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Nebelschleier

Titel: Nebelschleier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und dafür war es genau die richtige Zeit. Doch leider erreichte Angermüller nur einen Anrufbeantworter, der sehr knapp um das Hinterlassen einer Nachricht bat. Er legte auf. Trotz seiner Ungeduld und auch auf die Gefahr hin, sich großen Ärger mit seiner Mutter einzuhandeln, würde er wohl doch den Besuch bei Fink auf morgen verschieben müssen.
    Nachdem das entschieden war, fühlte er sich etwas entspannter. Er schlenderte in Richtung Buffet, denn er verspürte jetzt Lust auf die süßen Verführungen, die er dort erspäht hatte. Die Auswahl fiel ihm nicht leicht. Es gab diverse Kuchen und eine dunkle Schokoladencreme, daneben lockte eine große Schüssel mit Obstsalat und ein tortenartiges Gebilde mit Löffelbiskuit und Schlagsahne, das Angermüller irgendwie bekannt vorkam, stand dahinter.
    »Kannst dich nicht entscheiden, Schorsch? Wie wär’s mit einem schönen Stück Schnapskuchen?«
    Johannes stand neben ihm und legte sich ein Stück von besagtem Kuchen auf den Teller.
    »Sag bloß, den hast du selbst gemacht?«, fragte Georg. »Ist der so gefährlich wie früher?«
    »Den hat die Rosi gemacht, und wie ich sie kenne, hat sie wieder geknausert mit der wichtigsten Zutat.«
    Der Schnapskuchen, ein Rezept aus Johannes’ Studienzeit, war eine Mischung aus in Rum getränkten Löffelbiskuits, Moccabuttercreme und Sahne, schmeckte süß, sahnig-cremig und hatte je nach der Menge des verwendeten Rums einen mehr oder weniger kräftigen alkoholischen Nachgeschmack. Von übermäßigem Genuss war in jedem Fall abzuraten, doch eine kleine Portion war die perfekte Nachspeise nach einem üppigen Essen.
    Sie setzten sich zu Henning, seiner Frau und ihrer Freundin Birgit an den Tisch und ließen sich die süßen Sachen schmecken. Danach unterhielt man sich über dies und das und Georg und Johannes erzählten von ihrer Jugend in Niederengbach und welchen Blödsinn sie damals zusammen ausgeheckt hatten. Die anderen amüsierten sich königlich und die Zeit verging wie im Fluge. Später kam Thomas zu ihnen, der im Nachbardorf einen Biohof betrieb, und schließlich gesellte sich auch Bea zu der Runde.
    »Sag mal, ich hab gehört, du bist von der Kripo?«, fragte Birgit, als einen Moment Stille herrschte. »Wer hat denn nun den alten Mann umgebracht?«
    »Keine Ahnung«, sagte Angermüller gelassen. »Ich mach hier nur Urlaub.«
    »Und der Fall interessiert dich überhaupt nicht? Das glaub ich nicht! Ich dachte, ihr Kommissare seid immer im Dienst.«
    Birgit hatte eine etwas unangenehme, durchdringende Stimme und sprach dazu auch noch ziemlich laut. Angermüller, der das Thema klein halten wollte, zuckte nur mit den Schultern und sagte: »Ich sage es gleich noch einmal für alle, weil ich immer wieder gefragt werde: Ich darf hier nicht ermitteln. Ich bin bei der Lübecker Kripo und habe als Polizist hier überhaupt keine Legitimation. Punkt.«
    »Freunde, ihr wisst doch: Wer’s glaubt, der wird selig!«, sagte Henning mit pastoralem Tonfall und tätschelte Georgs Schulter. Bea, Johannes und auch Rosi, die inzwischen dazugekommen war, tauschten beredte Blicke. Aus unterschiedlichen Gründen hatte keiner der drei das Bedürfnis, die Ereignisse des Vortages jetzt aufzurühren.
    »Nun lasst doch den Schorsch mit diesem Thema in Ruhe. Der will sich hier wirklich mal erholen!«, sprang Johannes seinem Freund bei. »Außerdem gibt es was viel Interessanteres. Oder wisst ihr schon, dass der Motschmann selbst seine Scheune angezündet hat?«
    »Nein, wer sagt das?«, fragte Thomas überrascht.
    »Die Polizei. Das ist bei der Untersuchung der Brandursache herausgekommen.«
    »Das ist ja eine gute Neuigkeit! Ich muss ja zugeben, ich dachte schon, das wären die Jungs aus der Szene gewesen, diese ›Militanten Feldmäuse‹ oder wie die heißen, mit denen du dich unbedingt einlassen wolltest, Johannes.«
    »Das sollten ja auch alle denken. So hatte sich der Motschmann das vorgestellt. Hat aber leider nicht geklappt«, meinte Johannes fröhlich. »Aber Thomas, meinst du nicht, wir wären blöd, wenn wir uns gegen die jungen Leute stellen, die voller Idealismus die Umwelt verteidigen wollen? Wir können jede Unterstützung gebrauchen. Glaubt nicht, dass diejenigen, die ein Interesse an der Gentechnik haben, ihre Pläne einfach so aufgeben!«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Ich finde die Typen halt zum Teil etwas gewöhnungsbedürftig«, meinte Thomas.
    »Ich würde ein außerordentliches Treffen Anfang nächster Woche vorschlagen und die

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