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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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grüne Plane, zog sie vom Bug zum Heck über das Boot und befestigte sie mit einem langen Nylonseil.
    Fertig.
    Die Schneeflocken fielen unaufhörlich und hatten bereits eine dünne weiße Decke über die Erde gebreitet.
    Henrik wollte gerade das Bootshaus abschließen, als er ein dumpfes Brummen durch das Rauschen des Windes vernahm. Er drehte sich um.
    Zwischen den Bäumen sah er einen Wagen, der sich näherte, einen dunklen Lieferwagen. Die Brüder Serelius hielten auf dem Wendeplatz neben Henriks Fuhrpark.
    Die Wagentüren öffneten sich und wurden hart zugeschlagen.
    »Hallo, Henrik!«
    Die Brüder kamen ihm durch den Schnee entgegen, sie grinsten. Sie hatten die passende Kleidung für die Kälte, schwarze Steppjacken, Stiefel und gefütterte Jägermützen.
    Tommy trug eine große Skibrille, als würde er Winterferien machen. Das alte, gestohlene Mausergewehr hatte er über seine Schulter gehängt.
    Obwohl Henrik seine Pupillen durch die Spiegelverglasung nicht sehen konnte, bemerkte er sofort, dass Tommy etwas eingeworfen hatte. Wahrscheinlich Kristalle. Seine Wangen waren wie sonst auch von roten Striemen gezeichnet, und sein Kinn zitterte. Kein gutes Zeichen.
    »Nun ist es also so weit«, begrüßte er Henrik, »Zeit, sich fröhliche Weihnachten zu wünschen.«
    Als Henrik nicht reagierte, fing er laut an zu lachen.
    »Ach Quatsch, da war ja noch was … wir wollten ja das Zeug abholen.«
    »Das Zeug, ja«, wiederholte Freddy.
    »Die Beute.«
    »Und das Geld?«, fragte Henrik.
    »Ja, klar. Wir teilen brüderlich.« Tommy grinste noch immer. »Glaubst du etwa, wir sind Diebe?«
    Das war ein uralter Witz, Henrik erwiderte verkrampft das Grinsen. Ihm wurde klar, dass sie bisher nicht über die Verteilung der Beute gesprochen hatten.
    Er sah, wie Freddy zum Bootshaus ging und die Tür weit aufriss. Dann verschwand er in der dunklen Hütte und kam kurz darauf mit einem Fernsehapparat unter dem Arm zurück.
    »So haben wir es vereinbart«, sagte Henrik. »Brüderlich.«
    Tommy ging an ihm vorbei auf den Bootsanhänger zu.
    »Ich mache das Boot winterfest.« Henrik wurde nervös. »Und ihr, ihr zieht weiter?«
    »Jo … es geht zurück nach Kopenhagen. Wir wollen vorher noch mal bei dem Hof da an den Leuchttürmen vorbei.« Tommy wedelte mit der Hand die Küste hinauf. »Nach den Gemälden suchen. Kommste mit?«
    Henrik schüttelte den Kopf. Freddy hatte mittlerweile den Fernseher in den Lieferwagen gestellt und war auf dem Weg zurück in das Bootshaus.
    »Nee, das schaffe ich nicht«, sagte er. »Ich muss das Boot unterstellen.«
    »Ja, klar.« Tommy betrachtete eingehend den Anhänger. »Wo soll denn das Ding im Winter stehen?«
    »Unten in Borgholm … hinter einer Werkstatt.«
    Tommy zerrte an dem Seil, das die Plane festhielt.
    »Steht es da sicher?«
    »Das ist eingezäunt.«
    Henriks Puls beschleunigte sich. Er hätte die Plane noch gründlicher festzurren müssen. Er versuchte Tommy abzulenken.
    »Ich habe da was Merkwürdiges beobachtet, diesen Herbst.«
    »Ach ja, was denn?« Tommy wandte seinen Blick nicht vom Anhänger.
    »Im Oktober war das, ich war hier und habe Wasser aus demBoot geschöpft … da habe ich ein Motorsegelschiff gesehen, das aus Norden kam und bei den Leuchttürmen festgemacht hat. Ein Typ stand hinterm Steuer … und am Abend desselben Tages wurde die Ertrunkene gefunden, an exakt dergleichen Stelle. Das ist doch total seltsam, ich habe oft darüber nachgedacht.«
    Er redete zu viel und zu schnell. Aber zumindest drehte Tommy den Kopf zu ihm um.
    »Von wem redest du da?«
    »Der Frau von Hof Åludden«, sagte Henrik. »Katrine Westin, für die ich im Sommer gearbeitet habe.«
    »Åludden«, wiederholte Tommy. »Da wollen wir doch hin … und du hast da einen Mord beobachtet?«
    »Nein, ich habe nur ein Boot gesehen«, erklärte Henrik ungeduldig. »Aber da ist irgendetwas faul dran … die haben sie später ja tot aufgefunden.«
    »Verdammt auch«, sagte Tommy, ohne jedoch besonders beeindruckt zu wirken. »Hast du das jemandem erzählt?«
    »Wem denn, bitte schön? Den Bullen?«
    »Nee.« Tommy winkte ab. »Die hätten sonst nur dämliche Fragen gestellt, was du hier zu schaffen hattest. Und dann hätten sie vielleicht mal einen Blick ins Bootshaus werfen wollen und dich dann hoppgenommen.«
    » Uns «, korrigierte Henrik.
    Wieder ruhte Tommys Blick auf dem Bootsanhänger.
    »Freddy hat auf dem Weg ’ne coole Geschichte erzählt«, sagte er.
    »Was denn für

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