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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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geschehen ist, und die Aufzeichnungen brechen plötzlich ab, doch es muss schlimm gewesen sein.«
    »Wo soll sich diese Katastrophe ereignet haben?«, fragte Robert ungeduldig.
    »Das steht ganz genau im Bericht. Irgendwo im Süden Botswanas. Der Name des Ortes steht auch da, und die GPS Koordinaten sind angegeben. Der Verfasser wollte offenbar keinen Zweifel über den Ort des Geschehens aufkommen lassen, vielleicht um die Authentizität zu belegen«, antwortete Peter. Er zog einen Zettel aus seiner Jacke und gab ihn Robert. »Ich habe dir hier alle Fakten und Daten kurz zusammengefasst.«
    »Danke. Weiß man wann es geschehen ist?«
    »Konnte ich nicht feststellen, aber möglicherweise habe ich etwas übersehen. Es kann allerdings meiner Meinung nach nicht Jahre zurück liegen.«
    »Weshalb?« Robert verstand nicht, wie sein Kollege diesen Schluss ziehen konnte.
    »Ganz einfach. Wenn es im Zusammenhang steht mit dem ersten Teil des Dokuments, was ja wohl anzunehmen ist, handelt es sich um neuste Forschung, die auf aktuellen Entwicklungen der synthetischen Biologie aufbauen. Und diese Erkenntnisse sind wohl kaum älter als ein Jahr.« Peter nahm einen weiteren Schluck des erfrischenden Earl Grey und schaute den Spatzen zu, die sich um die wenigen Brotkrumen zwischen den Tischen stritten.
    »Mach es nicht so spannend. Um welche Forschungen geht es denn?«
    »Die lange oder die kurze Geschichte?«
    Robert hatte keine Lust auf eine ausufernde Lektion über Peters Fachgebiet. Er warf ihm einen Blick zu, der nur bedeuten konnte, dass er die Kurzversion hören wollte.
    »Sie haben einen modifizierten NRTI Strang hergestellt«, antwortete Peter lächelnd.
    »Das war etwas zu kurz«, musste Robert eingestehen. Er hatte keine Ahnung, was sein Kollege eben gesagt hatte. Vor allem hasste er die Unsitte der jungen Leute, Akronyme und andere Abkürzungen statt verständliche Wörter zu verwenden.
    Peter kannte Roberts Einstellung nur zu gut. Er grinste und erklärte es ihm. »NRTI ist eine praktische Abkürzung für Nukleosidische Reverse Transkriptase-Inhibitoren. Diese Moleküle verhindern die Bildung doppelsträngiger DNA durch das HI-Virus im Menschen. Das heißt, NRTI ist ein Versuch, das Aids-Virus unschädlich zu machen.«
    Robert begann zu verstehen. Bevor er die erwartete Frage stellen konnte nickte Peter und schaute ihn ernst an, als er leise sagte: »Mit anderen Worten, das Dokument berichtet über die Entwicklung und offenbar geheimen Tests eines Aids-Impfstoffs.«

KAPITEL 2
     
Paris, Technologiepark
     
    K yle saß erwartungsvoll im großen Konferenzraum des Hauptsitzes von BiosynQ. Das Gebäude war Teil eines ausgedehnten Technologieparks an der Route de Noisy im Osten von Paris. Mit seiner Kreuzform und dem fast fensterlosen, mit glänzenden Granitplatten bewehrten Erdgeschoss glich das Gebäude einer modernen Festung.
    Seine Freude war so offensichtlich gewesen, als er Heike Wolffs Einladung zur Pressekonferenz in Paris vor ein paar Tagen bekommen hatte, dass Samanthas bissige Kommentare nicht ausgeblieben waren. »Paris, die Stadt der Liebe«, war noch das Netteste, was er sich anhören musste, doch Samanthas Sarkasmus konnte die Vorfreude nicht trüben. Er hatte Heike bereits vor der Veranstaltung getroffen und war zu seiner großen Überraschung wie ein alter Bekannter begrüßt worden.
    Célia Mathieu, die zuständige Direktorin von BiosynQ, eröffnete die Veranstaltung mit der unvermeidlichen, jedoch angenehm kurz gehaltenen Übersicht über ihre Firma und die Hintergründe der Kooperation zur Malariabekämpfung mit dem Forschungsteam der Universität Heidelberg. Die etwa zwanzig Journalisten im Raum folgten ihren Worten mehrheitlich mit offensichtlich mäßigem Interesse. Das änderte sich schlagartig, als Professor Heike Wolff zu sprechen begann. Die Frau strahlte eine derart einnehmende Mischung aus Kompetenz und Leidenschaft für die Sache aus, dass sie selbst hartgesottene Presseleute sofort in ihren Bann zog. Und sie setzte ihre gefährlichste Waffe gnadenlos ein: sie blickte ihren Zuhörern direkt in die Augen, gab jedem das Gefühl, als richteten sich ihre Worte nur an sie oder ihn. Wie schon bei seinem Interview mit Heike in Heidelberg, hatte Kyle erhebliche Mühe, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
    »Dieser Feldversuch mit den genveränderten Mücken hat bereits begonnen. Ich kann Ihnen heute mit großer Freude unsere ersten, sehr positiven Resultate präsentieren. Sie bestätigen unsere

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