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Nebenan: Roman

Nebenan: Roman

Titel: Nebenan: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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kommen.
    Neriella zog ihn zu sich heran und küsste ihn zärtlich. Dann flüsterte sie: »Stell mir nicht zu viele Fragen. Eine Frau sollte das eine oder andere Geheimnis bewahren dürfen. Kennst du nicht die Geschichte der Melusine? Doch lassen wir das! Deine Freunde waren so freundlich schon vorzugehen.« Sie lächelte verführerisch. »Ich fürchte, du wirst dich verspäten.«

22

    »… Wie aus gewöhnlich gut informierten Kreisen verlautete, verfolgt das BKA zurzeit eine heiße Spur im Fall des Kölner Dom-Raubs. So konnte der Panzerwagen sichergestellt werden, mit dem der Einbruch verübt wurde, und nach zwei mutmaßlich Beteiligten wurde eine bundesweite Großfahndung eröffnet. Es handelt sich dabei um eine Friseuse, die der Kölner Esoterik-Szene zugerechnet wird, sowie um einen Fernfahrer, der bereits wegen diverser Delikte vorbestraft ist. Nach Angaben des Erzbistums …«
    »Der Esoterik-Szene zugerechnet«, jammerte Gabi. »So ein Unsinn. Mit diesen Hobbyhexen habe ich nie was zu tun gehabt. Wenn sich dieser Quatsch herumspricht, läuft mir die halbe Kundschaft weg und ich kann den Laden dichtmachen.«
    Joe Pandur wechselte den Radiosender, doch Nachrichten liefen jetzt überall. Er brachte den schweren Truck auf die rechte Spur zurück. Schon bei den Nachmittagsnachrichten hatte er es ihr sagen wollen, aber nicht die richtigen Worte gefunden. Seitdem waren sieben Stunden vergangen. Siebenmal hatten sie die Fahndungsmeldungen im Radio gehört und ihm war immer noch nicht eingefallen, wie er Gabi schonend beibringen konnte, dass sich in ihrem Leben jetzt einiges ändern würde. Wenn er nur so munter daherreden könnte wie diese Radiolackaffen!
    »Können wir mal anhalten, Joe? Ich glaub, mir ist die ganze Sache auf die Blase geschlagen. Was nur meine Oma denken wird? Weißt du, sie ist stockkatholisch. Ich begreife nicht, wie uns der verdammte Vulkanier so weit bringen konnte, dass wir ihm geholfen haben den Dom zu schänden. Sicher mit einem versteckten Apparat, der irgendwelche Wellen aussendet. Wenn ich so was hätte … Dann würde sich Frau Erbs nicht mehr mitten in der Dauerwellensitzung überlegen, dass sie sich doch lieber die Haare färben lassen möchte. Ich hab nicht mal die Kasse im Laden leer gemacht … Hoffentlich passiert da nichts.«
    »Gabi?« Joe tätschelte mit der Rechten Blaus Kopf, der neben der Friseuse auf dem Beifahrersitz döste. »Ich fürchte, wir werden so schnell nicht zurück nach Köln kommen. Kannst du dir vorstellen etwas anderes zu machen als Leuten die Haare zu schneiden?«
    »Wieso? Wir sind jetzt zwei oder drei Wochen in Italien, und wenn Gras über die Sache gewachsen ist, kommen wir zurück. Ich habe da eine Idee. Wenn wir über die Grenze sind, könnten wir das Reliquiar doch als Päckchen zurückschicken. Wir haben’s ja schließlich nicht klauen wollen … Und wenn es wieder zurück ist, dann sind wir doch keine Diebe mehr.«
    Joe kratzte sich über seine Bartstoppeln und schüttelte bedächtig den Kopf. »Nee, nee, Mädchen, so leicht ist das nicht. Ich meine, du hast doch selber ein paar Bullenköppe unter deinen Kunden. Wenn du bei denen mal verschissen hast, dann ist es vorbei. Die Geschichte mit dem Vulkanier werden die uns niemals glauben.«
    Blau knurrte leise im Schlaf.
    Gabi begann hektisch an einer Haarsträhne der roten Perücke zu kauen, mit der sie sich getarnt hatte. Rot stand ihr verdammt gut, dachte Joe, während er sie aus den Augenwinkeln beobachtete, um abzuschätzen, wie viel Schaden seine Worte angerichtet hatten.
    »Das wird meiner Großmutter gar nicht gefallen«, murmelte sie leise und starrte auf den Streifen grauen Asphalt, den die Scheinwerfer aus der Dunkelheit schnitten. »Wir werden es also nicht schaffen, zu ihrem Weihnachtsessen zu kommen.«
    Joe nickte. »Vermutlich nicht.«
    »Dann müssen wir an der nächsten Abfahrt runter von der Autobahn. Wir müssen eine Kirche suchen.«
    »Was?«
    »Ich will beichten«, beharrte Gabi. »Wir müssen unser Gewissen erleichtern. Den Bullen können wir vielleicht davonfahren, dem Fegefeuer nicht.«
    »Wenn wir jetzt bei einer Kirche halten, um irgendeinem Pastor zu erzählen, wer wir sind und was wir gemacht haben, dann können wir uns auch gleich auf dem nächsten Polizeirevier melden.«
    »Aber es gibt doch das Beichtgeheimnis«, wandte Gabi ein.
    »Ich glaub nicht, dass das für Kirchenschänder gilt.« Joe hasste sich dafür, ihr die Illusionen zu nehmen, aber er konnte seinem Mädchen

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