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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Riemchenschuh gefunden und wollen wissen, ob der von deiner Mutter ist.«
    »Mein Vater ist nach Aachen zu seinem Galeristen gefahren. Ob er Mutters Schuhe genau kennt, das wage ich zu bezweifeln. Morgen ist Samstag. Dann habe ich schulfrei. Wenn Sie morgen Dienst haben, dann komme ich«, sagte der Schüler entschlossen.
    »Sagen wir um elf Uhr im Kommissariat. Du kannst das Schiffum neun Uhr dreißig ab Norddeich nehmen. Schaffst du das?«, fragte Meyers.
    »Na klar, mit meinem Rennrad«, antwortete Kevin Spatfeld.
    »Na, dann bis morgen«, sagte Meyers und legte auf.
    »Wir werden den Vater später auch noch fragen«, meinte Ailts.
    »Der Schuh schwimmt. Der Absatz enthält Kork«, sagte Meyers nachdenklich. »Es ist anzunehmen, dass die tote Frau des Malers in der sommerlichen Nordsee treibt.« Er nahm eine Karte der Insel aus seiner Schreibtischschublade. »Kollege Lührs fand den Schuh hier am Oststrand unterhalb des Holzhäuschens des Naturschutzes, bei Kilometer neun.« Meyers markierte die Stelle.
    »Immer vorausgesetzt, sie trug ihn, dann wäre es sinnvoll, herauszufinden, wo sie Frau Spatfeld ins Meer geworfen haben«, meinte Ailts. »Es ist zu überlegen, die Hundestaffel noch einmal anzufordern.«
    »Theoretisch entlasten unsere Spekulationen Marga Stamm und Phillip Matulla zusätzlich. Selbst wenn sie die Leiche in der Nähe vom FKK-Strand in das Meer geschmissen hätten, so hätten sie das nicht in der Zeit schaffen können«, gab Meyers zu bedenken.
    Ailts hob die Schultern. »Nach den bisherigen Ergebnissen hatte ich angenommen, sie hätten das Opfer in den Dünen vergraben. Nicht weit entfernt von der Pension. Das stellt unsere Vermutungen auf den Kopf, vorausgesetzt, der Schuh stammt von der Frau des Malers.«
    »Das werden wir noch erfahren«, meinte Meyers. »Ich frage mich, wieso die Tote nicht antrieb. Normalerweise driftet die Leiche wie der Schuh, wenn auch nach Tagen, wieder an Land.«
    »Noch haben wir nur den einen Schuh und ziehen daraus gewagte Schlussfolgerungen. Zeige dem Sohn der Toten den Schuh. Es ist anzunehmen, dass er weiß, ob er von seiner Mutter stammt. Am Montag sprechen wir mit dem Staatsanwalt.«
    Meyers packte die Inselkarte weg, schloss den Schuh in den Schrank und verabschiedete sich von Ailts. Er hatte Feierabend und ging nach Hause.
    Sein kleiner Sohn Hajo kam ihm auf der Straße schon entgegengelaufen.Er nahm ihn auf den Arm und hörte sich an, was er ihm zu erzählen hatte. Seine Frau hatte den Tisch bereits gedeckt. Sie beabsichtigte heute Abend am »Nordic Walking« der Frauengruppe des Turnvereins teilzunehmen.
    Meyers setzte sich mit seinem Sohn an den Tisch. Es gab Tee und Brote. Für Hajo hatte Frau Meyers Kakao gekocht. Sie war am Nachmittag mit Hajo im Haus der Insel gewesen. Dort hatte die Augsburger Puppenkiste »Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer« aufgeführt. Der kleine Mund stand nicht still vor Begeisterung.
    Freddo Meyers hörte zu, während sein Sohn erzählte. Er hatte am heutigen Freitag die Aufgabe, Hajo ins Bett zu bringen. Wie die meisten Kinder, so wollte auch Hajo abends nicht ins Bett und wandte jeden Trick an, die Zeit hinauszuzögern.
    Frau Meyers räumte den Abendtisch ab und erledigte den Abwasch. Sie zog sich um, gab Hajo einen Gutenachtkuss, ergriff ihre Wanderstöcke und ging. Freddo Meyers nahm seinen Sohn an die Hand, führte ihn ins Bad, wusch ihn und ging mit ihm ins Kinderzimmer. Er zog ihm den Schlafanzug an und las ihm weitere zehn Seiten aus »Momo« vor und sah zu seiner Freude, dass Hajo vor Müdigkeit bereits eingeschlafen war.
    Meyers schlich sich aus dem Kinderzimmer, löschte das Licht und setzte sich im Wohnzimmer in einen Sessel. Er hörte Radio. Der NDR brachte die Übertragung eines Konzertes vom Schleswig-Holstein-Festival. Es war Musik, die er mochte. Sie war von Mahler, Grieg und Richard Strauß.
    Doch immer wieder ertappte er sich dabei, dass er sich in seinen Gedanken verfing, die um den Tod der Frau des Malers kreisten.
     
    Kevin Spatfeld war zu einem hübschen jungen Mann herangewachsen. Er sah seiner verstorbenen Mutter sehr ähnlich und hatte wie sie diesen südländischen Einschlag. Seine Haut war dunkelbraun, sein Haar hatte einen tiefschwarzen Ton und war zudem gelockt. Sein fein geschnittenes Gesicht wirkte freundlich. Er hatte breite Schultern und war bereits sehr groß.
    Er verstand sich gut mit seinem Vater, der sich immer noch vielZeit für ihn nahm. So begleitete er ihn auf seinen Lauftouren

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