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Nebelsturm

Nebelsturm

Titel: Nebelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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folgte ihr. »Sie erinnern sich doch noch daran? Ja?«
    Sie hob einen Zettel hoch, den sie sofort in die Klarsichtfolie gesteckt hatte, nachdem Majner ihn ihr ausgehändigt hatte. Das war ihr Beweisstück.
    Drei Namen waren mit Tinte auf den Zettel geschrieben worden. Der erste war LIVIA WESTIN, der andere lautete KATRINE WESTIN und der dritte GABRIEL WESTIN.
    Neben Livias Namen stand ein kleines Kreuz: †.
    »Ach, ja?«, sagte Majner und nickte. »Diese Namen habe ich von der Notrufzentrale erhalten.«
    »Darum geht es ja. Sie sollten den Namen der Toten markieren. Darum hatte ich Sie gebeten.«
    Majners lächelte nicht mehr.
    »Ja, und?«
    »Sie haben Livia Westins Namen mit einem Kreuz versehen.«
    »Ja?«
    »Aber das war falsch. Die Mutter der Familie, Katrine Westin, ist ertrunken.«
    Majner spießte ein paar Krabben auf seine Gabel und schob sie sich in den Mund. Ihn schien die Unterhaltung nicht weiter zu interessieren.
    »Ja, gut«, sagte er kauend. »Ein Fehler. Sogar uns Polizisten passiert das ab und zu mal.«
    »Ja, aber es war Ihr Fehler«, betonte Tilda. »Nicht meiner.«
    Majner sah ihr ins Gesicht.
    »Soll das heißen, Sie vertrauen mir nicht?«
    »Doch schon, aber …«
    »Fein«, unterbrach Majner sie. »Und vergessen Sie nicht, dass …«
    »Haben Sie sich schon ein bisschen besser kennengelernt?« Kommissar Holmblad stellte sich zu ihnen. Tilda nickte.
    »Wir versuchen unser Bestes«, erwiderte sie.
    »Schön. Denken Sie daran, Tilda, dass wir nach dem Empfang noch einen Termin haben!«
    Holmblad nickte ihnen zu, lächelte und zog weiter, um den Journalisten und Fotografen von Ölands-Posten zu begrüßen.
    Majner klopfte Tilda auf die Schulter.
    »Es ist sehr wichtig, dass man sich auf seine Kollegen verlassen kann, Davidsson«, dozierte er. »Sind wir uns da einig?«
    Erneut nickte sie.
    »Schön«, sagte Majner zufrieden. »Richtig oder falsch … ein Polizist braucht vor allem die Sicherheit, dass er oder sie Verstärkung bekommt, wenn etwas schiefläuft.«
    Dann drehte er ihr den Rücken zu und ging zurück zu seinen Kollegen.
    Tilda blieb wie versteinert stehen und wünschte sich noch sehnlicher als zuvor, an einem anderen Ort zu sein.
    »Na dann, Davidsson«, sagte Göte Holmblad eine halbe Stunde später, als drei der Schichttorten mit Krabben verspeist waren und die vierte im Kühlschrank stand. »Dann müssen wir uns jetzt wohl auf den Weg zu unserem Termin machen. Wir können meinen Wagen nehmen.«
    Der Polizeichef und Tilda waren mittlerweile die Letzten im neu eröffneten Polizeirevier, Kollege Majner hatte sich als einer der Ersten verabschiedet.
    Zu diesem Zeitpunkt hatte Tilda bereits beschlossen, nicht einmal zu versuchen, ihn sympathisch zu finden.
    Sie setzte sich die Uniformmütze auf, schloss das Revier ab und folgte Holmblad zu seinem Auto.
    »Wir sind nicht verpflichtet, das hier zu tun«, erklärte ihr Holmblad, als sie im Auto saßen. »Aber Westin hat ein paarmal in Kalmar angerufen und mich oder jemand anderen in der Polizeidirektion sprechen wollen. Und da fand ich, dass es doch besser wäre, mit ihm persönlich zu reden.« Er startete den Motor, fuhr vom Parkplatz und plauderte dabei in einem fort weiter: »Es ist wichtig, Anzeigen und Ermittlungen zu vermeiden. Solche Besuche sind keine offiziellen Maßnahmen, aber in der Regel helfen sie, die meisten Missverständnisse aus dem Weg zu räumen.«
    »Ich habe einige Tage nach dem Vorfall mit Westin Kontakt aufgenommen«, berichtete Tilda, »aber da schien er kein Interesse an einer Unterhaltung zu haben.«
    »Dieses Mal kann ich ja mit ihm sprechen«, schlug Holmblad vor. »Vielleicht fällt ihm das leichter. Es geht ja auch nicht darum, sich zu entschuldigen, sondern vielmehr …«
    »Ich habe keinen Grund, mich zu entschuldigen«, unterbrach ihn Tilda. »Nicht ich habe die falsche Todesnachricht vorgelegt.«
    »Ach nein?«
    »Ein Kollege hat mir den Zettel ausgehändigt, auf dem der falsche Namen angekreuzt war. Ich habe ihn nur abgelesen.«
    »Ach so! Aber eine Todesnachricht sollte in jedem Fall nicht am Telefon überbracht werden. Wir müssen wohl alle die Verantwortung dafür übernehmen, dass in diesem Fall die Routine versagt hat.«
    »Das hat mein Kollege auch gemeint«, sagte Tilda.
    Sie verließen Marnäs und fuhren die Küstenstraße nach Süden Richtung Åludden. Es war früher Nachmittag, und die Straße war menschenleer.
    »Ich überlege schon lange, mir ein Haus auf der Insel zu kaufen«, sagte

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