Nebeltod auf Norderney
umgebracht und beseitigt haben! Wo ließen Sie die Leiche?«, fragte Ailts mit fester Stimme.
»Herr Gott, so glauben Sie mir doch! Wir haben diese Frau nur im Café gesehen! Das war für uns ein langer Tag gewesen. Wir haben am Abend Bier und Wein getrunken und sind dann schlafen gegangen!«
»Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass wir uns mit dieser Antwort zufrieden geben«, sagte der Staatsanwalt.
»Hören Sie auf damit. Ich bin unschuldig! Auch mein Freund hat mit dem Tod der Frau nichts zu tun! Nur weil mein Vater im Zuchthaus sitzt, verdächtigen Sie mich!«, schrie sie wütend.
»Bitte beherrschen Sie sich. Nicht gegen Ihren Vater, sondern gegen Sie richtet sich unser Verdacht«, sagte der Staatsanwalt.
Marga Stamm schluchzte zwischendurch und verstrickte sich immer mehr in Widersprüche. Schließlich verlangte sie ihren Verteidiger, Herrn Hettchen, zu sprechen. Nass geschwitzt und kochend vor Wut wurde sie ausfallend und verlor die Kontrolle über sich.
Der Staatsanwalt brach das Verhör ab. Die Vollzugsbeamtin ging mit ihr zurück in die Zelle. Der Polizist begleitete sie.
»Da ist guter Rat teuer«, sagte Plewnia. »Frau Stamm ist natürlich klar, dass wir ihr noch nichts nachweisen können. Wir haben keine Handhabe auf Grund unseres Verdachtes, sie in Haft zu halten. Doch bevor wir uns entscheiden, wollen wir ihren Freund Phillip Matulla verhören.«
Phillip Matulla bot ein trauriges Bild. Der Student wirkte abgemagert. Seine Drogensucht hatte ihn geprägt, und seine Erholungsferienendeten in diesem Debakel. Er wurde in Begleitung des Polizisten von einem kräftigen Vollzugsbeamten in das kleine Sitzungszimmer gebracht. Auch er trug eine Jeans, ein graues Oberhemd und einen blauen V-Ausschnittpullover.
Plewnia stellte ihm die Protokollführerin, Frau Janke, vor.
»Herr Matulla, ich muss Sie dahingehend belehren, dass alles, was Sie aussagen, gegen oder für Sie verwendet werden kann. Hinzu kommt, dass Sie durch ein Geständnis Ihre Situation verbessern können.«
Matullas spitzes Gesicht lief rot an. »Zuerst einmal habe ich hier klarzustellen, dass ich nichts zu gestehen habe. Was Sie mir und meiner Freundin vorwerfen, ist absurd. Meine Freundin und ich sind nach Norderney gekommen, um uns zu erholen. Ich gebe zu bedenken, dass wir, wenn es auch den Anschein erweckt haben könnte, uns nie der Fremden mit irgendwelchen Hintergedanken genähert haben.« Seine Worte klangen wie auswendig gelernt.
»Herr Matulla, Ihre Glaubwürdigkeit müssen wir schon von Berufswegen in Frage stellen«, sagte Ailts. »Hinzu kommt die Tatsache, dass Drogensüchtige zu unkontrollierten Handlungen neigen und in der Regel ihnen die Mittel fehlen, sich das Rauschgift zu beschaffen.«
»Eine weitere Fehleinschätzung. Ich bin clean. Frau Wachtmeisterin, bitte schreiben Sie in Ihr Protokoll, dass ich und meine Freundin zu Unrecht belastet werden, die Frau ermordet zu haben. Ich antworte auf Ihre haltlosen Vorwürfe nicht mehr. Ich bitte um den Besuch meines Anwaltes!«
»War das Ihr letztes Wort, das Sie zu den Vorwürfen zu sagen beabsichtigen?«, fragte der Staatsanwalt.
»Dem ist so«, sagte Matulla aufgeregt.
»Dann bitte! Herr Bartels und Herr Willems, führen Sie bitte Herrn Matulla ab«, ordnete Plewnia an.
Die Beamten nahmen ihn in die Mitte. Trotzig schaute er die Kriminalbeamten an und verließ den Ort des Verhörs.
Die Beamten sahen hinter ihm her.
»Ihre Meinung, Herr Ailts?«, fragte der Staatsanwalt.
»Wir haben keine Beweise für seine Schuld, aber auch keine fürseine Unschuld. Wir können wohl nicht umhin, Fräulein Stamm und Herrn Matulla auf freien Fuß zu setzen.«
Plewnia nickte. »Und Ihre Meinung, Herr Meyers?«
»Unsere Untersuchungsergebnisse rechtfertigen diese Entscheidung, und es stellt sich uns zusätzlich die Frage, ob wir eine groß angelegte Durchsuchung des Dünenabschnittes um den Leuchtturm wiederholen sollen.«
»Das ist auch meine Meinung«, sagte der Staatsanwalt. »Wir werden einen Suchtrupp zusammenstellen, der das Gelände rund um den Leuchtturm auf den Kopf stellt. Frau Janke, wenn Sie unsere Stellungnahmen vermerkt haben, bitte ich um das Protokoll. Meine Herren, wenn Sie bitte noch unterschreiben.«
Die Beamten nahmen den Kugelschreiber und setzten ihre Namen unter das Dokument.
»Ich danke Ihnen. Ich wünsche eine gute Heimfahrt. Sie hören von mir«, sagte Plewnia und reichte Ailts und Meyers die Hand.
Sie verabschiedeten sich von Kollegin Janke und
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