Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
Langstreckengeschwindigkeit geradeaus fliegen. Dann können wir auch gleich am Boden bleiben.“
Jaromir lachte. „Da hast du wohl recht, aber bestimmt gilt auch hier: Übung macht den Meister. Komm wir drehen noch ein paar Runden!“
Sie flogen noch, bis es gegen elf Uhr endgültig zu dunkel wurde. Dann landete Jaromir wieder auf der Lichtung und Victoria stieg erschöpft, aber glücklich von seinem Rücken. Er verwandelte sich in seine Menschengestalt, nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich: „Das waren zwei wunderschöne Tage mit dir!“
Sie lächelte und strahlte ihn an.
Ihr ging es genau wie ihm. Obwohl sie sich gestern und heute mit allem Möglichen beschäftigt hatten, fühlte sie sich Jaromir so nah wie schon lange nicht mehr. Die Zweisamkeit hatte ihnen beiden richtig gut getan.
Sie grinste. „Wir brauchten also doch einen Turm in der Einöde!“
Er nahm lachend ihre Hand. „Den brauchen wir in der Tat!“
Dann gingen sie Arm in Arm zum Aston Martin.
Als sie eine halbe Stunde später durch das schmiedeeiserne Tor zur Jaromirs Anwesen fuhren, befiel beide eine gewisse Unruhe. Ihre Auszeit war jetzt vorüber. Morgen würden sie wieder zur Uni gehen müssen und das gefiel keinem von beiden. Aber es half nichts – die Realität hatte sie wieder.
Glücklicherweise hatte die Damenwelt sich in Bezug auf Lennard am Donnerstag tatsächlich beruhigt. Es war so, wie Jaromir es vorausgesagt hatte: nur noch vereinzelte Studentinnen schmachteten den blonden Norweger an.
Zu Victorias Überraschung zählte auch Kerstin dazu.
Die war schon völlig genervt von ihrer eigenen Schwärmerei, zumal sie mit Alexander zusammen war und keinesfalls auf irgendwelche Abenteuer aus.
Aber Victoria fand, dass sie sich wirklich gut hielt. Sie zeigte Lennard die kalte Schulter, war aber nicht unfreundlich dabei.
Zusätzlich machte Kerstin sich auch noch Sorgen um ihre Mutter. Die würde am nächsten Tag tatsächlich mit ihrem neuen Freund nach England aufbrechen. In Kerstins Gedanken sah Victoria, dass ihre Freundin keinesfalls sicher war, dass das mit den beiden gut gehen würde.
Außerdem bekam Kerstin langsam wegen der nahenden Klausuren Panik. Sie war einfach nicht so gut in Mathe und hatte einige Zweifel, ob sie alle Prüfungen bestehen würde.
Victoria fand, dass ihre Freundin wirklich Unterstützung brauchen konnte und verabredete sich mit ihr für die Freistunde in der Mensa. Dort würde sie ihr jede Menge Klausurtipps geben können, schließlich hatte sie in den letzten Vorlesungen schon recht klare Vorstellungen davon bekommen, was drankommen würde und was nicht. Wenn sie dann noch den einen oder anderen Beweis mit ihrer Freundin durchging, beruhigte das ihre Nerven ein wenig. Viel mehr konnte sie nicht für Kerstin tun.
Praktischerweise wollte sich Lennard mit den Jungs in der Freistunde ebenfalls in der Mensa zum Skatspielen treffen und konnte so seinen Aufpasserjob ganz unauffällig erledigen.
Nach der Uni fuhr Victoria mit Lennard zu ihrer Wohnung. J erwartete die beiden bereits und Victoria war gespannt, wie die jungen Männer aufeinander reagieren würden.
J begrüßte den Gaststudenten offen und freundlich, aber Victoria sah in seinen Gedanken, dass er spürte, dass Lennard nicht das war, was er zu sein vorgab. Sie war beeindruckt, dass ihr Mitbewohner Lenirs Geheimnis sofort aufgespürt hatte, wenn er auch nicht mal ansatzweise wusste, was genau es war.
Trotzdem fand J den blonden Norweger sympathisch und wollte ihn gern kennenlernen.
Lenirs Gedanken waren noch immer streng abgeschirmt. Entsprechend hatte Victoria nicht den Hauch einer Ahnung, was er in Wahrheit dachte, aber er schien J auch nett zu finden.
Sie kochten zu dritt. Genau wie Jaromir, so hatte auch Lenir keinen Plan von der Nahrungsmittelzubereitung.
Victoria grinste breit und fragte belustigt: „Oh Mann Lennard, wie ernährst du dich denn so ganz allein in Oslo?“
Lenir grinste ebenfalls breit und antwortete mit seinem charmanten, norwegischen Akzent: „Ach Vici, auch wir Norweger kennen solche Erfindungen wie Tiefkühlpizza und Fertigpasta und den Backofen und die Mikrowelle kann ich fehlerfrei bedienen.“
J schüttelte den Kopf. „So kann das doch nicht weitergehen, Lennard! Solange du in Deutschland bist, musst du zu jedem Nudelessen kommen. Wenigstens Nudeln mit Sauce wirst du kochen können, wenn du dann wieder nach Oslo gehst! Vorher lassen wir dich hier nicht weg. Also… jetzt zeige ich dir erst mal, wie
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