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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Inquisitor ohne ihn dabei anzusehen.
    »Nun, offiziell …«
    »Wir dachten nicht daran, uns tagelang mit Floskeln und Papierkrieg aufzuhalten. Wir suchen polnischstämmige Polizisten in möglichst hohen Positionen. Zur Not würden es allerdings auch Privatdetektive oder jemand aus einem Wachdienst tun. Hauptsache, es steht außer Zweifel, dass ihre Loyalität zuallererst der katholischen Kirche gehört!«
    »Polen?«, wiederholte Anselmus irritiert.
    »Natürlich Polen!«, beharrte der Inquisitor. »In heiklen Missionen vertraut seine Heiligkeit nur noch Polen! Und er ist damit in den letzten Jahren gut gefahren!«
    Der junge Priester fragte sich einen Moment, ob Carol das wohl wörtlich meinte. Er tauschte einen kurzen Blick mit dem Kardinal, der die Hände vor der Brust gefaltet hatte und die Augen zur Decke verdrehte.
    »Verstehe!« Anselmus bemühte sich überzeugend zu klingen.
    »Gut. Wir werden jetzt die Stadt visitieren. Gegen achtzehn Uhr müssen wir noch ein Päckchen vom Flughafen abholen. Zwischen sieben und acht werden wir zurück sein. Bis dahin erwarten wir Ergebnisse. Noch Fragen?«
    Anselmus schüttelte den Kopf. Polnische Polizisten! Was dachte sich der Kerl? Köln war doch nicht Warschau. Es gab allerdings einen alten Pfarrer in Kalk …
    »Dann sehen wir uns heute Abend in Ihrem Büro.« Carol nickte flüchtig in Richtung des Kardinals. »Eure Eminenz.« Vor der Tür blieb er noch einmal einen Augenblick stehen und sah zu dem jungen Priester zurück. »Ich hoffe, Sie sind sich bewusst, woran Sie teilhaben werden. Und ich hoffe auch, dass Sie fest genug im Glauben sind, um mit den Dingen fertig zu werden, die Sie vielleicht in naher Zukunft sehen werden. Wir sind das Schwert des Glaubens im Kampf gegen die Finsternis. Wir sind das letzte Bollwerk in einer Welt, die ihre Ideale verloren hat.« Mit diesen Worten trat der alte Priester durch die Tür und machte sich auf, um das sündige Köln zu visitieren .
    »Ein harter Brocken, unser Pater Carol Wschodnilas«, spöttelte der Kardinal.
    »Kennen Sie ihn denn, Eminenz?«, fragte Anselmus und überlegte, dass ein Posten in einer abgelegenen Dorfkirche auch einiges für sich hätte.
    »Ja und nein.« Er faltete erneut selbstgefällig die Hände vor der Brust. »Ich habe Pater Carol Wschodnilas noch nie zuvor gesehen und doch weiß ich vermutlich mehr über ihn als er selbst. Ich habe nicht nur Feinde in der Kurie. Ich bin heute Morgen über seinen bevorstehenden Besuch informiert worden und man war so frei mir sogar seine Personalakte zu schicken, inklusive einiger psychiatrischer Gutachten. Ich schätze, dass Carol in einer geschlossenen Anstalt einsitzen würde, wenn er nicht Inquisitor wäre. Er ist der Überzeugung, einen Vampir getötet und mehrere erfolgreiche Exorzismen durchgeführt zu haben. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass er seinen Kampf gegen die Finsternis erst nach dem Papstattentat aufgenommen hat. Bis dahin war er für die persönliche Sicherheit seiner Heiligkeit verantwortlich. Ich schätze, Wschodnilas ist nie darüber hinweggekommen, damals versagt zu haben.«
    »Und wie soll ich nun mit unserem Besucher verfahren? Soll ich seine Mission behindern?«
    »Oh nein, um Gottes willen. Ich dachte eher … Fördern Sie ihn, mein guter Anselmus. Besorgen Sie ihm alles, was er verlangt.« Der Kardinal lächelte verschlagen. »Am besten wäre es vielleicht, wenn Sie ihm noch einen Geisterseher zur Seite stellen. Vielleicht einen Polizisten mit Visionen … Sehen Sie, was sich auftreiben lässt. Zwei von dieser Sorte werden es gewiss schaffen, sich in kürzester Zeit zu diskreditieren – und wir haben wieder Ruhe vor den Einmischungen der Kurie.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Eminenz.«
    *
    Je näher sie diesem Berg kamen, desto unwohler fühlte sich Till. Irgendwie sah der Drachenfels hier wesentlich beeindruckender aus, als er ihn aus seiner Welt in Erinnerung hatte. Die Spitze des Bergs bestand aus mit Schneewechten verhangenem graubraunen Fels, der von einer Turmruine und zerfallenden Mauern gekrönt wurde. Dichter Wald reichte fast bis zum Gipfel hinauf. Ein schaurig heulender Südwind blies ihnen direkt in die Gesichter und zerrte mit eisigen Fingern an ihren Umhängen.
    Je weiter sie auf diesen Unheil verheißenden Berg zuritten, desto kälter schien es zu werden. Das war natürlich Unsinn, versuchte sich Till einzureden, aber dann dachte er daran, dass er sich nicht mehr in seiner Welt befand und in den letzten

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