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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Freund Albert Spatfeld kümmerte. An den meisten Tagen, an denen der Maler nicht auf Norderney oder in Aachen war, luden sie ihn und Kevin zum Mittagessen ein und boten in jeder Weise den beiden nachbarliche Hilfe an.
    Es war deshalb nachvollziehbar, dass Dr. Lambert sehr erschrak, als er den Kurier während der Mittagspause in der Cafeteria des Krankenhauses las. Sein Freund und Nachbar Albert Spatfeld, dessen Kunst er sehr bewunderte, besaß nicht nur ein Boot, sondern, was noch schlimmer ins Gewicht fiel, war auch Eigentümer eines Ambosses, den er ihm vor Jahren selbst geschenkt hatte!
    Das durfte doch nicht wahr sein! War Albert Spatfeld ein Mörder? Hatte er Heide umgebracht? Sollte er zur Polizei gehen? Das erübrigte sich, wenn der Amboss noch da stand, wo er immer gestanden hatte.
    Dr. Lambert trank den Kaffee, verließ die Cafeteria und konzentrierte sich wieder auf seine Arbeit. Er sprach mit niemandem über seinen unvorstellbaren Verdacht.
    Am Spätnachmittag rief er seine Frau an, sagte ihr am Telefon, dass er wegen eines Bildes für ein Jubiläum bei Albert vorsprechen werde, was sogar der Wahrheit entsprach.
    Um 18 Uhr 15 verließ er das Krankenhaus und stieg in seinen Wagen. Die Sonne ging bereits nach einem schönen Tag unter. Sträucher und die Hecke des Parkplatzes hatten sich während der letzten Woche herbstlich gefärbt.
    Dr. Lambert hatte Mühe, mit seiner Nervosität fertig zu werden. Er spürte seinen Magen. Er fuhr über die Heerstraße zum Kreisel und dann über die Lütetsburger Landstraße nach Hage. Als ihm ein Polizeiauto entgegenkam, brach ihm der Schweiß aus. Er zwang sich zur Ruhe und steuerte seinen Wagen im kleinen Gang. Schön und friedlich umgab ihn die schöne, herbstliche Landschaft.
    Sollte Albert in einem Anflug von Wahn seine Heide umgebracht haben? Nicht auszudenken!
    Er bog von der Großheider Straße ab und folgte der Straße, die Sandkasten hieß. Dann näherte er sich dem schönen Landhaus, in dem Heide Spatfeld glücklich gewesen war. Der Wind spielte mit den Blättern der Ulmen und Buchen. Er fuhr auf den Hof und parkte vor dem mit roten Klinkern gebauten Atelier.
    Er eilte um die Ecke und atmete auf. Auf dem Holzklotz stand der Amboss. Eine schwere Last fiel von seiner Seele. Er näherte sich der Eingangstür und pfiff übermütig die Melodie des Ostfrieslandliedes. Die Tür des kleinen Vorraumes, den Albert Spatfeld als Büroraum nutzte, war nur angelehnt.
    Dr. Lambert trat ein und ging zur Ateliertür. Er klopfte an und trat ein. Sein Freund stand vor einer gespannten Leinwand von zwei mal eineinhalb Metern, die an der geputzten Wand hing. Seitlich befand sich ein Tisch, den ein Berg von Farbtuben, Pinseln, Tüchern und Schabern bedeckten.
    Albert Spatfeld trug ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift »Andalusien«, eine Jeans und Sandalen. Sein Haar war ungekämmt. In der rechten Hand hielt er einen Flachpinsel. Er drehte sich um und sah Dr. Lambert lächelnd an.
    »Wie gefällt dir mein neues Werk?«, fragte er.
    Der Arzt betrachtete die Leinwand. Zwischen einstürzenden Mauern wurden reißende Wölfe erschlagen. Ein Rehbock entkam in der dunklen Nacht.
    »Da ich in etwa erkenne, was ich zu deuten im Stande bin, gut«, antwortete der Arzt und reichte Spatfeld die Hand.
    Er zog den Maler in die Ecke des Ateliers, wo ein Bild hing, das kleinere Maße hatte. Es zeigte die Fähre von Baltrum vor der Insel bei kaltem Winterwetter durch die Scheiben des Hafencafés.
    »Das wollen wir Ärzte vom Kreiskrankenhaus Professor Lückner zur Pensionierung schenken«, sagte er und klopfte Spatfeld auf die Schulter. »Über den Preis werden wir uns schon einigen.«
    Spatfeld nahm das Bild von der Wand. »Ich denke, du gibst mir die Summe, die ihr aufbringt.«
    »Das ist großzügig von dir.«
    »Komm, wir trinken ein Bier zusammen«, sagte der Maler.
    Sie gingen in das kleine Büro. Der Maler öffnete den Kühlschrank, entnahm ihm zwei Flaschen Bier, holte einen Öffner aus der Schreibtischschublade und öffnete sie.
    Sie nahmen an dem langen Ablagetisch Platz.
    »Prost«, sagte der Arzt und trank. Auch Spatfeld nahm einen tüchtigen Schluck.
    »Noch nichts gehört?«, fragte Dr. Lambert.
    »Der Polizei fehlt noch der Durchbruch. Weiß Gott, wann ich meine Heide zu Grabe tragen kann«, antwortete Albert Spatfeld traurig.
    »Es ist schrecklich«, antwortete Dr. Lambert mitfühlend. Er trank die Flasche leer. »Schlag das Bild in Papier ein. Ich nehme es mit. Morgen bringe ich

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