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Nebeltod auf Norderney

Nebeltod auf Norderney

Titel: Nebeltod auf Norderney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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alles Unangenehme von ihr abfiel, sobald sie an Bord der Fähre war. Sie hatte den Eindruck, als gingen auf der Insel die Uhren anders. Sie trank den Kaffee und vertiefte sich in die Zeitung. Die Frisia II fuhr an den Seehundbänken vorbei. Sie dachte an Kevin, der die Tiere liebte. Mit ihm waren sie früher oft nach Norddeich zur Seehundaufzucht-Station gefahren, im Sommer, wenn dort die mutterlosen Heuler mit der Flasche großgezogen wurden.
    Kevin war bald auch bereits eine Woche weg. Es dauerte nicht lange, dann ging er eigene Wege. Er hatte schon eine kleine Freundin. Heide lächelte und fand das niedlich. Es war die hübsche Tochter des Fahrlehrers.
    Das Schiff näherte sich der Insel. Sie faltete die Zeitung zusammen und steckte sie in die Tasche. Segelboote glitten durch das kabbelige Wasser. Das Schiff fuhr am Weststrand der Insel vorbei. Die Strandkörbe waren besetzt. Die Badegäste winkten den Passagieren zu. Möwen begleiteten die Fähre in den Hafen.
    Heide Spatfeld eilte zu ihrem Wagen und verließ das Schiff. Sie fuhr zur Bismarckstraße, parkte den Wagen auf dem Platz neben dem Apartmenthaus, nahm die Tasche und ging die paar Schritte zu ihrer Wohnung. Dort nahm sie den Aufzug. Das Apartment befand sich auf der vierten Etage des Hauses »Strandblick«. Es war behaglich eingerichtet. Sie hatte alles entfernt, was an ihren verstorbenen Mann erinnerte.
    Mit dieser Maßnahme war sie Albert entgegengekommen, der ihn bei seiner Klettertour in den Tod begleitet hatte. Überhaupt sprachen sie so gut wie nie über ihn. Auch nicht über Carmen, Alberts erste Frau, die ebenfalls tödlich verunglückt war. Sie hatten die Wohnung von einem Malermeister renovieren lassen, eine neue Polstergarnitur gekauft und Kunststofffenster einsetzen lassen.
    Nachdem sie ihre Tasche geleert hatte, brühte sie sich einen Tee auf. Sie nahm ihn ein mit dem Blick auf den von Badegästen belebten Nordstrand.
     
    Marga Stamm und Phillip Matulla fühlten sich wohl auf Norderney und waren sehr zufrieden mit dem Verlauf ihrer Ferien. Sie hatten sich bereits zum Teil gut erholt. Marga Stamm hatte ebenfalls Federn gelassen beim Kampf mit der Sucht. Doch war sie schnell wieder zu ihrem seelischen Gleichgewicht gelangt.
    Am Morgen des neunten Tages spazierten die beiden vom Leuchtturm zum Ostheller und gingen von dort in die einsamen Dünen. Nach einem Sonnenbad erfrischten sie sich am FKK-Strand im kühlen Wasser der Nordsee. Anschließend aßen sie in der »Oase« einenPfannkuchen. Nach einer Pause gingen sie zu Fuß in die Stadt, wohnten dem Kurkonzert bei, setzten sich anschließend am Nordstrand auf eine Bank und schlenderten gegen Abend in den Yachthafen, um zuzusehen, wenn die Schiffe heimkehrten. Sie besuchten das Yachtclubcafé, von dem sie einen herrlichen Blick auf die Boote und Stege hatten. Ihr Blick reichte bis zum Fähranlieger.
    An diesem schönen Spätnachmittag war das Café stark besucht. Sie näherten sich einem Tisch, an dem eine nette Dame einen bunten, hohen Eisbecher löffelte.
    »Haben Sie was dagegen, wenn wir uns zu Ihnen setzen?«, fragte Phillip Matulla freundlich.
    Die Dame trug ihr nachblondiertes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie hatte ein schönes Gesicht. Sie mochte um die vierzig sein. Sie war schlank und mit einem eleganten marineblauen Hosenanzug gekleidet.
    »Bitte schön, ich mag Gesellschaft. Ich denke, Sie machen hier Urlaub«, sagte sie und lächelte gewinnend.
    Marga Stamm und Phillip Matulla nahmen Platz in den Plastiksesseln.
    »Wir kommen aus dem Landkreis Neuss und sind das erste Mal an der Nordsee«, antwortete Marga Stamm höflich.
    »Und, gefällt es Ihnen bei uns?«, fragte die Dame.
    »Hervorragend. Das Wetter spielt mit. Dieser Blick! Die teuren Boote! Das ist schon sehenswert«, sagte Phillip Matulla und winkte das Bedienungsmädchen an den Tisch.
    »Ihr Eisbecher sieht verlockend aus. Aber …« Marga lachte und schaute ihren Freund fragend an.
    »Bei deiner Figur keine Sünde«, meinte er.
    »Ihr Freund hat recht«, sagte sie.
    »Bitte schön, was darf ich Ihnen bringen?«, fragte die Kellnerin. Sie trug die dunkelblaue Ostfriesentracht und hatte ein pausbäckiges Gesicht.
    »Ich trinke ein Pils und einen Klaren«, sagte Matulla.
    »Bringen Sie mir auch so einen Eisbecher«, bestellte Marga Stamm.
    Sie sprachen über ihre Ferien. Die Dame kannte sich auf der Insel aus. Sie nannte Cafés und Restaurants, die sie für preiswert hielt. Das Bedienungsfräulein servierte die

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