Nebeltod auf Norderney
längeren Besuch in der Ferienwohnung auf Norderney. Dort wollten Heide und er standesamtlich heiraten.
Heide verfügte nicht nur über ein märchenhaftes Vermögen, sondern war auch wie er völlig unabhängig. Ihre Tante, bei der sie während ihrer Gymnasialzeit in Norden gewohnt hatte, war ein Jahr nach dem Tode ihres Onkels gestorben. Ihre Kusine war nach dem Studium mit ihrem Freund, einem Chemiker, nach Kalifornien gezogen.
Albert Spatfeld erreichte die Autobahn nach Aachen. Kevin nannte stolz die Orte, die sie passierten. Er kannte sich aus.
»Wir sind gleich da!«, rief er, als sie die Ausfahrt nach Brand erreichten. Es waren nur wenige Kilometer bis zu ihrem Haus. Albert Spatfeld fuhr den BMW auf die Einfahrt. Sie stiegen aus.
»Ihr habt ein schönes Haus«, sagte Heide.
»Komm mit rein!«, rief Kevin und nahm sie an die Hand. Er führte Heide rund, während Albert Spatfeld die Fenster öffnete und die stickige Luft abziehen ließ. Er bereitete einen Kaffee zu. Sie tranken ihn draußen auf der Terrasse. Kevin suchte sein Kinderzimmer auf und feierte Wiedersehen mit seinen Spielsachen.
Heide schaute lächelnd in den Garten, der nach der langen Pause dringend einen Gärtner brauchte.
»Bleibt es dabei?«, fragte sie.
»Ja, wir fahren morgen zu einem Makler«, antwortete er.
»Die Lage ist ausgezeichnet. Das Haus findet mit Sicherheit einen Käufer. Wenn nicht, dann behalten wir es und vermieten es«, meinte sie.
Während der nächsten Tage beschäftigte sich Heide Calvis mit Kevin. Er zeigte ihr Brand und die nähere Umgebung. Albert Spatfeld suchte einen Makler auf, brachte den Garten in Ordnung, bereitete den Umzug vor und erledigte die Behördengänge.
Heide war nicht eifersüchtig auf Carmen, seine verstorbene Frau. Sie hatte ihn sicherlich sehr geliebt. Dennoch fand sie es seltsam, dass kein Bild, nicht mal ein Foto von ihr die Wohnung schmückte.
Sie meldete Kevin im Kindergarten ab und fuhr mit ihm in die Stadt. Sie besichtigten den Kaiserdom und die übrigen vielen Sehenswürdigkeiten.
Als dann der Möbelwagen vorfuhr, lief Kevin zwischen den Packern herum und achtete darauf, dass alle Spielsachen auf den Wagen kamen. Er vergoss keine Träne, als er mit seinem Vater und seiner Stiefmutter in den Wagen stieg und nach Ostfriesland abreiste. Heide hatte noch Platz in ihrem Bungalow in Berumbur für die besten Stücke des Umzugsgutes. Über den Rest würden sich die Armen in den Norder Blocks freuen.
In Berumbur auf der Schonungsstraße lebte in ihrer Nähe ein Arzt mit seiner Familie, der einen gleichaltrigen Sohn hatte. Der Junge hieß Jan, er war wie Kevin schlank, gut gewachsen und hatte strohblondes Haar. Die beiden wurden Freunde. Das hatte zur Folge, dass sich auch ihre Familien näherkamen.
Dr. Lambert arbeitete im Norder Krankenhaus. Seine Frau hieß Sabine. Sie war Apothekerin und ging zurzeit nicht ihrem Beruf nach, sondern zog den Jungen auf. Die Arztfamilie lebte niveauvoll, war äußerst gebildet und liebte wie sie das nachbarliche Gespräch.
Zwischen beiden Familien entwickelte sich eine Freundschaft. Besonders in literarischen, philosophischen und musikalischen Fragen fanden beide Frauen ein gemeinsames Interesse. Vor allem Dr. Hajo Lambert stieg auf zum Bewunderer von Albert Spatfelds Kunst, der täglich Stunden in seinem Atelier arbeitete. Er hatte sich im Parterre in einem Anbau sei eigenes Reich geschaffen.
Darum war es nicht sonderlich, dass sich Hajo und Sabine Lambert bereit erklärten, als Trauzeugen zu fungieren.
Albert Spatfeld, Heide Calvis und Kevin fuhren Anfang August nach Norderney. Sie buchten für ihre Berumburer Freunde ein Apartment mit Meeresblick und fanden sich nach einem fürstlichen Frühstück in der »Villa Marina« um 11 Uhr im Rathaus zur Trauung ein.
Die hübsche Heide Calvis weinte vor Glück, als Albert Spatfeld ihr den Trauring über den Finger streifte, und auch er dankte ihr mit einem Kuss, als sie seine Hand hielt und ihm den Ring aufsetzte. Der Standesbeamte erklärte beide für Mann und Frau.
In der »Villa Marina« hatte der Koch nach den Anweisungen der Braut das Hochzeitsessen zubereitet. Es war ein delikates Essen.
Sie hatten die Frisia X gechartert. Am Nachmittag stachen sie in See. Bei herrlichem Wetter brachte das Schiff sie nach Baltrum. Dort nahmen sie in ihrem Café den Tee ein. Es gab die berühmte Rumflockentorte. Um 18 Uhr 30, nach einer Fahrt vor rötlichem Abendhimmel, kehrten sie zurück. Ein Taxi brachte sie zu einem
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