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Neben Der Spur

Neben Der Spur

Titel: Neben Der Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Theiss
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grade was Interessantes zu tun hätte.«
    »Ach ja? Was denn?«
    »Na, so eine obskure Chemikalie in der Zwiebelsuppe isolieren«, lacht Rick, wirft sich auf Karo und beißt ihr in den Nacken. »Ach, Häschen, wie konnt ich dir so böse sein!«
     
    Frau Fried zeigt volles Verständnis, als Karo sich am nächsten Morgen wegen einer Nagelbettentzündung am Fuß krankmeldet. Der Merkur sei rückläufig, da sollten empfindsame Menschen wie Karo grundsätzlich etwas kürzer treten, erklärt sie.
    Rick zieht es vor, sich mit einer Mail direkt bei Laborchef Weber abzumelden.
    »Wir starten spätestens um zehn«, beschließt Karo. Doch als sie sich unter der Dusche abseift, überlegt, was sie auf der großen Expedition anziehen könnte, kommt Rick ins Bad gestürmt. »Du, Häschen, da hockt ein ganz komisches Kind vor deiner Wohnungstür!«
    »O je!« Karo stellt die Dusche ab, wickelt sich eilig in ein Handtuch, beobachtet amüsiert, wie Mira, unterdessen eingetreten, das Regal im Arbeitszimmer ansteuert, Karos Kompass aus der Schublade kramt und wie ein Vögelchen mit einem Auge fixiert. »Tja, darf ich vorstellen: Das ist Mira. Die Tochter meiner Nachbarin, ein kleines Wunder – wie schon der Name sagt.«
    »Okay. Wir klingeln und erklären, dass uns das Wunder heute nicht so recht passt.«
    »Dann mach das mal«, sagt Karo, geht zurück ins Bad und trocknet sich ab.
    »Macht keiner auf«, meldet Rick mit gerunzelten Brauen.
    »Tja, weißt du, meine Nachbarin Bea hat zwar eine Wohnung, aber die schätzt sie nicht besonders. Mit anderen Worten: Wir haben ein Problem. Denn ich bin so was wie Miras Patentante.« Karo staunt über sich selbst. So unfeierlich ist garantiert noch nie jemand Patin geworden.
    »Kann man das Kind nicht im Treppenhaus warten lassen, bis die Mutter kommt?«
    »Kann man nicht. Bis dahin ist das Kind verhungert.«
    Es dauert eine Weile, bis Rick kapiert. Karo will verhindern, dass wieder zwei tumbe Pfleger das greinende Kind im Schwitzkasten abführen. Lieber bringt sie Mira selbst zurück.
    Ein Anruf im Heim allerdings macht schlagartig klar, dass auch das keine Lösung ist. Eine schlecht gelaunte Aushilfskraft erklärt, heute sei Betriebsversammlung und es gebe nur eine Notvertretung für ganz harte Fälle.
    »Tja, dann … Wissen Sie, ich bin Miras Patin – äh – Tante. Väterlicherseits. Ich kann sie heute hierbehalten. Und morgen auch. Ich plane einen Zoobesuch und – äh – bringe sie übermorgen zurück. Einverstanden?«
    Schweigen am anderen Ende der Leitung.
    »Gern geschehen. Auf Wiederhören«, flötet Karo, als habe sie gerade der Caritas eine größere Spende in Aussicht gestellt. Dann packt sie eilig einen zusätzlichen Slip und ihr altes Sternchennachthemd für Mira ein. »Das gefällt dir, Süße, ja?«
    Rick rollt die Augen. »Du spinnst, Karo! – Du spinnst echt.«
     
    Gudrun hat Glück im Unglück. Denn Hans-Bernwards Hacker ist als IT-Serviceleister in den Gelben Seiten notiert und erweist sich als ebenso eloquent wie entgegenkommend. Ja, sein Exschwager habe den Auftrag leider storniert, da er bereits wisse, wo der junge Herr Hepp sich aufhalte. Und vermutlich sei er dort nun hingefahren. Aber wenn Frau Hepp eine neue Aufgabe für ihn habe, nehme er diese gerne an … zu den bekannten Konditionen …
    Eine Stunde später ist Rolfs PC geknackt. Ein paar Word- und Exceldateien liegen ausgedruckt auf Gudruns Schreibtisch, offenbaren ein geradezu abartiges Projekt. Sie zögert keine Minute länger, wählt die Nummer des Kommissars, dessen Visitenkarte noch immer in der Schublade schlummert: Martin Kosciuschko … Polizeipräsidium … 06131-65 …
    »Guten Tag, Herr Kos … Koszi …«
    »Ist okay. Geben Sie’s auf.«
    »Ich möchte Anzeige gegen den Geschäftsführer meiner Firma erstatten.«
    »Herrn Westenberger?«
    »Er hat einen Mietvertrag mit sich selbst geschlossen und überweist sich monatlich einen – sagen wir mal – stattlichen Betrag aus der Firmenkasse. Er hat darüber hinaus, parallel zu einem offiziellen Diätversuch in Tschechien, eine Scheinstudie im gleichen Institut in Auftrag gegeben, bei der Probanden ein wilder Cocktail aus isoliertem Hühnereiweiß, mehrfach ungeesterten Fetten und einem nicht zugelassenen Appetitzügler verabreicht wird. Ferner experimentiert er mit einem geheimen Familienrezept …«
    »Hühnereiweiß?«
    »Es schmeckt neutraler als das gebräuchliche Sojaeiweiß. Und da Herr Westenberger durch unsere Beteiligung an einer

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