Nebeltod auf Norderney
Entschuldigung. Er sprach nett über die Familie Dyzan, die schon zu den Einheimischen zählte.
Kurz danach erschien die Lehrerin mit dem hübschen Mädchen, deren schwarzes Haar im tiefen Kontrast zu dem ihrer blonden Lehrerin stand. Es wirkte scheu und ängstlich. Es trug seinen Mantel offen, als wäre es in Eile.
Der Schulleiter kam direkt zur Sache. Er stellte Herrn Calvis vor und berichtete.
»Es wäre hilfreich, wenn Frau Heynen das Kind begleiten würde«, sagte Jesko Calvis. Er wurde verlegen, als die Lehrerin ihn forsch ansah. Sie sah hervorragend aus und wandte sich an ihren Direktor.
»Ich habe gleich Schluss. Solange wir nicht wissen, wie es umFrau Dyzan ausschaut, bringe ich Hylda zu ihrer Mutter«, sagte sie. Die Kleine umklammerte ihren Arm.
»Einverstanden. Das ist in meinem Sinne«, sagte der Direktor und reichte Calvis die Hand. »Danke für Ihre Hilfe.«
»Ich hole aus dem Lehrerzimmer meine Jacke«, sagte Heide Heynen.
Calvis wartete im Flur.
Die Kleine schluchzte, als sie an der Hand der Lehrerin neben Jesko Calvis zum Wagen eilte. Er hatte ihn auf dem Lehrerparkplatz abgestellt. Er ließ die beiden hinten einsteigen und fuhr direkt über die Bahnhofstraße bis zur Hauptstraße. Die Ampel an der Kreuzung zeigte Grün. Das Verkehrsaufkommen war wie immer gewaltig. Er fuhr über Lütetsburg zur Heerstraße.
»Der Vater der Kleinen kommt von Norderney direkt hierher«, sagte er. Dabei suchte er für Sekunden ihr Gesicht im Rückspiegel.
»Hylda ist ein tapferes Mädchen. Ich werde bei ihr bleiben, bis der Papa Zeit hat«, sagte sie.
»Mich hat eine Frau angerufen. Sie sagte, deine Mama sei nicht gefährlich verletzt«, sagte Jesko Calvis zu dem Mädchen, das leise weinte.
Sie näherten sich dem Krankenhaus. Er fuhr seinen Mercedes auf den Parkplatz und stellte ihn ab. Er begleitete die kleine Hylda und die Lehrerin zum Pförtner, der hinter der Scheibe bereits ihre Hektik mitbekam.
»Kann ich helfen?«, fragte der Mann dienstbeflissen und nahm seine Mütze vom grauen Haar.
»Eine Frau Dyzan ist vor etwa zwei Stunden eingeliefert worden. Verkehrsunfall«, sagte Jesko Calvis.
»Sie wurde bereits operiert. Sie ist nicht lebensgefährlich verletzt worden«, sagte der Pförtner.
»Die Kleine ist die Tochter. Ihr Papa ist unterwegs«, sagte Jesko Calvis und strich Hylda mit einem Tempotuch die Tränen aus dem Gesicht.
»Die Mutti schläft noch. Nachher kannst du zu ihr«, sagte der Pförtner zu dem Kind.
»Wir warten drinnen auf Herrn Dyzan«, sagte Heide Heynen.
»Station 2«, sagte der Pförtner.
Sie betraten das Krankenhaus. Jesko Calvis zeigte auf eine Bank, die vor großen Steintöpfen mit Zierpflanzen stand.
»Warten Sie bitte hier mit der Kleinen, ich erkundige mich, wie es um ihre Mama steht«, sagte er und suchte das Stationsbüro auf. Dort wandte er sich an eine Schwester. »Ich habe die Tochter der Patientin Sefta Dyzan hergebracht. Sie hatte einen Verkehrsunfall«, sagte er.
»Junger Mann, können Sie nicht lesen? Zutritt untersagt!«, schimpfte sie mit ihm. Dann lächelte sie. »Sagen Sie der Tochter, dass ihre Mama bald aus der Narkose aufwachen wird. Sie hat das rechte Bein gebrochen und den linken Arm verletzt. Es hätte schlimmer sein können.«
»Danke, sie haben mir sehr geholfen«, antwortete er und ging zurück. Hylda Dyzan fand das schlimm genug für die Mama, sah aber ein, dass Allah sie beschützt hatte, denn sie war nur knapp am Tode vorbeigeschrammt.
Kurze Zeit später kam Ali Dyzan. Er umarmte seine Tochter und atmete erleichtert durch, als Jesko Calvis ihm die Folgen des Unfalls mitteilte. Ali Dyzan bedankte sich und eilte mit seiner Tochter zum Krankenzimmer seiner Frau.
»Unsere Mission ist beendet. Ich schlage vor, hier im Krankenhauscafé noch einen wärmenden Kaffee zu trinken an diesem verregneten Tag«, sagte er freundlich und sah sie flehentlich an.
Heide Heynen atmete erleichtert auf. Sie fand den Unternehmer sympathisch. Er strahlte zudem eine überzeugende Männlichkeit aus. Er war groß gewachsen und hatte eine sportliche Figur.
»Zur Mittagspause einen Kaffee hilft über die Müdigkeit hinweg«, sagte sie.
»Ich fahre Sie nachher zurück zur Schule, wenn Sie möchten, auch nach Hause«, sagte er und begleitete sie zum Café, das der Pförtnerloge gegenüberlag.
»Danke, ich habe meinen Wagen an der Schule geparkt«, sagte sie.
Sie gingen zum Café und setzten sich an einen freien Fenstertisch. Draußen regnete sich ein Schauer
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