Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
Dir macht das Skatspielen doch Spaß, oder?“
Lenir lächelte. „Ja, auch wenn es langweilig ist, wenn man die Karten der anderen kennt. Aber was Falk sich für Gedanken macht und wie er zu bescheißen versucht, ist wirklich einmalig!“
„Prima, dann sehen wir uns bei Jaro“, dachte Victoria und sagte laut: „Ich habe heute eh keine Zeit mehr, um noch was zu unternehmen. Bleib doch hier, Lennard. Ich komm schon allein nach Hause.“ Missmutig blickte sie in den Regen.
Seit einer Woche bestand sie darauf, dass sie beide mit dem Rad zu Uni fuhren. Der Bus ging ihr wegen dem Dauergeschwärme der weiblichen Fahrgäste für den schönen Lennard auf den Senkel.
Am Morgen war das Wetter noch strahlend schön gewesen und jetzt musste sie da halt durch.
Lennard fragte ernst: „Bist du wirklich sicher? Ich meine, ich bin immerhin deine Eskorte!“
Sie lächelte ihn an. „Ach Lenir, guck doch mal aus dem Fenster! Wer sollte bei dem Wetter mit mir flirten wollen? Da geht doch keiner freiwillig raus. Bis auf dass ich klatschnass werde, wird schon nichts passieren.“
Lenir zögerte kurz, erwiderte dann aber ihr Lächeln. „Also gut, dann bis morgen. Und pass auf dich auf!“
Victoria verabschiedete sich von ihren Freunden und machte sich auf den Weg zu den Fahrradständern.
Es goss tatsächlich in Strömen und die Wolken wurden immer dunkler. In der Ferne konnte sie schon den Donner grollen hören. Mit einem solchen Unwetter hatte sie nicht gerechnet und natürlich auch keine Regenkleidung dabei. Ihre dünne Sommerjacke war schon nach wenigen Minuten durchgeweicht und die langen Haare klebten am ihrem Kopf.
Sie grinste. „So wie ich jetzt aussehe, wird mich garantiert keiner anbaggern.“ Dann seufzte sie. Eigentlich mochte sie es gar nicht, so nass zu werden. „Naja, ich werde die Abkürzung durch den Park nehmen, dann bin ich wenigstens schnell bei Jaromir. Außerdem wird dort bei dem Wetter garantiert niemand sein!“
Sie trat kräftig in die Pedale und nach fünf Minuten erreichte sie den Park. Es waren kaum Leute auf der Straße und die wenigen, die ihr begegneten, versteckten sich unter Regenschirmen oder Regenjacken. Der Park war dann tatsächlich menschenleer.
Sie freute sich schon auf Jaromirs Badeteich und auf die Sauna. Das war zum Auftakt der Semesterferien genau das Richtige. Sie fühlte sich trotz des miesen Wetters erleichtert und regelrecht euphorisch.
„Frei – endlich frei! Jaro und ich werden uns so was von einigeln. Die nächsten zwei Wochen gehören nur uns!“ , dachte sie gut gelaunt.
Dann umspülte sie plötzlich wieder die verhasst vertraute, sanfte, grüne Woge und schwemmte das Hochgefühl fort. Sie wusste, dass sie beobachtet wurde. Diesmal blieb das Gefühl länger als sonst.
Das ging ihr gewaltig auf den Wecker! „Was soll denn immer dieser Scheiß?! Kann ich nicht mal hier im Regen meine Ruhe haben?!!!“
Nach ein paar Augenblicken entfernte sich die grüne Sanftheit endlich.
Victoria war speiübel und ein Schauer kalter Angst lief ihr über den Rücken.
Dann tauchte mit einem Donnerschlag eine aggressive, rote Präsenz über ihr auf. Nun ging alles so unglaublich schnell, dass sie zum Nachdenken keine Zeit hatte.
Obwohl sie noch nie so etwas erlebt hatte, wusste sie auch ohne nach oben zu blicken, dass da ein riesiger roter Drache über ihr schwebte. Und der machte sich nicht mal die Mühe, seine Gedanken abzuschirmen. Victoria würde die nächsten Sekunden keinesfalls überleben, so viel war für den Drachen klar. Seine Arroganz machte sie wütend. Er wollte sie einfach zerquetschen, wie ein lästiges Insekt.
„Ich werde aber nicht kampflos aufgeben!“ Trotzig sog Victoria aus der Umgebung jede Menge Energie auf und erschuf einen Schutzschild um sich herum.
Offensichtlich wollte der Rote es wie einen Unfall aussehen lassen. Er feuerte einen Energieblitz auf eine der umstehenden großen Kastanien ab.
Überrascht stellte Victoria fest, dass ihr Schild die durch den Einschlag herumgeschleuderten Zweige, Blätter und Holzsplitter abprallen ließ. Viel Zeit zur Freude blieb ihr jedoch nicht, denn in der nächsten Sekunde bemerkte sie mit Entsetzen, dass der Blitz den Baumstamm nahe der Wurzel zertrümmert hatte und nun der komplette, riesige Baum auf sie zu kippte.
Zum Ausweichen war es viel zu spät.
Voller Panik versuchte sie noch mehr Energie aufzunehmen und leitete alles, was sie kriegen konnte, in ihren Schild.
Dann war der dicke, zerfurchte Stamm auch
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