bis zur Mafia. Mein Gott!«
    »Hast du denn den Ottmar in letzter Zeit mal gesehen?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Das ist bestimmt schon Ewigkeiten her.«
    »Dieser Sache werde ich mal nachgehen. Ich hab da so ein Gefühl. Findest du es nicht auch eigenartig, dass die beiden sich getroffen haben?«
    »Doch, natürlich!«
    Paola nickte und sah ihn ernst an. Draußen auf dem Hof wurde es lauter. Sie schaute aus dem Fenster.
    »Ach Gott! Meine Engländer kommen! Da hab ich ja überhaupt nicht mehr dran gedacht!«
    Sie sprang auf.
    »Entschuldige, Georg, ich muss sofort weg. Das tut mir jetzt wirklich leid! Aber wir haben heute zum Tee ein ganz besonderes Event. Ein paar Künstler vom Landestheater haben ein buntes Programm zusammengestellt mit dem Titel ›The Queen in Coburg county‹«, in Paolas Stimme schwang Begeisterung. »In einer Stunde geht’s los und da muss ich unbedingt noch mal nach dem Rechten sehen und dann natürlich bei der Premiere dabei sein. Bei uns im Festsaal!«
    Sie war schon im Flur, kam aber noch einmal zurück und fasste ihn an beiden Händen.
    »Georg, ich danke dir für alles, was du für mich tust.«
    Sie hauchte Georg, der inzwischen auch aufgestanden war, einen Kuss auf die Wange und eilte davon.

     
    Im Coburger Hofgarten war es erstaunlich leer. Nur wenige Flaneure verloren sich trotz des milden, freundlichen Wetters auf den verschlungenen Wegen der großzügigen Parkanlage, die sich von der Altstadt bis hinauf zur Veste zog. Angermüller hatte Margas Wagen im Probstgrund geparkt. Wenigstens einen kurzen Spaziergang wollte er sich noch gönnen, bevor er Bea seinen Besuch abstattete. Er stieg den Weg hoch, der am Veilchental entlangführte, und bog dann ab in Richtung Schlossplatz, vorbei an dem Brunnen, vor dem er als Kind mit seiner Oma oft lange gestanden hatte, fasziniert von den Tier- und Menschenfiguren, die ihn schmückten. Auf den Arkaden über dem Schlossplatz verweilte er, um den einmaligen Blick auf das Ensemble von Theater, Stadtschloss und Altstadt zu genießen, und bedauerte einmal mehr, dass Astrid und die Kinder nicht hier waren, denen so ein Bummel sicherlich auch gut gefallen hätte. Mit den Armen schwer auf die Balustrade gestützt, gab er sich einem Augenblick der Muße hin – bis ihm Paola in den Sinn kam.
    Er musste sich eingestehen, dass er eine gewisse Erleichterung empfand. Ihr Zusammensein letzte Nacht schien bei Paola keine Erwartungen an ihn oder die Art ihrer Beziehung hervorgerufen zu haben. Andererseits fühlte er sich durch die Hoffnung, die Paola und Rosi in seine Fähigkeiten als Polizist zu haben schienen, ziemlich unter Druck gesetzt. Er war nicht gerade optimistisch, als Privatdetektiv mit sehr begrenzten Möglichkeiten viel zur Aufklärung des Mordes an dem alten Steinlein beitragen zu können. Aber war das eigentlich wirklich so schlimm? Er war hier im Urlaub, und, wenn möglich, tat er Freunden gern einen Gefallen, aber er war niemandem etwas schuldig. Das war nicht sein Fall und er war nicht im Dienst.
    Doch er hatte Paola und Rosi etwas versprochen, und er war jemand, der seine Versprechen sehr ernst nahm. In seinem Innern wusste er auch, dass es für ihn selbst so einfach nicht war, die Sache wieder hinzuschmeißen. Schon viel zu lange hatte er sich mit den Vorgängen in Niederengbach beschäftigt, als dass ihm die Lösung des Rätsels um den Mord in der Felsengrotte egal gewesen wäre. Außerdem konnte er nicht leugnen, dass sich sein Ehrgeiz regte. Ob die Coburger Kripo von Ottmar Fink wusste? Vielleicht sollte er den Kollegen einen Tipp geben? Vielleicht sollte er das wirklich tun. Aber erst

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