Nebeltod auf Norderney
kleinen Saal, stiegen die Treppe nach unten.
Der Maler lud Meyers in das halbvolle Café ein. Sie setzten sich an einen Tisch.
»Ich danke Ihnen, dass sie mich jetzt nicht allein lassen. Das miese Wetter, die öde Stimmung«, sagte er weinerlich.
Die Bedienung kam an den Tisch. Die junge Frau schaute den Beamten lächelnd an.
»Noch immer keinen Erfolg?«, fragte sie.
»Erfolge stellen sich schon ein, doch den Täter haben wir noch nicht. Übrigens, das ist Herr Spatfeld, er ist der Mann der Toten«, sagte der Beamte.
»Entschuldigung. Mein Beileid«, sagte die Kellnerin.
»Bringen Sie mir einen Corvit und ein großes Bier«, sagte der Maler.
»Ich bekomme ein Kännchen Kaffee«, sagte Meyers.
Die Kellnerin verließ den Tisch.
»Haben Sie Neuigkeiten?«, fragte Spatfeld.
»Eigentlich nicht. Ich schätze, dass wir morgen die Ergebnisse der Untersuchungen vom Rechtsmedizinischen Institut Oldenburg bekommen. Doch diese bringen uns nur weiter, wenn wir einen Verdächtigen haben.«
Die Bedienung brachte die Bestellung. Sie stellte das Tablett auf den Tisch, lud den Kaffee ab und schob den Schnaps und das Bier über den Tisch.
»Wer bekommt den Bon?«, fragte sie.
Der Maler nahm ihn an sich.
»Herr Spatfeld, sind wir uns schon mal begegnet?«, fragte sie.
»Das ist durchaus möglich. Wir haben eine Wohnung auf der Insel«, sagte er und wurde verlegen.
Die Kellnerin nickte und ging.
»Herr Wilbert, genauer Herr Dodo Wilbert, besitzt ebenfalls eine Yacht«, sagte Meyers, goss Kaffee in seine Tasse, rührte Zucker und Sahne unter und nahm einen Schluck.
»Meine Frau hatte eine Aktennotiz in ihren Unterlagen, weil er ihr unangenehm aufgefallen war. Fällt auf ihn ein Verdacht?«
»Er kommt zu uns, um seine Unschuld zu beweisen«, sagte Meyers.
»Der Hinweis meiner Frau auf den Erpresser aus Spanien ist zu vage. Man müsste herausfinden, wer von den Bootsbesitzern Anfang des Jahres in Nerja war«, sagte Spatfeld und kippte den gekühlten Corvit hinunter. Dann ergriff er das Bierglas und trank es halb leer.
»Ihre Frau hat drüben auf der Terrasse an einem Tisch mit Gästen gesessen, die wir irrtümlich für die Mörder gehalten haben«, sagte Meyers. »Sie hat den Weg vom Fähranleger hierher zu Fuß zurückgelegt. Beim Verlassen dieses Cafés ist sie bis zur Telefonzelle auf der Südstraße gekommen. Da verliert sich ihre Spur. Wir fanden ihre Leiche in der Nordsee in den Gewässern am Ostheller. Haben Sie für das alles eine Erklärung?«
»Vielleicht bestellte sie ein Taxi und fuhr zu ihrem Mörder oder ging zu einem Skipper an Bord, der sie umbrachte«, folgerte Spatfeld. Er leerte sein Glas und bestellte ein weiteres Bier.
»Wir setzen unsere Hoffnung auf den Amboss«, sagte Meyers. »Er ist ein handwerkliches Relikt aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Auf der Unterseite fanden wir die Jahreszahl 1901 und die Herstellerfirma ›Glückauf-Hütte Siegen‹.« Er bemerkte, dass Spatfeld kaum hinhörte, als die Serviererin das Bier vor ihm auf den Tisch stellte.
»Für diese Stücke bezahlen heute Liebhaber viel Geld«, meinte der Maler, prostete dem Beamten zu und nahm einen Schluck.
»Der Staatsanwalt lädt nächste Woche zu einer Pressekonferenz ein. Unsere Chancen sind gestiegen, denn viele Skipper aus dem Ruhrgebiet haben an der Küste ihre Boote liegen.«
Spatfeld nickte. Sein Gesicht wirkte verbissen und kämpferisch.
»Gott wird uns beistehen, dieses Schwein zu fassen«, sagte er.
Meyers erhob sich.
»Sie wollen schon gehen?«, sagte der Maler.
Meyers reichte ihm die Hand. »Halten Sie die Ohren steif«, sagte er, nahm seine Jacke und die Mütze von der Garderobe, winkte der Kellnerin zu und verließ das Café. Er betrat die Telefonzelle, rief ein Taxi an und fuhr nach Hause.
Am Dienstagmorgen zog in dichten Schwaden Seenebel über die Insel. Die Luft war kühl. Der Wind wehte mit Stärke 5 aus nordwestlicher Richtung.
In der Morgendämmerung verließ Meyers die Wohnung, holte aus dem Schuppen sein Fahrrad und radelte zum Dienst. Einige Jogger kreuzten seinen Weg. In den Kuranlagen führten ältere Leute ihre Hunde aus. Verkäuferinnen waren unterwegs zu ihren Geschäften. Der Konsum hatte bereits geöffnet. Brötchenkäufer umlagerten den Verkaufstresen.
Meyers stellte sein Fahrrad in den Ständer, betrat die Stufen, schritt an dem Diensttuenden vorbei und ging nach oben. Die Flurbeleuchtung war bereits eingeschaltet. Er betrat das Dienstzimmer.
Ailts saß schon an seinem
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