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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und spähte neugierig in sein Gesicht.
    »Na, hast ja gestern doch n büschen was aufs Auge gekriegt, was?«
    Sie schüttelten sich die Hand.
    »Angenehm, ich bin der Georg Angermüller. Wenn du gestern nicht eingegriffen hättest, sähe ich wahrscheinlich heute noch schlimmer aus.«
    »Ich weiß doch, wer du bist. Der Schorsch, der Kriminaler aus Lübeck. Hat mir der Johannes doch alles schon erzählt.«
    »Und du bist ein echtes Nordlicht – oder nennen sie dich hier nicht so?«
    »Hin und wieder. Ich stamme aus Schleswig.«
    »Und wieso hat’s dich nach Oberfranken verschlagen?«
    »Gegenfrage: Wieso bist du in Lübeck?«
    »Ich bin zufällig während des Jurastudiums zu einem Praktikum in der Bezirkskriminalinspektion Lübeck gelandet, im Kommissariat für Mord und Kapitaldelikte. Plötzlich wusste ich, was ich beruflich machen wollte. Ja, und dann hab ich auch bald meine Frau kennengelernt.«
    »Tscha, dann weißt du ja, wie das ist. Nur bei mir war’s die umgekehrte Richtung. Wir haben uns beim Studium in Erlangen kennengelernt. Meine Frau stammt aus Franken und wollte im Süden bleiben.«
    »Und, lebst du gern hier?«
    »Ich möchte hier nicht wieder weg. Das Einzige, was mir hier wirklich abgeht, ist ein ordentliches, schiffbares Gewässer. Einmal im Jahr muss ich mindestens an die Ostsee, um mal wieder einen Schlag zu segeln. Sonst werd ich krank.«
    Angermüller wollte gerade antworten, dass bei ihm das Gegenteil der Fall war. Er wurde seekrank, sobald er schwankende Planken betrat, doch sie waren inzwischen bei Bea angekommen.
    »Hallo Henning, schön dich zu sehen! Geht gleich weiter.«
    Bea nahm mit einem großen Löffel etwas von einem weichen Teig aus einer Schüssel und gab ihn vorsichtig in eine Pfanne mit reichlich heißem Öl. Ein wenig sah es aus wie dicke, kleine Eierkuchen, aber irgendetwas war noch in den Teig eingearbeitet. Sie ließ die Teilchen von jeder Seite goldbraun werden, legte zwei davon auf den Teller und gab ein wenig von einer wasserklaren Soße darüber.
    »Guten Abend, Herr Kommissar! Darf’s auch was sein? Oder bist du dienstlich hier?«
    »Hallo Bea! Ich bin hier im Urlaub, das weißt du doch«, sagte Angermüller und hielt ihr seinen Teller hin. Hinter ihrer witzigen Frage vermeinte er doch eine Spitze zu bemerken, die sich auf ihre Begegnung am Nachmittag bezog, und es war ihm ein wenig peinlich. Außerdem wollte er nicht die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich ziehen. Ebenso wenig wie im Dienst hatte er jetzt und hier Lust, neugierige Fragen zum Mord am Steinleins Bernhard zu beantworten und was er wohl als Fachmann dazu sagte.
    »Außerdem verrate mir lieber mal, was du hier brutzelst.«
    »Das sind croquettes crevettes, ein Gajack aus Mauritius, also etwas, das man dort häufig als Vorspeise serviert. Ziemlich einfach herzustellen, und dazu sauce d’ail, eine Essig-Knoblauch-Soße.«
    »Ich bin schon gespannt, wie die schmecken.«
    »Guten Appetit! Ach übrigens, du musst unbedingt die kleinen Bouletten probieren. Auch ein Snack von Mauritius. Die sind lecker, die hat Mahi gemacht.«
    »Mach ich, danke.«
    Henning hatte auf ihn gewartet und sie suchten sich zusammen einen Platz an einem der Tische. Angermüller besorgte vom Tresen noch für jeden ein Bier und dann machten sie sich ans Essen. Die Krabbenküchlein waren schön knusprig, schmeckten nach frischem Koriander und hatten eine leichte Schärfe, die im angenehmen Kontrast zu der süßsäuerlichen Knoblauchsoße stand. Es war genau die richtige Wahl für einen Starter. Während Henning sich eine Portion vom Curry holte, stellte sich Georg einen Teller mit einer Auswahl Leckerbissen zusammen und kostete auch die von Bea empfohlenen kreolischen Bouletten. Sie mundeten hervorragend, die Gewürzmischung war toll, und er nahm sich vor, sich von Mahi das Rezept geben zu lassen.
    »Schmeckt das klasse! Da merkt man richtig, dass es selbst gemacht ist und nicht so eine Currymischung aus der Packung hineingerührt wurde.«
    Mit einem kleinen Fladenbrot genoss Henning sein Curry und war begeistert.
    »Du und ich«, meinte er dann zwischen zwei Gabeln, »wir sind ja in gewisser Weise Kollegen!«
    »Ach ja?«, fragte Angermüller erstaunt.
    »Na ja, wir sind von den Guten. Wir kämpfen beide gegen das Böse. Ich vorher, du nachher.«
    Henning ließ ein dröhnendes Lachen hören.
    »Mit anderen Worten«, führte Angermüller den Gedanken weiter, »wenn ihr es nicht gepackt habt, die Leute zum Guten zu bekehren, sind

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