Nebelsphäre - haltlos (German Edition)
viel länger! Abrexar hat doch gesagt, dass es normalerweise etliche Monate wenn nicht eher Jahre dauert, bis zwei Gefährten endgültig miteinander verbunden sind – und wir sind erst drei Monate zusammen. Das weiß er doch. Ich kann mir kaum vorstellen, dass er für seine Pläne darauf baut, dass unsere Verbindung komplett ist. Vielleicht würde dann das eine oder andere einfacher werden, aber er wird sich doch kaum darauf verlassen, oder?“
„Wahrscheinlich hast du recht“, brummte Jaromir.
Sie nickte zur Bekräftigung. „Natürlich habe ich recht! Wir haben getan, was wir konnten, um nicht entdeckt zu werden. Trotzdem haben sie uns gefunden. Wenn du richtig liegst, dann haben wir jetzt eine Woche, bis sie uns erneut finden. Wir werden mit Hoggi reden – vielleicht hat er noch irgendwelche Tipps für unsere Verbindung. Aber Frust und Wut bringen uns nicht weiter, das spüre ich genau. Wir werden einfach tun, was wir können und wenn es trotzdem nicht klappt, dann muss es eben so gehen. Wir müssen auf deinen Mentor und seine Freunde hoffen. Was bleibt uns denn sonst übrig?“
Er sah sie niedergeschlagen an, nickte aber erneut. „Du hast recht…“ Dann seufzte er noch einmal tief und lächelte hilflos. „Du bist immer so vernünftig. Wie kann das sein? Du bist doch erst einundzwanzig und ich bin zweihundertdreiunddreißig…“
„… und kein bisschen weise…“, unterbrach sie ihn kichernd.
Er nickte erneut und wirkte zerknirscht. „Aber es ist nicht nur die Geschichte mit den Goldenen und Abrexars Plänen… Ich sehe doch genau, dass du gern mehr möchtest als nur küssen und kuscheln. Ich würde dir das so gern geben, aber ich kann es einfach nicht… es ist so schon gefährlich genug, denn wenn ich mich in deiner unmittelbaren Nähe verwandle, verletze ich dich!“
Sie lächelte ihn warm an. „Ich weiß. Aber bis jetzt ist es immer gut gegangen. Und was den Rest angeht, werde ich einfach warten, bis wir so weit sind. Denn jemand anderen als dich will ich nicht!“ Sie zwinkerte ihm zu und ergänzte grinsend: „Außerdem finde ich dich auch in deiner Drachengestalt ziemlich sexy…“
Er sah in ihren Gedanken, dass das die Wahrheit war und lächelte.
Dann fiel Victorias Blick auf die verschwitzen Klamotten. Neckend bemerkte sie: „Und da du meine Reisetasche gestern einfach auf deinem Bett hast stehen lassen, gehen wir jetzt gemeinsam zum See und sorgen dafür, dass ich saubere Klamotten bekomme, bevor wir zu Hoggi gehen.“
Der See war glasklar aber eiskalt und das obwohl sie jetzt Ende Juli hatten. Victoria prustete vor Überraschung, nachdem sie vergnügt ein paar Schritte ins Wasser gelaufen war: „Mann, ist das kalt! Wirklich arschkalt!“
Jaromir kam lachend hinterher. „Tja“, schnaufte er, „da merkt man doch, dass der Winter hier in Nordschweden etwas länger dauert als bei uns.“
Victoria ließ lachend ihre Sachen fallen. „Egal, dann wird das eben eine kalte Handwäsche.“
Sie stand nackt bis zu den Knien im Wasser und bückte sich nach ihren Socken.
Jaromir beobachtete sie mit leuchtenden Augen und kam schon wieder auf andere Gedanken.
Aber sie rief streng: „Nein, nein, nein! Jetzt wird erst gewaschen. Ich will doch nicht eine Woche lang stinken wie ein Iltis.“
Sie fischte kurzerhand ihr klatschnasses T-Shirt aus dem Wasser und warf es Jaromir zu. Der fing es geschickt auf und hielt es dann fragend in der Hand.
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Du willst mir jetzt aber nicht erzählen, dass du in deinen zweihundertdreiunddreißig Lebensjahren nicht einmal Wäsche gewaschen hast, oder?“
Er zuckte hilflos mit den Schultern. „Wir Drachen tragen in der Regel keine Kleidung und wenn ich als Mensch unterwegs bin, ist Albert meist nicht weit…“
Sie lachte. „Na, dann wird es jetzt ja höchste Zeit! Meine Mutter hat immer gesagt: «Such dir bloß einen Mann, der selbst kochen, putzen, waschen und bügeln kann, sonst musst du später immer alles allein machen!» und ich habe vor, ihren Rat zu beherzigen.“ Dann zeigte sie ihm, was er mit dem T-Shirt tun sollte.
Gemeinsam begannen sie, Victorias Klamotten durchzuspülen. Aber Jaromir hatte viel mehr Interesse an ihr als den verschwitzten Sachen. Über ihre Verbindung sah sie genau, was er wollte.
„Ich glaube, hier braucht jemand eine kleine Abkühlung!“, rief sie kichernd und spritze ihn mit dem kalten Seewasser nass.
Er prustete und fluchte: „Verdammt kalt!“ Dann grinste er hinterhältig.
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