Nebenwirkungen (German Edition)
glitschigen Schlammpfad verwandelt. Die braune Brühe der Pfützen spritze bis an die Frontscheiben, sodass die fabrikneuen Jeeps, die sie am Flughafen von Gaborone entgegen genommen hatten, nach wenigen Metern heruntergekommen und alt aussahen.
»In zwei Wochen wird es hier wieder staubtrocken sein«, sagte Célia Mathieu zu Katie Foss, die hinter ihr saß. »Die Gegend leidet unter Wassermangel. Sogar die meisten Flüsse führen nur an zwei Monaten im Jahr Wasser«, fügte sie erklärend hinzu.
Sie befand sich mit ihrem Fahrer und Katie im ersten Wagen. Ihnen folgte Paul Dumas im zweiten Jeep. Célia war nicht zum ersten Mal in dieser Gegend im Südwesten Botswanas. Sie kannte das Versuchsgelände des Konzerns im Osten der Hauptstadt an der Grenze zu Südafrika aus eigener Erfahrung. Die Anlage war seit über einem Jahr nicht mehr benutzt worden, weshalb sie selbst sicherstellen wollte, dass die Einrichtungen noch funktionierten und die benötigten Bewilligungen ausreichten. Wenn erforderlich würde sie mit etwas diplomatischem Geschick nachhelfen, wie sie sich ausdrückte.
»Ich bin überrascht, dass nur eine Naturstraße zum Gelände führt. Ich habe angenommen, die Anlage wäre besser erschlossen«, bemerkte Katie. Sie wusste, dass die Tests auf dem Gelände einer alten, verlassenen Diamantmine stattfinden würden.
»Das ist tatsächlich ungewöhnlich, doch es gibt eine einfache Erklärung. Die Mine ist nie in Betrieb genommen worden. Man hat damals lediglich den Kern der Anlage mit einigen Wohnhäusern, Büros und Maschinenhaus gebaut und natürlich Probebohrungen und Sprengungen vorgenommen. Bevor man aber an die Produktion denken konnte, ist drüben in Südafrika die riesige Venetia Diamantmine entdeckt worden. Da hat man alle Kräfte auf diese neue Mine konzentriert. Für De Beers hat sich das Geschäft gelohnt. Venetia fördert inzwischen fast die Hälfte aller für die Schmuckproduktion geeigneten Diamanten der Welt.«
Die Fahrt wurde ruhiger, als sie sich einer Gruppe meist weißgetünchter, niedriger Backsteinhäuser näherten und schließlich in einen weiten asphaltierten Platz im Zentrum der kleinen Siedlung anhielten. Die Sonne stand schon tief im Westen und tauchte das scheinbar von keiner Menschenseele bewohnte Dörfchen in ein warmes, goldenes Licht. Célia führte Katie und Paul in ein Haus, das sich mit seiner himmelblauen Farbe deutlich von den anderen Gebäuden unterschied, während der Fahrer das Gepäck zu entladen begann.
»Die Villa des Direktors«, bemerkte sie spöttisch. Hier hätte das Management der Mine einquartiert werden sollen. Sie betraten eine erstaunlich geräumige und gemütlich mit dunklen Möbeln eingerichtete Eingangshalle, die offenbar als Wohnzimmer diente. Zu Katies und Pauls Überraschung standen eine Kanne duftenden Kaffees und mehrere Tassen auf dem massiven runden Holztisch. Célia nickte anerkennend und zeigte auf eine offene Tür, die in einen Korridor mündete. »Ich möchte Ihnen Mrs. Umangua vorstellen. Sie ist die gute Seele dieser Anlage.«
Eine alte fast schwarze Frau mit faltigem Gesicht, aber umso lebendigeren Augen begrüßte sie mit überschwänglicher Freude. So gut sie konnte, umarmte sie jeden, was ihr allerdings nicht leicht fiel, denn sie war klein und kugelrund. In ihrem gebrochenen, seltsam kehlig gesprochenen Englisch erklärte sie den neuen Gästen, dass sie froh war, wieder hier arbeiten zu können. Sie wohnte in einem kleinen Dorf in der Nähe, wo es sonst keine Arbeit gab. Célia erzählte Katie und Paul, dass die gute Frau jeden Tag fast eine Stunde zu Fuß vom Dorf zur Anlage unterwegs war. Bei früheren Einsätzen hatten sie ihr angeboten, sie jeweils mit dem Jeep abzuholen, doch sie hatte entschieden abgelehnt. Sie wollte nichts ›Besseres‹ sein. Nur wenn etwas zu transportieren war, ließ sie sich in ein Auto locken. Die Frau arbeitete als Haushälterin und Köchin in der Anlage, und sie erfüllte ihre Aufgabe mit Stolz und Hingabe, wie Célia versichern konnte.
»Gibt es noch weitere Siedlungen in der Umgebung?«, wollte Paul wissen.
»Nur dieses Dorf. Die anderen Siedlungen sind bereits weiter weg als Gaborone. Das Dorf befindet sich ein paar Kilometer nördlich, an einem Zufluss des Limpopo, der allerdings die meiste Zeit eher ein Sumpf oder ganz trocken ist. Die Leute dort sind sehr freundlich und uns wohlgesinnt, da sie hin und wieder kleine Arbeiten, Reparaturen oder Besorgungen für uns erledigen können. Die meisten der
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