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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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sind. Das wird übrigens auch von unserem Partnerinstitut in den USA unabhängig bestätigt. Sie haben schon recht, dass die Mücken-Population ersetzt wird. Das geschieht jedoch über einen längeren Zeitraum, und zwar auf ganz natürliche Weise. Ich habe gestern in Köln die Bestätigung erhalten, dass wir dies in einem Feldversuch im südlichen Afrika verifizieren können. Wir arbeiten hier mit dem französischen Konzern BiosynQ zusammen, der uns sein Versuchsgelände zur Verfügung stellt. Meine Mitarbeiter, darunter auch Katie Foss, die Sie gestern kennen gelernt haben, sind praktisch schon unterwegs.«
    Heike berichtete nicht ohne Stolz von diesem Vorhaben. Es war der letzte Schritt eines langen Weges mit dem Ziel, ihre Forschungsergebnisse sinnvoll anzuwenden und mit Sicherheit weltweite Anerkennung zu ernten. Sie war argwöhnische Pressevertreter gewohnt. Ihrer Meinung nach hatten diese Leute eine Vorliebe, ihr Halbwissen zu überspielen, indem sie die stets gleichen negativen Argumente wiederholten, von Missbrauchspotenzial sprachen, ohne die Zusammenhänge verstanden zu haben. Sie hielt es daher für angebracht, ihr Spezialgebiet etwas ins rechte Licht zu rücken und fuhr fort:
    »Wir Biologen sind uns der Gefahren dieser neuen Disziplin sehr wohl bewusst. Es sind schon große Anstrengungen unternommen worden, die Risiken zu minimieren. Bereits vor zwei Jahren haben wir an einem Kongress in Berkeley verbindlich beschlossen, obligatorische Sicherheitschecks von allen in diesem Bereich tätigen Firmen zu verlangen. Überdies ist es uns mit den heutigen Mitteln ohne weiteres möglich, synthetische Organismen so zu präparieren, dass sie außerhalb ihres vorgesehenen Wirkungsbereichs schlicht nicht lebensfähig sind. Ich verstehe die Sorgen vieler Laien, doch Sie müssen auch sehen, dass in den vergangenen paar Jahren bereits zehntausende von Experimenten durchgeführt worden sind, ohne dass auch nur zu einem einzigen Zwischenfall gekommen ist.«
    Auf dem Rückweg zum Hotel schlenderten Samantha und Kyle eine Weile wortlos nebeneinander durch die alten Gassen. Beide waren in ihre eigenen Gedanken versunken. Endlich wandte sich Kyle an seine Kollegin: »Wow, das war ja eine eindrückliche Vorstellung«, bemerkte er, ohne Samantha anzusehen.
    »Reden kann sie, das muss man ihr zugestehen«, entgegnete Samantha. »Allerdings glaube ich nicht, dass sie die ganze Sache so im Griff hat, wie sie vorgibt. Mein Problem ist, dass niemand in der Lage ist, dieser verschworenen Forschergemeinschaft unabhängig auf die Finger zu schauen.«
    »Das sind doch Verschwörungstheorien«, ereiferte sich Kyle. Warum unterstellst du diesen Leuten unlautere Absichten? Ich bin jedenfalls überzeugt, dass sich die Wolff redlich Mühe gibt, ihre Forschung in eine sinnvolle Richtung zu lenken.«
    »Das habe ich gesehen. Ich meine, dass du überzeugt bist«, gab Samantha giftig zurück. Es hatte nicht viel gefehlt, hätte er dieser Frau Professorin die Füße geküsst, dachte sie verärgert. Männer sind so unglaublich leicht zu beeinflussen. Kyle ging nicht auf die Anzüglichkeit ein. Er ließ sich seine Hochstimmung nicht verderben. Er freute sich einfach, dieser ungewöhnlichen Frau begegnet zu sein. Er freute sich sogar auf die bevorstehende Knochenarbeit an der Reportage. Sie hätten mittlerweile längst bei ihrem Hotel sein sollen, doch beide hatten nicht auf den Weg geachtet. Unvermittelt fanden sie sich allein in einer engen, von schmalen alten Häusern mit grün umrankten Renaissancefassaden und steilen Dächern gesäumten Gasse, als wären sie mitten in eine historische Filmszene getreten.
    »Sam, ich bin richtig gut drauf. Ich lade dich zu Sahnetorte und Kaffee ein, wir haben ja noch etwas Zeit. Was meinst Du?«, schlug Kyle vor, als sie schließlich ein einladendes Kaffee an einer Straßenecke entdeckten. Sie betraten das überraschend modern eingerichtete Lokal. Samanthas Welt sah wieder wesentlich freundlicher aus, als sie die haushohen Tortenstücke in der verlockenden Auslage erblickte. Sie hatte nach eigener Einschätzung nicht viele Laster, doch bei Süßigkeiten wurde sie regelmäßig schwach. Sie war wohl doch etwas zu grob gewesen zu Kyle. Die lockere Atmosphäre des vorwiegend von jungen Leuten bevölkerten Lokals, die hier beim Café Latte ihre Zeitung lasen oder ein Buch studierten, machte es ihr erstaunlicherweise leichter, sich zu entschuldigen.
    »Tut mir leid, Kyle. Ich wollte dich nicht verletzen. Ich bin

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