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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Flaschen aufgereiht war. Fünf von ihnen waren ungeöffnet, die steckte er vorsichtig in den Rucksack. Dann schlich er weiter zur Holztreppe, die ins Obergeschoss führte.
    Er betrat das Fernsehzimmer, in dem ein großes Ledersofa vor einem kleinen Apparat und einer Videoanlage stand. Der Reihe nach entkabelte er die Geräte und brachte sie hinaus zu Freddy. Dann kehrte er zurück und warf einen Blick unter das Sofa.
    Etwas Großes, Schwarzes schimmerte dort unten. Eine Golf tasche?
    Mit einiger Mühe zog er eine zusammengefaltete Plane hervor. Darauf lag eine komplette Taucherausrüstung mit Schwimmflossen, Sauerstoffflaschen, Druckmessgerät und einem schwarzen Neoprenanzug. Die Ausrüstung sah vollkommen unbenutzt aus, vielleicht war sie erst im Sommer für einen gelangweilten Jugendlichen besorgt worden, der tauchen lernen wollte, es sich dann aber doch anders überlegt hatte.
    Auf dem Segeltuch lag noch etwas anderes: ein altes Jagd gewehr.
    Das Gewehr sah sehr gepflegt aus, mit poliertem Holzkolben und einem Schulterriemen aus geöltem Leder. Ein kleiner roter Pappkarton mit Patronen lag ebenfalls daneben.
    Henrik nahm eines nach dem anderen. Zuerst packte er die Sauerstoffflaschen und trug sie hinaus zu Freddy. Dort traf er auf Tommy, der gerade einen Computerbildschirm anschleppte.
    Tommy sah die Flaschen und nickte zufrieden.
    »Davon gibt es noch mehr«, flüsterte Henrik und ging zurück.
    Er klemmte sich die Tauscherausrüstung unter den Arm und hängte das Gewehr über die Schulter. Die Patronenbox steckte er in den Rucksack und ging zurück zur Schiebetür. Dort war Tommy gerade im Begriff, einen Hometrainer rauszuschieben. Der sah auch nagelneu aus, aber Henrik schüttelte den Kopf.
    »Dafür haben wir keinen Platz«, flüsterte er.
    »Logo«, widersprach Tommy, »wir schrauben den auseinander und …«
    Sie hörten ein Poltern.
    Ein Poltern, danach Schritte. Sie kamen aus dem ersten Stock.
    Dann wurde das Licht im Treppenhaus angemacht.
    »Hallo?«, rief eine Männerstimme.
    »Scheiß auf das Fahrrad!«, zischte Henrik.
    Sie rannten los, durch die Schiebetür, über den Rasen, durch das Gartentor und hinunter zum Strand. Alle drei waren bis oben hin beladen mit Gegenständen, aber sie hatten es nicht besonders weit zum Lieferwagen.
    Henrik stellte seine Beute auf dem Boden ab, atmete schwerund sah zurück zum Haus. Es war hell erleuchtet, aber niemand schien ihnen gefolgt zu sein.
    »Los, einräumen!«, rief Tommy, zog sich die Strumpfmaske vom Kopf und setzte sich hinters Steuer.
    Er startete den Motor, ließ jedoch die Scheinwerfer ausgeschaltet.
    Henrik und Freddy verluden, so schnell es ging, die Beute, die Rucksäcke, den Fernseher, die Taucherausrüstung …  Nur den Hometrainer hatten sie zurücklassen müssen. Henrik nahm das Gewehr von seiner Schulter.
    Tommy gab Gas. Zurück auf die Straße und dann nach Süden. Erst als sie außer Sichtweite der Villa waren, schaltete er die Scheinwerfer ein.
    »Nimm den Weg nach Osten«, sagte Henrik.
    »Wovor hast du Angst? Straßensperren?«, fragte Tommy.
    Henrik schüttelte den Kopf.
    »Fahr da einfach lang, ja.«
    Es war mittlerweile halb zwei, aber Henrik war aufgedreht, er spürte seinen Puls klopfen. Sie waren erfolgreich gewesen, sie hatten Gold gefunden. Es fühlte sich fast an wie früher, auf seinen Beutezügen mit Mogge.
    »So was müssen wir noch mal machen«, sagte Tommy euphorisch, als sie auf die Landstraße bogen. »Das lief ja scheißeinfach!«
    »Ja, ziemlich einfach«, nickte Henrik auf dem Beifahrersitz. »Aber wir haben sie aufgeweckt.«
    »Und wer will das wissen? Was hätten die denn schon tun können? Wir waren einfach zu schnell, rein und raus.«
    Plötzlich tauchte ein Schild auf, das auf eine Abzweigung verwies. Tommy machte eine Vollbremsung und bog ab.
    »Wo willst du denn jetzt hin?«
    »Nur noch eine letzte kleine Sache. Leichte Nummer, bevor wir nach Hause fahren.«
    Zwischen den Bäumen links von der Straße tauchte ein großes weißes Gebäude auf. Lang und schmal und von Scheinwerfern beleuchtet.
    Es war eine Kirche, erkannte Henrik.
    Die weiße, mittelalterliche Kirche von Marnäs. Er erinnerte sich vage, dass seine Großeltern dort vor vielen Jahrzehnten geheiratet hatten.
    »Ist die offen?«, fragte Tommy und bog auf den Kirchenvorplatz. Er fuhr den kleinen Kiesweg neben der Kirche entlang und parkte dann im Schutz der Bäume. »Normalerweise muss man da doch einfach nur reingehen.«
    »Nicht nachts«, widersprach

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