Neben Der Spur
Namen der Firma einen Vertrag mit sich selbst? Das ist Betrug!
Bumm-rrymm, bumm-rrymm … byrryrryrryrr … rymmm! Die Halle des Bergkönigs ist eingestürzt.
Mittwochmorgen, 7.10 Uhr. Karo hat schlecht geschlafen. Ganz schlecht. Trotz Liebe mit Rick und zwei Gläsern Dornfelder auf fast nüchternen Magen hat sie sich und ihr Problem die halbe Nacht hin und her gewälzt und zwischendurch irgendwas von Orks und Jedi-Rittern geträumt. Jetzt lauscht sie auf Ricks leises Schnarchen und wartet ergeben auf das morgendliche Weckerkommando.
Warum hat Kollege de Beer nicht zurückgerufen? Auch nicht auf die Mail reagiert, die sie ihm am frühen Nachmittag geschickt hat. Ist doch komisch! Ahnt er, dass sie ihn mit ihrer fingierten Anfrage eines Testmagazins bloß aus der Reserve locken wollte? Oder hat er inzwischen die Redakteure dort aufgestört? Karo kriegt den Gedanken nicht aus dem Kopf, wie dort gestern Nachmittag im Verlagshaus des Verbrauchermagazins einer den anderen gefragt hat, ob aktuell was mit Zwiebelsuppen im Gange sei. Großer Manitu, wäre das peinlich!
Andererseits: Was ist, wenn de Beer auf der Suche nach Valentin Hepp in Gefahr gerät? Und wie dieser von irgendwelchen Verbrechern festgehalten wird? Dann würden die Typen sein Handy abhören und ihn wenigstens in der Firma anrufen lassen. Sie würden ihm – wie man in Krimis liest – eine Pistole an die Schläfe setzen und ihn zwingen zu sagen, dass alles in Ordnung mit ihm sei und die von Frau Rosenkranz gesuchten Ordner hinten oben rechts zu finden seien. Weil de Beer aber schlau ist, würde er durch eine kleine versteckte Bemerkung oder eine nicht so ganz passende Wortwahl signalisieren, dass er bedroht wird. Und natürlich würde Karo es merken und die Polizei alarmieren, würde auf eigene Faust das Handy orten lassen – und so de Beer das Leben retten. Und dem armen jungen Valentin Hepp vielleicht auch.
Ja, wenn Karo darüber nachdenkt, wäre das eine angenehmere Lösung als die Verwirrungsnummer bei gesund genießen.
Sie dreht sich auf den Rücken, verschränkt die Arme unter dem Kopf und betrachtet die unordentlich gestrichene Zimmerdecke. – Vielleicht ist alles ganz harmlos. Zum Beispiel könnte de Beers Handy keinen Saft mehr haben, das Display kaputt sein. Gleichzeitig könnte in seinem Hotel das WLAN gestört sein, sodass er entnervt sein Netbook ausgeschaltet hat. Dann wird er vielleicht heute Morgen ein Internetcafé aufsuchen.
So oder so: Karo will superpünktlich in der Firma sein, damit de Beer, wenn er endlich anruft, sie selbst erwischt. Nicht jemand anderen, keinesfalls Frau Fried oder gar den Geschäftsführer, rebellisch macht.
Karo betrachtet Rick, wie er durch die aufgeblähten Nasenflügel schnauft. Er scheint zu träumen. Die kräftigen Augenbrauen zucken zwischen zwei senkrechten Stirnfalten. Im Schlaf sieht er nicht aus wie Justin Timberlake. Eher wie ein versackter Mafia-Adlatus.
Nun gut, nobody is perfect. Karo schlägt die Bettdecke zurück, steht leise auf und bereitet schon mal Frühstück: für Rick wie immer ein Ei, zwei Aufbackbrötchen mit Butter und Pfeffersalami, für sich selbst einen Toast mit einem Hauch Magerquark, eine halbe Grapefruit und einen Appetitzügler. Und für sie beide ganz viel Kaffee.
»Was ’n los? Ist so leer im Bett. – Komm, Häschen, wir hüpfen noch mal in die Kiste.« Rick nestelt an ihrem Pyjama.
Sie wehrt ab. »Heute nicht. Muss pünktlich sein, de Beer vertreten. Der ist verreist.«
»Was? Der? Verreist?«
»Ja, privat. Nach Tschechien. – Komisch, was?«
»Na ja, warum nicht Tschechien? Ist doch ein schönes Land.«
»Aber dort läuft auch das Diätprojekt.«
»Vielleicht will er heimlich abspecken«, lacht Rick, lehnt sich über den Frühstückstisch, beißt in ihr Ohrläppchen, dann in sein Pfeffersalamibrötchen. Mit Wunderkerzenaugen erzählt er ihr von einem Fund im Laborarchiv, einem Haushaltsbuch von Luise Hepp, der Mutter des Seniors. »Allerdings in Sütterlinschrift. Dabei stammt es aus dem Jahr 1948, als die moderne Schreibschrift längst Usus war. – Hätt’s dir schon gestern Abend gegeben, aber dann wär’s wohl vor lauter Begeisterung deinerseits nix mehr mit uns geworden, was?« Er kneift Karo in die Wange.
»Uuui, zeig her!« Karo erzählt ihm lieber nichts von dem halben Dutzend Haushaltsbüchern im Firmenkeller. Alle schwer zu entziffern und wenig ergiebig. Rick ist allzu begeistert von seiner Entdeckung.
»Guck mal, hier, im letzten
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