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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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Friedhof befand sich auf einer leichten Anhebung vor den Dünen. Er wirkte karg, da es an einer fülligen Baumbepflanzung wegen des ständigen Windes fehlte. Das breite Eisentor war geöffnet. Der Kutscher steuerte das Gefährt auf dem festen Boden an den Gräbern vorbei an das offene Grab. Der Bestatter und sein Gehilfe luden die Kränze und Gebinde ab und legten sie auf die aufgeworfene Erde des Grabes. Es waren sechs Träger, die an das Gefährt schritten, den Sarg mit ihren behandschuhten Händen nahmen und neben dem Grab abstellten. Dann griffen sie nach den Transportbändern und ließen den Sarg langsam nieder.
    Der Pastor sprach ein Gebet. Er stand im zügigen Wind. Die Friedhofsgäste schwitzten in ihren schwarzen Kleidern und Jacken. Sie sprachen das Glaubensbekenntnis. Dann sprach Pastor Ullmann. In ergreifenden Worten würdigte er noch einmal die Verdienste des Alten, der sein Freund gewesen war. Er segnete das Grab, nahm die bereitliegende Schaufel, füllte sie mit sandiger Erde und sagte: »Erde zu Erde und Staub zu Staub.«
    Er trat zur Seite und sah zu, wie Heide Calvis an das Grab schritt, weinte und einen Strauß Rosen auf den Sarg fallen ließ. Sekundenlang hielt sie den Kopf gesenkt. Sie drehte sich um, nahm den kleinen Jungen an die Hand und ging mit ihm zum Pfarrer.
    Es bildete sich eine Schlange von Menschen, die sich mit dem Gang zum Grab von Johann Heynen verabschiedeten. Die meisten von ihnen reichten Heide still die Hand und machten sich dann auf den Weg zum Café, wo bereits zur Teetafel gedeckt war. Es war die heimische Welt, in der Heide groß geworden war. Der Wirt hatte in den Räumen des Cafés die Tische zu einer großen Tafel zusammengestellt.
    Um 15 Uhr verließen die letzten Gäste das Café. Albert Spatfeld und Kevin begleiteten Heide Calvis noch einmal zum Friedhof. Die Kränze und Blumen bedeckten den Grabhügel. Nach einer kurzen Gedenkminute verließen sie den Friedhof und folgten der Straße an den Salzwiesen und dem Schiffsanleger vorbei zu ihrem Ferienhaus.
    Während Heide Calvis sich ein wenig ausruhte und Kevin mit dem Kettcar davonfuhr, setzte sich Albert Spatfeld im Garten inden Strandkorb und genoss trotz des Windes den schönen Rundblick. Er war erleichtert darüber, dass der alte Herr unter der Erde lag. Die Beerdigung hatte Heide doch stark zugesetzt. Morgen wollte sie mit ihm und Kevin an den Strand gehen, denn im Radio hatte der Wetterfunk Sonnenwetter vorausgesagt.
    Es begann für Heide, Albert und Kevin eine herrliche Zeit. Sie genossen das Frühsommerwetter und beschlossen, die Ferien auf Baltrum zu verlängern. Das gab Heide mehr Zeit, die Wohnung des alten Herrn auszuräumen und für neue Mieter renovieren zu lassen. Albert half ihr dabei.
    Kevin fand sich auf der Insel sehr gut zurecht. Er knüpfte in kurzer Zeit Kontakte zu Gleichaltrigen und steuerte sein Kettcar kreuz und quer über die Insel.
    Anfang Juli fuhren sie auf das Festland und wohnten in Heides Haus in Berumbur. Der massive Bungalow befand sich inmitten einer Wald- und Weidenlandschaft. Von dort nach Norddeich oder nach Neßmersiel waren es nur 12 Kilometer.
    Heide Calvis fuhr mit Albert Spatfeld und Kevin an die Strände der Küstenbadeorte und unternahm mit ihnen Ausflüge nach Emden, Wilhelmshaven und Oldenburg.
    Es war keineswegs das Heimweh, was Albert und Kevin dazu drängte, nach Aachen zu fahren. Sie mussten nach dem Rechten sehen. Der Garten war ohne Pflege. Außerdem waren sie übereingekommen, das Haus in Aachen zu verkaufen. Heide erklärte sich bereit, mit ihnen zu fahren. Dabei beabsichtigte Albert seinen Galeristen aufzusuchen, um zu sehen, was aus seinen Bildern geworden war.
    Sie ließen den Mercedes von Heide in der Garage und fuhren mit dem BMW nach Aachen-Brand. Das Wetter an diesem Nachmittag war schön und warm. Kevin erzählte während der Fahrt Heide von seinem bisherigen Zuhause, berichtete über seine Erlebnisse im Kindergarten und sprach über seine Freunde. Er war gerne bei ihnen gewesen und wollte ihnen ade sagen, denn es stand fest, dass er nach Ostfriesland zog. Das sagte er ohne Bedauern, denn auch ihm gefiel es gut an der Küste.
    »Du kommst in Berumbur in die Schule«, sagte Albert Spatfeld.
    »Das ist prima. Mein neuer Freund Jan auch«, sagte Kevin.
    Sie fuhren über Oberhausen, Duisburg und Krefeld. Heide Calvis und Kevin vertrieben sich die Zeit mit Kartenspielen. Albert hing seinen Gedanken nach. Im Anschluss an den Aufenthalt in Aachen planten sie einen

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