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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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fuhren los. Die Straßen waren nach der Siesta wieder belebter. In kurvenreichen Serpentinen überwanden sie die Ausläufer der Sierra Nevada und passierten die Reste der römischen Wasserversorgung. Auf einem Hochplateau standen einige Häuser eng beieinander. Über sie ragte ein Kirchturm. Weiße Wolken zogen tief über die Berge.
    »Dort oben liegt Moro. Wir lassen den Wagen unten am Flussbett stehen und kraxeln hoch«, sagte Jesko Calvis voller Vorfreude.
    »Das sind einige Meter mehr als in der Eifel«, sagte Albert Spatfeld.
    »Wir sind zwar keine Bergsteiger, aber für durchschnittliche Wanderer stellen sie schon eine Herausforderung dar«, meinte Jesko Calvis.
    Sie durchquerten eine Talmulde. Links und rechts der Straße lagen dicke Felsbrocken. Nach wenigen Kilometern auf der dünn bewaldeten Strecke erreichten sie den Parkplatz. Er lag an einem ausgetrockneten Flusslauf.
    »Wir sind die Einzigen«, stellte Albert Spatfeld fest.
    »Bei diesem Wetter«, sagte Jesko Calvis, hielt an und stellte den Motor ab. Er zeigte auf den Fußweg, der sich durch Büsche den Berg hochschlängelte und sich oben unterhalb des Ortes in spitzen Graten verlor. Sie stiegen aus. Calvis warf sich den Rucksack über.
    »Für den Durst zwischendurch«, sagte er.
    Die beiden gingen los. Schon nach wenigen Minuten wurde derSteig eng und stieg mächtig an. Jesko Calvis ging vorweg. Die Wanderstrecke war in der Tat nicht ungefährlich und dabei sehr mühsam. Im letzten Drittel erhöhte das Geröll die Sturzgefahr. Der Weg endete vor der Kirche.
    Das Restaurant »Pepe« lag am Ende des Dorfes von Korkeichen umgeben vor einem bewachsenen Steilhang. Vor dem weißen Haus mit den schwarzen Fenstergittern und andalusischen Dachziegeln befand sich ein Parkplatz, auf dem einige Wagen abgestellt waren. Die Holztür sah klobig aus.
    »Urig«, meinte Albert Spatfeld.
    Er öffnete die Tür und ließ Jesko Calvis den Vortritt. Er schien ein bekannter und beliebter Gast zu sein, denn der Ober näherte sich, reichte ihm die Hand und klopfte ihm auf die Schulter.
    »Eine Flasche Roten und Tapas«, bestellte Jesko Calvis.
    Das Restaurant war gut besucht. Sie waren die einzigen Gäste, die zu Fuß den Aufstieg gemacht hatten.
    Der Ober servierte den Wein, stellte die Gläser zurecht und brachte verschiedene Schalen mit Tapas, die herrlich dufteten. Die kleinen Häppchen schmeckten ausgezeichnet zum Wein.
    Jesko Calvis war sehr gut gelaunt. Er erzählte Döntjes aus seiner Kölner Studentenzeit. Sie bestellten eine zweite Flasche Wein. Als sie schließlich beim Ober bezahlten, erinnerte er sie daran, dass es Zeit war, aufzubrechen. Von den Bergen krochen Nebelschwaden zu Tal. Das änderte allerdings nichts an ihrer guten Laune. Sie gingen an der Kirche vorbei und begannen im leichten Dämmerlicht den Abstieg.
    Jesko Calvis ging vorweg und stimmte immer neue Lieder an. Die Dämmerung erschwerte den Abstieg und die Orientierung. Nebelfetzen tanzten um die Sträucher und Felsbrocken und behinderten die Sicht. Kurz vor dem Flussbett atmeten sie auf, als sie den bewachsenen Pfad erreichten. Es war nicht mehr weit bis zum Parkplatz.
     
    Kevin und Tante Heide hatten mit Hingabe und Ausdauer einen Teddy gebastelt, der einem gekauften Exemplar in nichts nachstand. Am Schluss hatte sie noch »Mensch-ärgere-dich-nicht« ausgepacktund nach einigen Würfelrunden immer wieder auf die Uhr geschaut.
    Ihr Mann und Kevins Vater hätten schon längst zurück sein müssen. Sie begann sich zu sorgen. Sie machte Kevin ein Brot mit Nutella und kochte Kakao für ihn. Sie suchte die Telefonnummer des »Pepe« in Moro heraus und rief dort an, während Kevin sein Brot kaute.
    Der Wirt meldete sich. »Ja, Ihr Mann war mit einem Gast hier«, sagte er. »Sie sind bereits vor zwei Stunden aufgebrochen. Ich verstehe Ihre Sorgen. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer. Ich schicke meinen Sohn mit unserem Wagen zum Parkplatz.«
    Er schrieb die Anschlussnummer auf und legte auf. Dann ging er in die Wohnung und sprach mit seinem Sohn.
    Paolo setzte sich in den Seat und fuhr sofort los. Es war diesig. Die Straße führte in kurvenreichen Serpentinen hinab zum ausgetrockneten Fluss. Im Tal war der Nebel verflogen. Er drehte eine Runde und ließ die Scheinwerfer über den Parkplatz gleiten. Er sah keinen Wagen. Doch dann trat er abrupt auf die Bremse. Ein Wagen war gegen den Brückenpfeiler gefahren und dann auf die Böschung gestürzt. Er sah einen Mann, der aus dem beschädigten Wagen kroch und

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