Nebeltod auf Norderney
Schreibtisch. Er war dabei, die Post zu öffnen.
»Moin«, grüßte Meyers, zog die Lederjacke aus und setzte sich an seinen Schreibtisch.
»Der Bericht ist da«, sagte Ailts. »Der Gerichtsmediziner gibt als Todesursache den herbeigeführten Erstickungstod an. Er spricht zudem von starken Prellungen am Hals und von einer Verletzung am Hinterkopf, die von einem Schlag mit einem stumpfen Gegenstand herrühren könnte. Es gab keine Kampfspuren. Er vermutet, dass Frau Spatfeld von einem kräftigen Mann erwürgt worden ist.«
»Wie wir angenommen haben«, sagte Meyers.
»Sie hatte in der Tat ein Eis gegessen und danach Sekt getrunken. Auf ihrer Kleidung wurden Haare gefunden, die sich geradezu für eine DNA-Analyse anbieten«, sagte Ailts.
»Ich weiß nicht, was der Staatsanwalt davon hält, wenn wir von allen Seglern und Motorbootkapitänen eine Speichelprobe nehmen«, sagte Meyers ernst.
»Dieser Gedanke ist gar nicht so verkehrt«, sagte Ailts, ging zum Eisenschrank und holte die Akte auf seinen Schreibtisch und schlug sie auf.
»Ich habe übrigens an der Ecke Schmiedestraße den Amboss gesehen«, erwiderte Meyers. »Er ist also noch da. Das brachte mich auf die Idee, die Trödelläden anzurufen, ob sie einen Amboss an einen Bootsbesitzer verkauft haben.«
»Die Chancen, dem Täter auf diese Weise auf die Schliche zu kommen, sind durchaus gegeben«, sagte Ailts und stand auf. »Ich faxe Plewnia den Bericht vom Rechtsmedizinischen Institut der Uni Oldenburg zu.« Er ging zum Faxgerät, das im Postraum stand.
Meyers setzte sich an den kleinen Beistelltisch, auf dem die Schreibmaschine stand, und schrieb ausführlich einen Bericht über seinen Besuch mit Albert Spatfeld bei der Versammlung des Yachtclubs. Er wurde das Gefühl nicht los, ein Segler des Norderneyer Yachtclubs könnte der Mörder gewesen sein.
Als Ailts vom Postraum zurückkam, klingelte das Telefon. Der Diensttuende meldete sich.
»Die Herren Wilbert und Olchers möchten Sie sprechen«, sagte er.
»Schicken Sie die Herren zu uns. Sie werden erwartet«, sagte Meyers. Er erhob sich.
»Der Verdacht ist zumindest berechtigt«, sagte Ailts.
Meyers ging zur Tür. Kurz darauf vernahmen Sie, wie die Besucher anklopften.
»Herein«, rief Ailts. Die Tür öffnete sich. Die Besucher betraten das Dienstzimmer.
»Mein Name ist Wilbert, Dodo Wilbert, Bäckermeister aus Oldenburg. Mein Schwager begleitet mich«, sagte der kräftige, mittelgroßeMann. Er hatte ein forsches Gesicht. Sein Haar war graumeliert und kurz geschnitten.
»Ich bin Bruno Olchers, von Beruf Schuhhändler«, sagte der Schwager. Er war dünn und einen Kopf kleiner als Wilbert. Er hatte schütteres dunkelblondes Haar und war etwa so alt wie sein Schwager.
»Ich bin Meyers, wir haben telefoniert. Mein Kollege, Kommissar Ailts. Nehmen Sie bitte auf den Stühlen Platz.«
Die Besucher setzten sich. Die Stühle standen seitlich von den Schreibtischen. Auch die Beamten nahmen Platz.
»Zuerst einmal wird es Sie interessieren, Herr Wilbert, was uns zu Ihnen führte«, trug Meyers vor. »Es war eine Aktennotiz, die Frau Heide Spatfeld vor einiger Zeit angelegt hatte.«
Ailts räusperte sich. »Ich habe eine Kopie in den Unterlagen«, sagte er und las den Text vor.
»Das ist für mich schlecht nachvollziehbar. Sie müssen wissen, dass ich Heide Heynen, so hieß sie früher, einst sehr nahe stand. Sie heiratete, während ich mich im Gefängnis befand, einen wohlhabenden Unternehmer mit Namen Jesko Calvis«, sagte Wilbert.
»Ach«, entfuhr es Ailts.
»Ist es recht, wenn Herr Olchers an unserem Gespräch teilnimmt?«, fragte Wilbert. »Er ist mein Vorschotmann.«
»Ich vermerke das im Protokoll«, warf Meyers ein und machte sich Notizen.
»Und Sie fanden die Art, wie Frau Spatfeld reagierte, befremdlich?«, fragte Ailts.
»Natürlich, wenn man bedenkt, dass wir damals kurz vor der Eheschließung standen. Nun gut. Jesko Calvis verunglückte in Spanien mit dem Auto. Alkohol war im Spiel. Soviel ich weiß, war Herr Spatfeld dabei. Er heiratete die Witwe, nachdem seine Frau ebenfalls verunglückte.«
»Und Kevin, der Sohn?«, fragte Meyers.
»Den brachte Herr Spatfeld mit in die Ehe. Heide bekam keine Kinder«, sagte der Bäckermeister.
»Frau Spatfeld wurde nach ihrem Tode von einem Boot aus inden Gewässern des Osthellers auf den Meeresboden versenkt und mit Granitsteinen und einem Amboss beschwert«, sagte Ailts. »Da auch Sie eine Yacht besitzen und zur Tatzeit im besagten Gebiet
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