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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Er unterbrach die Verhandlung und fuhr sofort nach Sanderbusch. Seine Frau befand sich noch in der Narkose. Sie war nicht ansprechbar. Eine Schwester brachte ihn zum Professor, der noch auf der Station war.
    »Herr Calvis, nehmen Sie bitte Platz«, sagte der etwa 50-jährige Mediziner. »Es war eine schlimme Sache. Ihre Frau wäre um ein Haar verblutet. Um ihr Leben zu retten, mussten wir den Fötus opfern. Leider muss ich Ihnen dazu mitteilen, dass Ihre Frau nach der Operation kein Baby mehr gebären kann.«
    Der Professor saß an seinem Schreibtisch und schaute auf den vor ihm liegenden Bericht.
    Jesko Calvis fühlte eine Hitzewallung. Die Worte dröhnten in seinen Ohren. Er öffnete den Knoten seiner Krawatte und steckte die Hände in die Taschen seines Sommerjacketts.
    »Das ist furchtbar. Wir wünschten uns das Kind so sehr«, sagte er und stierte auf das Regal, das voll gestopft mit medizinischen Lehrbüchern war.
    Es wurde ruhig auf der Station.
    »Wenn Sie das wünschen, werde ich mit Ihrer Frau sprechen und es ihr mitteilen«, sagte der Professor.
    »Wann ist sie wieder ansprechbar?«, fragte Jesko Calvis.
    »Sie können um zwanzig Uhr zu ihr. Sie braucht viel Ruhe«, sagte der Professor.
    »Ich werde es ihr schonend beibringen. Um zwanzig Uhr gehe ich zu ihr«, sagte Jesko Calvis.
    »Zimmer 112, Block B, Privatstation«, sagte der Professor. Er erhob sich und reichte Jesko die Hand.
    Jesko Calvis ging zum Wartezimmer. Die Schwester brachte ihm einen Kaffee. Er saß an einem kleinen Tisch und stierte durch das breite Fenster in den Park, in dem Rhododendronsträucher blühten. Die Bäume trugen frisches Grün. Ihre Äste wippten im leichten Abendwind.
    Jesko Calvis war enttäuscht vom Leben. Fast hätte das Kind die Mutter getötet. Schon für das erste Kind hatte er das Zimmer hergerichtet. Und nun das! Er dachte an Heide. Sie konnte ihm kein Kind schenken. Er würde keinen Sohn haben, der später sein Werk fortsetzte! Ein Gedanke formte sich in seinem Kopf, der ihm den kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Doch dann tat ihm Heide leid. Auch sie litt seelische Qualen. Hinzu kam der körperliche Schmerz. Er trank vom Kaffee.
    »Dann bin ich der letzte Calvis«, stellte er bitter fest und beschloss, Heide weiter zu lieben und sie glücklich zu machen. Er hatte Geld genug verdient. Es reichte für Heide und ihn. Doch er mochte gar nicht daran denken, wenn er ohne sinnvolle Beschäftigung war. Er brauchte seine Arbeit, um zu vergessen.
    Die Krankenschwester erschien. Sie blieb in Türnähe stehen.
    »Ihr Frau ist aus der Narkose erwacht«, sagte sie ernst.
    Jesko Calvis stand auf und folgte der Schwester. Sie führte ihn an Krankenzimmern vorbei über einen langen Flur. Die Nachtbeleuchtung war bereits eingeschaltet. An der letzten Tür blieb sie stehen.
    »Sie können eintreten«, sagte sie und öffnete vorsichtig die Tür. »Meine Kollegin ist bei ihr. Ihre Frau ist noch sehr schwach.«
    Er betrat das Zimmer. Die junge Krankenschwester trat zur Seite. Heide Calvis lag flach in dem Bett. Die Decke war bis zum Hals hochgezogen. Ihr blondes langes Haar bedeckte das Kopfkissen.Ihr Gesicht wirkte blass. Sie weinte, als er sich über sie beugte und sie küsste.
    »Kleines, du musst jetzt tapfer sein. Ich brauche dich noch«, sagte er, während ihm Tränen über das Gesicht liefen.
    »Ich kann dir keinen Jungen mehr gebären«, schluchzte sie.
    Er nahm ihre Hände und führte sie an seine Lippen. »Wenn es so sein soll, dann können wir nichts daran ändern. Die Hauptsache ist, dass du wieder gesund wirst. Ich habe mit dem Professor gesprochen. Du wärst mir um Haaresbreite auch noch gestorben.«
    »Ein Kind hätte mich so glücklich gemacht«, sagte sie abgehackt unter Tränen.
    »Heide, Gott hat es nicht zugelassen. Wir haben uns darin zu schicken«, antwortete er, holte Tempotücher aus seiner Jacketttasche, wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und strich ihr durch das Haar.
    Die Tür öffnete sich. Die Schwester trat ein. Sie trug ein Tablett, auf dem eine Spritze lag. Ihre Kollegin sah ihn an.
    »Herr Calvis, Ihre Frau braucht Ruhe. Sie bekommt jetzt eine Injektion für die Nacht. Ich bleibe bei ihr. Es wird Zeit, dass Sie sie alleine lassen«, sagte sie.
    Jesko Calvis beugte sich über Heide und küsste ihre Stirn. »Sei tapfer, Kleines. Morgen komme ich wieder«, sagte er und verließ das Krankenzimmer.
    Er fuhr nach Wilhelmshaven in seine Wohnung. Es war schon spät, als er dort ankam. Dem Apartment fehlte

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