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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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solltest du auch einen Blick ins Buch werfen. Ich habe beim Durchblättern einige eindeutig medizinische Hinweise gefunden. Das ist eher dein Fachgebiet.« Katie war zwar keine Ärztin, doch hatte sie anfangs vier Semester Medizin studiert, bevor sie sich für die Biologie entscheiden konnte.
    »Mach ich doch«, antwortete sie ohne große Begeisterung. »Wie findest du übrigens dieses Omelett?«
    »Ganz O.K. Ziemlich würzig und nahrhaft. Warum?«
    » 53 Prozent Protein, 15 Prozent Fett, 17 Prozent Kohlenhydrate, eine wahre Eiweißbombe. Der Fachausdruck ist ›Imbrasia oyemensis‹, oder genauer: dessen Raupe. Wie du gesagt hast, die Raupen sind sehr nahrhaft.«
    Paul starrte angewidert auf die Reste in seinem Teller, dann holte er sich noch ein Bier aus dem Kühlschrank. Katie stand auf, um das Geschirr abzuräumen. Ihr Blick streifte das Fenster zur Veranda, sie zuckte zusammen und konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Mit lautem Geklirr zerschellte der Teller am Boden. Da waren sie wieder, die Augen. Sie hatte sich also nicht getäuscht, als sie sich vor zwei Tagen nachts plötzlich beobachtet fühlte. Paul stürzte herbei.
    »Was ist los?«
    Katie zeigte wortlos auf das schwarze Fenster.
    »Was - hast du was gesehen?«
    Katie nickte und antwortete leise: »Augen. Sie haben uns beobachtet.«
    Paul trat ans Fenster und schaute angestrengt in die schwarze Landschaft hinaus. Er konnte lediglich die Silhouette der Bäume und des nahen Termitenhügels erkennen. Nichts schien sich zu bewegen. Um Katie zu beruhigen nahm er die Jagdflinte, die hier zur Standardausrüstung gehörte, und machte einen Rundgang ums Haus.
    »Nichts. Alles friedlich und ruhig. Vielleicht hast du eine Reflexion gesehen, oder es war ein neugieriger Affe«, versuchte er sie zu beruhigen, als er zurückkam.
    »Es war ein Mensch, und er war schon einmal hier«, antwortete sie zitternd.
Cambridge
     
    Robert brauste in flottem Tempo die Huntingdon Road entlang nach Westen. Seine schnittige knallrote Vectrix reagierte immer noch so empfindlich und rasant auf die kleinste Handbewegung wie am ersten Tag. Er hatte vor zwei Jahren, am Tag nach seiner Pensionierung, den klapprigen alten Vauxhall Cavalier ebenfalls in den Ruhestand versetzt, um sich das coole Elektro-Motorrad anzuschaffen - zum blanken Entsetzen der guten Mrs. Carvalho. Er musste jedes Mal lachen, wenn er an den Tag dachte, an dem sie ihn zum ersten Mal in voller Montur in der Garage gesehen hatte. Einen Einbrecher vor Augen, war sie ins Haus gestürmt, und nur mit Mühe hatte er sie davon abhalten können, die Polizei zu rufen.
    Er bog rechts in die Allee der Whitehouse Lane ab und parkte sein Motorrad kurz darauf neben einem halben Dutzend Edelkarossen auf dem Parkplatz des Hotels Felix. Der giftgrüne Volkswagen am anderen Ende des Platzes deutete unzweifelhaft darauf hin, dass Peter Thornton bereits im Graffiti, dem Restaurant dieses feudalen Landsitzes saß. Nach den geheimnisvollen Andeutungen, die sein Kollege am Telefon gemacht hatte, musste das Dokument aus Marchands Mappe eine überraschend interessante Lektüre gewesen sein.
    Peter hatte sich an einen Tisch auf der Terrasse gesetzt, von wo man den großen Park mit seinen gepflegten Blumenrabatten und dem alten Baumbestand überblicken konnte. Der Afternoon Tea war bereits serviert worden, sodass sich die beiden Herren an der großzügig mit Gebäck und mundgerechten Sandwichportionen beladenen Etagère bedienen konnten.
    »Je mehr ich von deinem Dokument verstanden habe, desto verblüffter war ich, dass so was an einem Kongress verteilt wird«, bemerkte Peter zwischen zwei Bissen von seinem dick mit Clotted Cream bestrichenen Scone. »Es scheint mir eher ein Betriebsunfall zu sein.«
    »Damit liegst du gar nicht so falsch, aber das ist eine lange Geschichte. Erzähl mir lieber, was du gefunden hast. Ich bin nicht schlau geworden aus deinen Andeutungen.«
    Peter wischte sich den Mund ab, nahm genüsslich einen Schluck Tee und lehnte sich schließlich satt zurück. Er schaute Robert nachdenklich an, bevor er zu berichten begann.
    »Also, das Dokument besteht im Grunde aus zwei Teilen. Der erste Teil liest sich wie ein Ausschnitt aus einem internen Forschungsbericht, oder einer Dissertation, wenn du willst. Der zweite Teil könnte der Bericht eines Sensationsreporters über eine Katastrophenübung sein. Nur war es offenbar keine Übung, die da beschrieben ist, sondern brutale Realität. Es wird zwar nicht klar, was genau

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