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Nebenwirkungen (German Edition)

Nebenwirkungen (German Edition)

Titel: Nebenwirkungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Anderegg
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Voraussagen und Erwartungen in eindrücklicher Weise. Diese Grafik illustriert, was ich damit meine.« Sie deutete auf die Großprojektion eines Diagramms, in dem die zeitliche Entwicklung der S-Population, also der Mücken mit synthetischem Gen, im Verhältnis zum gesamten Anophelesbestand dargestellt war. Die Kurve zeigte klar, wie der Anteil an ungefährlichen Mücken, die keine Krankheitserreger mehr übertragen konnten, im Laufe des Versuchs angestiegen war.
    Die Vertreterin eines amerikanischen Wissenschaftsmagazins meldete sich: »Die Grafik deutet darauf hin, dass sich der Anstieg abflacht. Ist es nicht denkbar, dass die S-Population in nächster Zeit wieder abnimmt?«
    »Die Abflachung entspricht unseren Erwartungen. Je höher der Anteil modifizierter Mücken, desto langsamer werden sich die modifizierten Gene auf den Rest des Bestandes ausbreiten. Der Grund ist einfach, dass es immer wahrscheinlicher wird, dass sich modifizierte Mücken wieder mit bereits modifizierten paaren, wenn es viele dieser Art gibt. Die Kurve ist eine so genannte Asymptote. Der gutartige S-Bestand nähert sich allmählich dem Ziel 100%. Zurzeit sind wir bereits bei 50% angelangt.«
    Die hartnäckige Journalistin gab sich noch nicht zufrieden. »Können Sie die Messgenauigkeit irgendwie quantifizieren, die diesen Zahlen zugrunde liegt?«, hakte sie nach.
    »Selbstverständlich. Die Fehlertoleranz unserer Messungen beträgt in dieser Phase des Versuchs 15% mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%. Im Klartext: wir wissen mit 95% Sicherheit, dass unser Messfehler kleiner ist als plus-minus 15%. Der Bestand von 50% an ungefährlichen Mücken könnte sich also ebenso gut als 35% oder 65% oder irgendeine Zahl dazwischen herausstellen. Das mag Ihnen noch nicht sehr überzeugend erscheinen, doch bedenken Sie, dass die Genauigkeit rasch zunimmt, je länger die Versuchsreihe dauert. Wir stehen schließlich erst am Anfang und doch hat sich unsere Vorhersage bereits voll bestätigt.«
    Kyle erinnerte sich plötzlich an seine Notizen aus der Vorbesprechung mit Samantha. Er meldete sich: »Können Sie eine Aussage über mögliche Nebenwirkungen ihrer Methode der Malariabekämpfung machen?«
    Heike hatte diese Frage erwartet und musterte ihn lächelnd, als sie antwortete: »Unsere Methode zielt ganz spezifisch auf die Unterbrechung des Entwicklungszyklus von Plasmodien in Anophelesmücken. Es ist nicht möglich, dass sich das veränderte Genmaterial der Insekten in irgendeiner Weise auf andere Lebewesen oder sonst auf die Umgebung auswirkt. Überdies verhalten sich die veränderten Mücken genau wie ihre natürlichen Artgenossen, wie wir bereits in Heidelberg nachgewiesen haben. Es besteht nicht der geringste Anlass zur Annahme, dass unerwünschte Nebenwirkungen auftreten werden.«
    Diese Antwort veranlasste einen der anwesenden Vertreter der Lokalpresse zu einer Frage, die er an die Direktorin von BiosynQ richtete.
    »Was waren die Gründe, die zur Auswahl des Versuchsgeländes in Botswana führten?«
    Célias Antwort bestand mehr oder weniger aus Allgemeinplätzen und dem Hinweis auf die langjährige umfangreiche Erfahrung des Konzerns mit professionell organisierten und ausgerüsteten Feldlabors. Der Journalist ließ jedoch nicht locker und fragte weiter:
    »Dieses Gelände ist doch bereits früher von Ihrer Firma benutzt worden. Welche Art Versuche sind denn dort durchgeführt worden?«
    Die sichtlich genervte Direktorin von BiosynQ antwortete gezwungen freundlich: »Die Anlage ist professionell ausgerüstet und befindet sich in einem für den Malaria-Feldversuch besonders geeigneten Gebiet. Selbstverständlich ist das Gelände bereits früher benutzt worden. Aus betrieblichen Gründen kann ich Ihnen leider keine näheren Angaben über die Details vergangener Tests machen, die nichts mit dem laufenden Versuch zu tun haben. «
    »Eine letzte Frage«, fuhrt der Frager ungerührt weiter. »Hat nicht der vor kurzem am Biologen-Kongress in Paris ums Leben gekommene Pierre Marchand auch für Ihre Firma in Botswana gearbeitet?«
    Heike schaute Célia, die sich nur mühsam beherrschen konnte, verwundert an. Sie bemühte sich, ruhig zu antworten.
    »Dazu kann ich Ihnen keine Angaben machen, da die Untersuchungen noch laufen.« Sie wandte sich demonstrativ an die anderen Zuhörer. »Sind sonst noch Fragen zum Thema dieser Pressekonferenz? Wenn nicht, würden wir hier abschließen. Im Anschluss sind Sie herzlich zu einem kleinen Apéro draußen in der Halle

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