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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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zurückgewonnen. Er setzte ein Pokerface auf. »Selbst wenn Sie James Bond persönlich wären, hier aus der Kneipe kommen Sie nicht mehr heraus. Sie müssten schon zaubern können! Die Polizei eines halben Bundeslandes ist in Alarmbereitschaft versetzt, um Ihnen und Ihren Kumpanen das Handwerk zu legen. Geben Sie auf! Sie stehen auf verlorenem Posten!«
    Das Handy in der Jackentasche des Erlkönigs klingelte. Er hatte als Signalmelodie Mozarts Requiem einprogrammiert. Zufrieden registrierte er, dass sich Joe und Gabi genau an den Zeitplan hielten. »Das Gespräch ist für Sie! Ich glaube, der Begriff verheizen wird von heute Abend an eine völlig neue Dimension für Sie bekommen, Herr Minister.« Er reichte Mager das Handy. »Ich hoffe, Sie sind bereit die Konsequenzen Ihrer Uneinsichtigkeit zu tragen. Wenn Sie morgen früh das Licht einschalten, wird Ihr Sohn seinen Teil dazu beitragen, dass es brennt, und das, obwohl er alles andere als eine Leuchte ist!«
    Der Energieminister riss das Handy ans Ohr. »Martin? Geht es dir gut?«
    »Hallo, Vater. Ich bin ganz okay. Die haben mir nichts getan. Ich bin mit Klebeband gefesselt und hab ’ne Augenbinde. Ich glaub, das sind keine richtigen Profigangster. Die waren irgendwie seltsam. Die hatten sogar ’nen Hund dabei.«
    »Weißt du, wo du bist? Und was ist das für ein Geräusch da im Hintergrund?«
    »Das ist das Fließband«, krächzte es aus dem Handy.
    »Was für ein Fließband?«
    »Ein Braunkohleförderband«, mischte sich der Erlkönig ein. »Meine Freunde haben deinen Sohn auf eines der Bänder gelegt, mit denen die Braunkohle aus dem Tagebaugebiet direkt in die Brennöfen der Kraftwerke geliefert wird. Es gibt eine ganze Menge davon. Ich bin gespannt, ob es doch eine Möglichkeit gibt, die Bänder zu stoppen oder die Öfen zu löschen.« Der Elbenfürst blickte auf die Uhr über der Theke. »Wir haben Viertel nach acht. In etwas weniger als fünfzehn Minuten wird deinem Jungen ziemlich warm um die Füße werden. Wir haben ihm das Handy unters Kinn geklebt und die Akkus neu aufgeladen. Wir sind schließlich keine Unholde. Du wirst bis zuletzt mit ihm reden können … Falls du die Wahrheit gesagt hast und sich die Förderbänder tatsächlich nicht anhalten lassen.«
    Mager sprang auf. »Packt den Kerl! Und bringt mich sofort zum Einsatzstab. Ich brauche sofort Leitungen zu sämtlichen Braunkohlekraftwerken! Und schickt jeden Hubschrauber, den wir kriegen können, ins Braunkohlerevier!«
    Der Erlkönig zog den Ring von seinem Finger und duckte sich unter den Tisch. In der Kneipe brach die Hölle los. Durch die Vordertür stürmte ein schwer bewaffnetes Sonderkommando mit Stahlhelmen und kugelsicheren Westen. Ganz wie der Elbenfürst erwartet hatte, wurde der Minister sofort von Leibwächtern umringt und in Richtung der Toiletten in Sicherheit gezerrt.
    Jeder, der sich nicht mit einer Polizeimarke ausweisen konnte, wurde zu Boden geworfen oder an eine Wand gedrückt. Die Trottel hatten nicht einmal Spürhunde mitgebracht, dachte der Erlkönig amüsiert. Deren Nasen hätte er mit dem Ring nicht täuschen können.
    Befehle wurden gerufen. Jemand fragte nach dem Mann im Umhang. Langsam schien den Dilettanten klar zu werden, dass ihnen ihre Beute durch die Finger gegangen war. Es war an der Zeit für einen effektvollen Abgang! Der Elbenfürst schloss die Augen und konzentrierte sich auf die metallenen Strukturen in seiner näheren Umgebung. Da waren die Waffen in Händen der Polizisten, Armbanduhren, Handschellen, die schweren, eisernen Tischbeine, Leitungen in den Wänden und die Zapfanlage auf der Theke.
    Auch wenn die Menschen ihm im Grunde egal waren, wollte er nicht, dass es unnötig zu Toten kam. Ein Gedanke des Erlkönigs ließ die Griffe der Waffen aufglühen. Fluchen! Metallisches Klacken. Ringsherum fielen Pistolen und Sturmgewehre zu Boden. Ein weiterer Gedanke und alle Handys, Helmmikros und Kopfhörer waren nur noch nutzloser Hightechschrott. Dann ließ der Elbenfürst sämtliche Lampen funkenstiebend zerbersten. Der allgemeine Kurzschluss geriet ihm ein wenig außer Kontrolle. Bläuliche Blitze krochen über die Wände, dort, wo unter dem Putz die Stromleitungen liegen mussten. Jemand stieß einen gellenden Schrei aus.
    Unter der Decke des Schankraums schossen die Blitze von einer ausgeglühten Lampenfassung zur nächsten.
    »Alles raus hier!«, kommandierte eine befehlsgewohnte Stimme. Scheiben splitterten. Die Tür zur Kneipe wurde weit aufgerissen. Im

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