Nebeltod auf Norderney
war.
Jesko versprach ihr am Telefon, sie in Kürze zu besuchen. Sie bat ihn, sein Vorhaben nicht zu weit aufzuschieben, da der Maler mit seinem Kevin noch für drei Wochen Urlaub im »Perla Negra« gebucht hatten.
Jesko kam tatsächlich, und Heide Calvis lud Albert Spatfeld und seinen Sohn Kevin eines Nachmittags zur Kaffeetafel und Spielstunde zu sich ein.
Jesko Calvis machte auf die Gäste einen guten Eindruck. Er hatte für den »Freund« seiner Frau ein Piratenschiff von Playmobil mitgebracht. Die Freude war natürlich riesig. Heide Calvis ließ es sich nicht nehmen, sofort mit Kevin zu spielen. Sie überließ es ihrem Mann, für Kaffee und Kakao zu sorgen.
Jesko Calvis fand den Künstler sehr sympathisch, der allerdings nicht von seinem Schlage war. Es war sicherlich kein Zufall, dass seine Frau als Ärztin das Geld verdiente, während er den Jungen umsorgte und, auch das war bemerkenswert, mit ihm wochenlang in Spanien Urlaub machte.
Zwischen beiden Männern bestand eine Distanz, die sich auch in ihren Gesprächen zeigte. Sie sprachen zum Beispiel viel über Autos. Für Jesko Calvis ein unerschöpfliches Thema. Er hatte eine Übernachtung in Südfrankreich gemacht und war ansonsten durchgefahren. Sein Mercedes war sparsam, dennoch, so rechnete er dem Gast vor, wäre ein Flug von Hamburg bei weitem billiger gewesen.
»Das war ein unterhaltsamer Nachmittag«, sagte Jesko Calvis am Abend. Während der nächsten Tage begleitete er seine Frau gelegentlich, wenn sie zu ihrem kleinen Freund zum Spielen ging.
Jesko Calvis hatte Termine, die ihn daran hinderten, länger in Spanien zu bleiben. Hinzu kam ein Tief, das regnerisches Wetter brachte.
Jesko begleitete am Morgen seine Frau in die Stadt zum Einkauf, denn das hatte Tradition, dass er beim Einkauf von Schuhen, einerJeans oder einer Bluse anwesend war. Sie tranken anschließend einen Milchkaffee im Café »Barcelona« und wussten nicht so recht, was sie bei dem Wetter am Nachmittag anfangen sollten. Heide hatte keine Lust, mit ihrem Mann im Wagen nach Malaga zu fahren. Deshalb war er von ihrem Vorschlag sehr angetan, den sie ihm unterbreitete.
»Weißt du, ich schaue im Hotel nach, ob Herr Spatfeld und Kevin da sind«, sagte sie. »Wenn sie am späten Nachmittag zu uns kommen, dann spiele ich mit dem Jungen, und du fährst mit dem Maler nach Moro. Ihr könnt dort ein wenig kraxeln und bei Pepe ein paar Tapas zu euch nehmen.«
»Einverstanden«, sagte Jesko. »Ich muss mir sowieso die Beine vertreten. Übermorgen sitze ich wieder über zwanzig Stunden im Wagen.«
Heide Calvis zog die Kapuze ihres Anoraks hoch, erhob sich und ging zum Hotel »Perla Negra«. Jesko Calvis schaute seiner Frau nach. Sie tat ihm leid. Für ihn hatte sie ihren Reiz verloren. Doch daran wollte er jetzt nicht denken. Er döste vor sich hin.
Seine Frau kam zurück. Sie zog die Kapuze ab und setzte sich wieder an den Tisch. »Herr Spatfeld hat sich über die Einladung sehr gefreut. Er kommt ja kaum aus Nerja raus. Wegen Kevin, das kannst du dir denken. Um sechzehn Uhr dreißig sind die beiden bei uns.«
Kevin mochte Frau Calvis, die es hervorragend verstand, auf ihn einzugehen. Er vergaß dabei seine Mutti. Sie hatte normalerweise wenig Zeit für ihn, und wenn sie einmal mit ihm spielte, dann fehlte ihr die Geduld, die Kinder nun mal brauchen.
Albert Spatfeld freute sich auf den Ausflug in die Berge von Moro und den Besuch des für seine Tapas berühmten Lokals. Er war froh darüber, dass er zuhause seine Wanderschuhe eingepackt hatte.
Um 16 Uhr nahm er Kevin an die Hand. Der Schauerneigung war eine flüchtige Wolkenbildung gefolgt. Der Wind hatte aufgefrischt und wehte aus nördlicher Richtung. Sie gingen an den Tennisplätzen vorbei, die bei diesem Wetter leer gefegt waren.
Die Begrüßung der Calvis’ war herzlich. Jesko Calvis hatte sich ebenfalls zünftig angezogen. Er reichte Albert einen Rucksack.
»Meine Frau legt Wert darauf, dass wir nicht nur Bier trinken«, sagte er.
»Keine Angst, Herr Spatfeld, da geht es ohne Anseilen ganz allmählich hoch«, sagte sie und winkte hinter den beiden Männern her, die zum Parkplatz gingen. Sie nahm Kevin an die Hand und führte ihn zur Terrasse.
»Ihre Frau versteht sich mit Kevin besser als seine Mutter«, sagte Albert Spatfeld. Sie verließen das Haus und gingen zu dem Mercedes, der am Straßenrand stand.
Jesko Calvis bediente den Türöffner. »Es ist schade. Sie bekommt keine Kinder«, sagte er.
Sie stiegen ein und
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