Nebeltod auf Norderney
Frau nicht in der Wohnung war. Das Bett war unbenutzt. Die Wohnung war aufgeräumt.«
»O Gott!«, schrie der Maler auf.
»Sie ist vielleicht bei einer Bekannten«, beruhigte der Hausmeister ihn.
»Ich mache mir Sorgen. Herr Peters, danke«, sagte Albert und legte auf. Er schaltete den Anrufbeantworter ein, ging noch einmal durch das Haus, verschloss Fenster und Türen, denn der Wetterfunk hatte ein Gewitter angekündigt. Er nahm die Reisetasche, öffnete die Garage, stieg in das VW-Cabrio und fuhr über Hage und Hagermarsch nach Neßmersiel.
Auf dem Gelände des Yachtclubs stellte er den Wagen ab, suchte den Steg auf, zog den Bug des Bootes heran und kletterte an Bord. Er öffnete die Kajüttür, stellte die Reisetasche ab und machte die »Wasserhexe« startklar. Dann fuhr er durch die Fahrrinne der Baltrum-Fähre in die offene See und steuerte in westlicher Richtung unterhalb von Norderney den Hafen der Insel an.
Albert Spatfeld kannte den Hafenmeister. Er bat ihn per Handy, ihm einen Gästeliegeplatz für einige Tage zu reservieren und ein Taxi in den Hafen zu bestellen.
Die »Wasserhexe« war ein schnelles Schiff. Er fuhr es mit Höchstgeschwindigkeit. Nach einer Stunde legte er im Yachthafen an. Erhatte keinen Blick übrig für das schöne Bild des Hafens, für die vielen Menschen, die über den Kai bummelten.
Er nannte dem Hafenmeister den Grund seiner Eile. Das Taxi wartete bereits auf ihn.
»Polizei-Kommissariat«, sagte er nur und stieg ein.
Der Fahrer sah sein ernstes Gesicht. Er stellte keine Fragen und drosch über die Hafenstraße, am Haus der Schifffahrt vorbei zur Winterstraße. Dort bog er in die Knyphausenstraße.
Albert forderte den Fahrer des Taxis auf zu warten und hastete los. Er machte einen abgehetzten Eindruck, als er die Tür des Polizeihauses öffnete und zum Tresen ging, hinter dem ein gesetzter Beamter den Dienst versah. Er trug eine Sommeruniform.
»Mein Name ist Freese. Kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Beamte.
Albert Spatfeld holte tief Luft und stellte sich vor.
»Meine Frau wird vermisst«, sagte er. »Sie ist nicht nach Hause gekommen. Wir wohnen auf dem Festland in Berumbur bei Hage. Wir haben auf der Bismarckstraße im Hause Strandblick eine Wohnung, in der sie für ein paar Tage ausspannen wollte. Ich hatte in Berumbur zu tun. Heute Morgen rief ich sie an und erreichte sie nicht. Der Hausmeister hat die Wohnung geöffnet. Sie ist gestern nicht nach Hause gekommen. Am Nachmittag habe ich noch mit ihr telefoniert. Wir besitzen ein Motorboot. Ich bin gleich losgefahren.«
»Ein Badeunfall vielleicht«, sagte der Beamte.
»Schwer vorstellbar. Sie würde nie an einem unbewachten Strand ins Wasser gehen«, sagte der Maler.
»Kann Ihre Frau Gründe haben, Sie zu verlassen?«, fragte der Polizist missmutig.
Albert Spatfeld schaute ihn mitleidig an. »Herr Freese, wir führen eine mustergültige Ehe. Wir haben einen Sohn. Er befindet sich auf Klassenfahrt in London«, sagte er.
»Sie denken an ein Verbrechen?«, fragte der Beamte und zog die Stirn kraus.
»Offen gestanden, ja! Dann die Angst! Meine Frau ist so zuverlässig!«, antwortete er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Kommissar Ailts befindet sich im Hause. Warten Sie, ich melde Sie eben an«, sagte Wachtmeister Freese, nahm den Hörer in die Hand und wählte eine Nummer.
Albert Spatfeld sah durch das Fenster auf den Onno-Fisser-Platz. Die Bänke waren mit älteren Menschen besetzt. Über die Blumenbeete flogen Schmetterlinge. An der Bushaltestelle Benekestraße warteten Fahrgäste.
Er erschrak, als er eine Passantin sah, die auf den ersten Blick wie seine Frau aussah. Er wandte sich Wachtmeister Freese zu, der den Hörer auflegte und ihn ansah.
»Kommissar Ailts wird sich um Ihre Angelegenheit kümmern. Eine Treppe hoch, Zimmer 23«, sagte Freese.
Albert Spatfeld verließ die Wachstube, stieg die Treppe hoch und fand zum Dienstzimmer. Er klopfte an die Tür, öffnete sie und trat ein.
Der Kommissar saß hinter dem Schreibtisch. Er erhob sich.
»Mein Name ist Renke Ailts. Nehmen Sie bitte Platz«, sagte er und zeigte auf den Besucherstuhl. Der Beamte hatte ein spitzes Gesicht, das ein kurz gehaltener Bart zierte. Er trug sein dunkelblondes Haar im Faconschnitt. Er war mittelgroß und schlank. Er war mit einer olivgrünen Kordjeans und einem gelben Pulloverhemd bekleidet.
Der Maler setzte sich auf den Besucherstuhl.
»Spatfeld. Albert Spatfeld«, stellte er sich vor. »Ich bin mit dem Boot
Weitere Kostenlose Bücher