Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
„Aber gegen eine Wasserschlacht habe ich nichts…“
Er ließ ihr T-Shirt achtlos fallen und spritzte vergnügt zurück.
Als die eisigen Wassertropfen auf ihre von der Sonne erhitzte Haut trafen, schnappte sie keuchend nach Luft. „Scheiße, ist das kalt!“
Sie bekam eine Gänsehaut und er grinste unschuldig: „Och, nur ein bisschen…“
Sie sah ihn abschätzend an und flüsterte: „Na, warte…“
Dann tauchte sie beide Hände ins Wasser und spritzte, was das Zeug hielt. Er wurde voll von einem Schwall kaltem Wasser getroffen und schnappte nun ebenfalls nach Luft.
Sie kicherte. „Tja, von einem großen Bruder kann man eine Menge lernen…“
„Ich bin auch mit einem Bruder aufgewachsen“, antwortete Jaromir lachend und verwandelte sich mit einer fließenden Bewegung in seine Drachengestalt. „Und wir haben Wasserschlachten immer SO gemacht!“
Er breitete beide Flügel aus und fegte sie durchs kalte Nass.
Victoria wurde mit Wasser nur so überschüttet. Sie hielt die Luft an. „Kalt, kalt, kalt!“
Nach dem ersten Schrecken begann ihre Haut angenehm zu prickeln. Sie sah ihn herausfordernd an. „Na, das kann ich auch!“
In den vergangenen Wochen hatte sie den Schildzauber so oft geübt, dass sie genau wusste, wie sie mit der Luft umgehen musste, damit diese tat, was sie wollte. Bevor Jaromir begriff, was sie vorhatte, formte sie eine große Schaufel aus dem unsichtbaren Gas und pflügte damit durchs Wasser.
Der Erfolg war grandios. Der schwarze Drache wurde förmlich geduscht. Sie lachte laut über sein verdutztes Gesicht.
Jaromir sog geräuschvoll Luft in seinen kältegeschockten Körper. Dann schüttelte er sich und eine Million diamantene Wassertropfen glitzerten im hellen Sonnenlicht. Geschmeidig machte er ein paar Schritte auf Victoria zu und begann bedrohlich zu knurren. „Na warte, dich kriege ich!“
Sie schrie kreischend auf und rannte lachend durchs flache Wasser.
Natürlich hatte sie keine Chance, ihm zu entkommen. Obwohl er nur gemächlich hinter ihr her trabte, hatte er sie schon nach dreißig Metern eingeholt.
Sie drehte sich um, rief laut: „Geh weg, du schwarzes Ungeheuer!“ und duschte ihn noch einmal kräftig nass.
Doch Jaromir blieb ungerührt stehen. Er schüttelte sich nicht einmal, sondern ließ das kalte Wasser gleichgültig von seinen matten schwarzen Schuppen abperlen. Eine unglaubliche Aura von Macht und Stärke umgab ihn, als er sie betont lässig ansah und ein tiefes Grollen aus seiner Kehle rollen ließ.
Victoria stockte der Atem.
Bisher hatte sie ihn, vom Fliegen einmal abgesehen, eigentlich nur dann in Drachengestalt gesehen, wenn er sich gegen seinen Willen verwandeln musste und dann hatte er sich meist auch gleich wieder zurückverwandelt. Ihr Gefährte hatte sich stets bemüht, möglichst menschlich zu erscheinen, um ihr keine Angst einzujagen und einfach «normal» zu wirken.
Doch das war jetzt ganz anders. Jaromir war in diesem Moment ganz eins mit sich selbst. Seitdem sie ihn kannte, hatte er sich ihr noch nie so gelassen in seiner wahren Gestalt gezeigt. Und noch nie erschien es ihr so normal wie jetzt hier in der Einsamkeit von Nordschweden.
Jaromir Blick triefte nur so vor gespielter Nachsicht, als er betont ruhig fragte: „Was soll ein anständiger Professor wie ich nur mit einer so frechen Studentin anfangen?“
Die Situation war ganz eindeutig surreal, aber irgendwie auch nicht.
Victoria sah zu der schwarzen Himmelsechse hinüber, die nur wenige Meter entfernt von ihr tropfnass, aber stolz und gelassen im See stand.
Sie fühlte sich unglaublich zu ihm hingezogen.
Und sie sah in seinen Gedanken, dass er trotz seiner unschuldigen Frage schon ein paar ganz konkrete Ideen hatte, was er am liebsten mit ihr tun würde – anständig waren die jedoch alle nicht. Ihre Schmetterlinge waren begeistert. Sie hatte das starke Verlangen, ihn zu berühren und ging ein paar Schritte auf ihn zu.
Er sah sie mit brennenden Augen an, als sie liebevoll über die schwarzen Schuppen seines Vorderlaufes strich.
Sie schluckte und antwortete stumm auf seine Frage: „Küssen wäre für den Anfang nicht schlecht…“
Er lachte leise und verwandelte sich in einer fließenden Bewegung zurück in seine Menschengestalt. Dann nahm er ihr Gesicht in seine kalten Hände und zog sie sanft zu sich heran. Er blickte ihr tief in die Augen. Die brennende Bronze ließ heißes Glück durch ihre Adern fließen. Sie konnte es kaum erwarten, endlich seine Lippen zu
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