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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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sie dort draußen fast nichts mehr erkennen kann, so blind ist sie mittlerweile.
    Ich versuche sie mit anderen Themen abzulenken, aber sie schüttelt abwehrend den Kopf.
    »Ragnar hat doch recht!«, sagt sie. »Das ist alles Müll!«
    Seit Markus Åludden verlassen hat, gehe ich nicht mehr auf den Dachboden. Dort erinnert mich alles zu sehr an ihn, er ist zu leer ohne ihn.
    Aber wir schreiben uns. Ich bin die Fleißigere – viele lange Briefe als Antwort auf seine kurzen.
    Markus’ Briefe handeln meist von den Militärübungen, die er absolvieren muss, und sie kommen in großen Abständen. Im Gegenzug schreibe ich einen langen Brief nach dem anderen, in ihnen schwärme ich von meinen Träumen und Zukunftsplänen. Wann wir uns wiedersähen? Wann er Heimaturlaub bekomme? Wann die Grundausbildung endlich beendet sei?
    Er weiß keine Antworten auf die Fragen, verspricht aber, dass wir uns wiedersehen. Bald schon.
    Ich spüre, dass ich Åludden verlassen müsste, die Fähre aufs Festland nehmen und Markus besuchen müsste. Aber ich kann Torun nicht allein lassen. Das ist unmöglich.

27
    H enrik wusste, dass die Polizei hinter ihm her war. In der vergangenen Woche hatte eine Polizistin zwei Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen und ihn zu einem Verhör aufs Revier gebeten.
    Aber er hatte das ignoriert.
    Diese Art von Verweigerung führte natürlich zu nichts, aber er benötigte mehr Zeit, um die Beweise seiner Einbrecherkarriere aus dem Weg zu räumen. Und die offensichtlichsten war die Diebesbeute im Bootshaus.
    »Ich kann die Sachen nicht länger im Bootshaus aufbewahren«, sagte er Tommy bei einem Telefonat. »Ihr müsst kommen und euch darum kümmern.«
    »Okay …« Tommy klang total entspannt. »Wir kommen mit dem Wagen am Montag. So gegen drei.«
    »Und dann habt ihr auch das Geld dabei?«
    »Natürlich, locker bleiben!«
    Montag war der Tag vor Weihnachten. Henrik hatte noch einen kleinen Auftrag in Marnäs zu erledigen, war aber gegen zwei Uhr damit fertig und fuhr direkt zum Bootshaus in Enslunda.
    Auf dem Weg die Küstenstraße hinunter hörte er im Radio, dass der Wetterbericht anhaltende Schneefälle und auffrischende Winde über Öland und Gotland ankündigte sowie eine Sturmwarnung für die Ostsee ausgab. Am Himmel war jedoch noch keine Wolke zu sehen, er war dunkelblau, und die Sonneschien. Allerdings näherte sich im Osten eine düstere Wolkenwand, aber das kümmerte Henrik nicht weiter, er würde ja bald wieder in Borgholm sein.
    Die Gegend um die Bootshäuser war wie immer menschenleer. Henrik wendete den Wagen und fuhr rückwärts an den Anhänger heran, auf dem sein weißes Kunststoffboot befestigt war. Letztes Wochenende hatte er mit Camilla einen Ausflug zum Bootshaus gemacht. Sie hatte unbedingt das Häuschen von innen sehen wollen, zum Glück war es ihm gelungen, das zu verhindern. Stattdessen hatten sie zusammen das Boot aus dem Wasser geholt und den Außenbordmotor abmontiert. Die Zeit hatte gefehlt, um es mit einer Plane zu bedecken, aber das wollte er nun nachholen.
    Er stieg aus dem Wagen und sog die Luft ein, die stark nach Tang roch. Seine Gedanken wanderten für einen kurzen Moment zu seinem verstorbenen Großvater Algot, dann schüttelte er die Erinnerung ab und hakte den Boottrailer an die Anhängerkupplung.
    Die Idee, einen kleinen Teil der Beute für sich allein zu behalten, kam ihm erst, als er im Bootshaus stand und einen Blick auf das gesammelte Diebesgut des vergangenen Herbstes warf. Über hundert größere und kleinere Gegenstände, antike Sachen und moderner Kram. Henrik erinnerte sich überhaupt nicht mehr an alle Stücke, und das würden die Brüder Serelius bestimmt auch nicht tun.
    Sein Boot war nicht registriert, die Polizei würde es nicht zu ihm zurückverfolgen können. Wenn er es im Industriegebiet von Borgholm abstellen würde, könnte er jederzeit dorthin fahren und seine Beute holen.
    Henrik fasste einen Entschluss. Zuerst wählte er eine alte Kalksteinvase, die in einem Antiquitätenladen mindestens fünf Riesen kosten würde, und trug sie zum Anhänger.
    Es hatte plötzlich angefangen zu schneien; Schneeflocken schwebten wie Daunen vom Himmel.
    Vorsichtig stellte er die Vase auf den Boden neben den Steuersitz. Dann ging er zurück und holte als Nächstes eine Kiste mit Jahrgangswhiskey.
    Am Ende hatte er etwa zehn Gegenstände aus dem Bootshaus zwischen und unter den Sitzen verstaut, der Boden war fast vollständig bedeckt. Dann holte er eine

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